Candlemass - Dactylis Glomerata

Review

Die Wiederveröffentlichung dieses 98er-CANDLEMASS-Werkes ist ohne Zweifel eine zwiespältige Sache. Schon vor neun Jahren waren alle Vorzeichen dieser Scheibe eher unglücklich. Eigentlich wollte Mastermind Leif Edling ein zweites ABSTRAKT ALGEBRA-Album einspielen, kam im Studio aber nicht recht voran, verpulverte eine Menge Kohle und war schließlich kurz vor dem Aufgeben, als er einen Anruf von Music For Nations erhielt. Jenes Label wollte ihm finanziell unter die Arme greifen. Aber nur unter zwei Voraussetzungen: Erstens sollte die Platte unter dem Namen CANDLEMASS erscheinen, und zweitens bekam er die Order den Härtegrad der Stücke anzuheben.

Herausgekommen ist „Dactylis Glomerata“, eine Veröffentlichung, die durchaus Züge von CANDLEMASS trägt, aber nur bedingt mit Klassikern der Marke „Epicus Doomicus Metallicus“ oder „Tales Of Creation“ vergleichbar ist. Zum einen fehlt natürlich Messiah Marcolins charismatische Stimme. Zum anderen präsentieren sich sämtliche Stücke sehr wohl tief im Doom verwurzelt, lassen aber den kraftvollen Heavy Metal-Einschlag, der CANDLEMASS eigentlich auszeichnete, vermissen und wabern sich stattdessen psychedelisch und stoniger aus den Boxen. Die Qualität ist dabei zu jeder Zeit vorzeigbar, hat aber mit CANDLEMASS außer Leif Edling als Hauptsongschreiber wenig gemein. Dies sei allen Die-Hard-Fans der Truppe warnend mit auf den Weg gegeben. Für eine andere Zielgruppe ist diese Neuauflage ohnehin nicht gemacht.

In punkto Bonusmaterial und Packaging weiß „Dactylis Glomerata“ jedoch sehr wohl zu gefallen, erscheint es doch als Doppel-CD im edlen Pappschuber. Zusätzlich an Bord befinden sich in Form von „Container“ und „Thirst“ zwei Japan-Bonus-Tracks, ehrliche Liner Notes von Leif Edling persönlich und als Leckerli oben drauf das bisher unveröffentlichte Album „Abstrakt Albegra II“, das quasi den weniger heavy ausgefallenen Prototyp von „Dactylis Glomerata“ mimt. Mit Mats Leven als Sänger finden sich hier einige Stücke des eigentlichen Albums in abgewandelten Versionen, die im Vergleich zum metallischeren Gegenstück aber eher langweilen.

Kleine Notiz am Rande: Die sechs Saiten malträtierte auf „Dactylis Glomerata“ kein geringerer als Michael Amott, der sogar Mitglied im CANDLEMASS-Fanclub war und sich somit die Chance, auf einem Album seiner Helden zu spielen, nicht nehmen lassen wollte. An ihm lag es keinesfalls, dass diese Scheibe objektiv zwar ordentlich ausgefallen ist, subjektiv aber ein Etikett wie CANDLEMASS nur bedingt verdient hat.

14.02.2007
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