Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
In wenigen Monaten wird es endlich wieder ein neues Album der Epic-Doom-Legenden geben. „The Door To Doom“. Das zweite Album mit Originalsänger Johan Längquist. Man fährt bei den Schweden ganz die Retro-Schiene, was beim Cover eher peinliche Auswüchse hat. Dabei ist der eigentliche CANDLEMASS-Sänger, der die Band jahrelang geprägt hat, Messiah Marcolin. Mit vier Alben hat er die meisten der Band eingesungen und einige von ihnen sind sehr prägend für die Band. Einer dieser Band-Klassiker ist „Nightfall“.
Verkannte Genies
Es mutet heute etwas absurd an, dass CANDLEMASS nach „Epicus Doomicus Metallus“ sich ein neues Label suchen mussten, weil sich der Erstling zu schlecht verkauft habe. Allerdings passten sie mit ihrem langsamen Sound nicht wirklich in das Jahr 1986, das in der Retrospektive vor allem für Thrash-Hochleistungen im Gedächtnis geblieben ist. Davon hat sich Leif Edling aber glücklicherweise nicht beirren lassen. Er rekrutierte noch Messiah Marcolin, Drummer Jan Lindh und Gitarrist Lars Johansson womit das klassische Line-Up vollständig war.
Entgegen den üblichen Hörgewohnheiten
Als Hörer ist man normalerweise froh, wenn das Intro vom eigentlichen Lied getrennt ist. Im Fall von ‚The Well Of Souls‘ ist das Intro eng mit dem Lied verknüpft. ‚Gothic Stone‘, welches mit einer Beethovenschen Bedeutungsschwere aufwartet, trägt einen wesentlichen Beitrag zum Spannungsaufbau des Stücks bei. Messiah Marcolin orientiert sich an Längquist und kann durch seine Virtuosität deutlich machen, wie Edling und Längquist das Debüt wohl in ihren Köpfen hatten.
Darauf folgt das Instrumental ‚Codex Gigas‘, das mit einem schweren Riff punkten kann, welches effektvoll melodisiert wird. Mit dem zweitkürzesten Song ‚At The Gallows End‘ folgt eine Komposition, die beeindruckende Wechsel der Dynamiken und Tempi und ein enormes Hit-Potenzial vereinen kann. Nicht umsonst wurde dieses Lied auch als Single ausgekoppelt. Die Schweden ziehen hier mal die Geschwindigkeit an, allerdings immer im Rahmen der gepflegten Langsamkeit. Ohne Intro folgt dann sogleich die Ballade ‚Samarithan‘, die textlich die beste Werbung für den christlichen Glauben anbietet. Dazu kommt eine verführerische Melancholie, die das Lied so anziehend macht. Mit ‚Marche Funebre‘ folgt eine beeindruckende Interpretation einer Chopin-Komposition.
„Nightfall“ hat Epen und einen Smash-Hit
Nach diesen Verschnaufpausen folgt mit ‚Dark Are The Veils Of Death‘ ein Epos, das es in sich hat. Es fängt mit einem klassischen Doom-Riff an, kann dann in den Strophen sogar Speed-Metal-Gitarren anbieten und bietet natürlich auch genug Stellen zum Headbangen, was es live interessant macht. Mit ‚Bewitched‘ ist tatsächlich auch noch eine Art Smash-Hit enthalten. Klar, die Länge von sechseinhalb Minuten bewahrt das Stück vor einer allzu penetranten Verwertung, ist aber im Vergleich zu anderen Stücken, extrem simpel. Mit dem kurzen Instrumental ‚Black Candles‘ wird das Album unaufgeregt beendet.
Dieses Album müsste eigentlich auch außerhalb der Metal-Szene als Klassiker gelten. Die Schweden verfügen über die Klasse von BLACK SABBATH, lassen dabei aber die psychedelischen Elemente weg. Im Kombination mit Marcolins Mönch-Gesang wird hier dadurch nicht der Okkultismus in den Vordergrund gestellt, sondern die Melancholie. Und diese wird con CANDLEMASS gefühlsecht intoniert. „Nightfall“ ist ein Album, bei dem alles passt.
Auch für mich als erklärter Doom-Hasser ein Meisterwerk!
Für mich ist dieses Album wahres Doom. Das Genre ging schief mit dem sogenannten „groovy doom“ – der Bälle saugt.
Ne, is klar. Einfach mal pauschalisieren und Bands wie Crowbar als Schrott abtun. Ich finde prima, dass du Platte hier liebst, aber bleib mal auf’m Teppich. Nix für ungut.
Crowbar sind Groovy-Doom? Seit Wann?! Ich glaube, du hast es nicht verstanden.
Wtf soll „Groovy-Doom“ sein? Da hilft noch nicht mal Google.
Groovy-doom ist (für mich sowieso) Bands wie Cathedral, Bongzilla USW.
Gut für dich und die weltweit anderen zwölf Leute, die den Begriff „Groovy Doom“ verwenden.
lol, danke!
@theml1: mit dem Begriff Sludge hätte ich dich womöglich überfordert und Kirk mag den auch nich 😉
Und nun gehe ich auf Klo und höre dazu Kackimetal, respektive Würstimetal.
Letztendlich erschloss sich mir einfach nicht, warum man seine Vorliebe für ein Album bekundet und gleichzeitig noch Zeit findet indirekt andere Bands und deren Fans zu disssen.
Groovy Doom 😂
Das klingt ja doch sehr gut. Versuchen Sie, nicht zu beleidigt zu sein, das ist einfach meine Meinung.
Die Musik ist, wenn einem nach klassischem Doom ist natürlich super, den Sänger kann ich mir über die gesamte Spielzeit aber nicht (mehr) geben.
Da bevorzuge ich Rob Lowe (der da ja auch mal gesungen hat oder noch tut?) von Solitude Aeturnus, die ich auch musikalish in dem Bereich besser fand.
Das ist für mich aber ein ganz klarer Fall von Geschmackssache und bedarf keiner Diskussion.
Lowe ist seit 2012 nicht mehr dabei. Für das neue Album ist Johan Längquist zurück, der auch schon das Debut eingesungen hat.
Merci. 🙂 Schade, großartiger Sänger, aber SA gibt’s ja leider auch nicht mehr. 🙁
Klingt auch nach über 30 Jahren noch frisch! Grandiose Scheibe! Bin gespannt auf ihr neues Werk.
Weinend for Freude, auf den Knien huldigend, was da aus den Boxen tönt. Nach Epicus Doomicus Metallicus, quasi die 10 Gebote Übegabe, stieg Gott, oder whatever, erneut hinab und brachte der Menschheit Freude, Erhabenheit, Fieber, Doom Metal! Was ihr hier hört ist „klassisch“ in jeglichem Sinne, Wahnwitz, Genialität, Perfektion. Müßig einen Song rauszupicken. Das Ganze ist. Nach dem Kracher ist vor dem Kracher. The whole world needs this. Period.
*vor, verdammt. Vor. 😉
Ist ein gutes Album, fällt meiner Meinung nach aber enorm gegenüber dem grandiosen Erstling ab!
Keine Ahnung, was viele gegen Langquist haben, aber mir gefiel sein Gesang deutlich besser, als der von Marcolin. Auch die Songs besitzen nicht mehr diese ergreifende Atmosphäre. Mag sein, dass sie noch doomiger ausgefallen sind, aber sie haben mich zu selten gepackt. „At the Gallows End“ ist natürlich ein Highlight und insgesamt ist der Aufbau des Albums wirklich angenehm geraten, aber im Angesicht des perfekten Vorgängers, hat mir hier einfach das gewisse Etwas gefehlt. Geht mir aber scheinbar fast alleine so. Egal, trotzdem starke Band!
Ein Meisterwerk