Candiria - 300 Percent Density

Review

Was zur Hölle ist das? Das mittlerweile vierte Tonstück dieser Band aus Brooklyn (!) peitscht einem mit schier undrosselbarer Aggression und gleichzeitig mit einer liebevollen Verspieltheit ein Soundbrett um die Ohren, das in dieser Mischung wahrlich seinesgleichen suchen dürfte. Gleichsam mischen sich Jazz-Elemente (oft ganze Einlagen) zwischen die dominierende metallene Härte, dann herrscht einen ganzen Song lang wieder der pure amerikanische Hip-Hop vor oder wird alsbald ergänzt durch erneuten Ausbruch von Instrumental und Gesang – Gesang? Nein, eher ein verzerrtes Kreischen, ein Refuse-ähnliches Erbeben der stimmlichen Gefüge von Vokalist Carley Coma. Außerordentlich progressiv agiert der Herr hinterm Drumkit, mit Kapiteln wie dem gewöhnlichen 4/4-Takt scheinen Menschen wie dieser schon vor einigen Semestern abgeschlossen zu haben… Das mag einerseits von musikalischer Fähigkeit zeugen, nur wirken die Stücke dadurch leider oft zerrissen, ohne wirklichen roten Faden, zumal sowas wie ein Refrain relativ selten anzutreffen ist. Zusätzlich stören einmal mehr seltsame Experimental-Tracks den Fluss der CD. Die Kreuzung jedoch des ohnedies schon imposanten Suds mit reinem Jazz gelingt der Band in nahezu überwältigender Weise – nahezu logisch erscheint beispielsweise die Verzahnung von entspannt gedudeltem Jazz und der folgenden Übernahme durch das übermäßig aggressive Gitarrenbrett – welches aber die fricklige Masche aufnimmt und beibehält. Diese musikalische Genialität wird wiederum mit urbanem Harlem-HipHop domestiziert, was die Gesamtheit dann entgültig beispiellos werden lässt. Ein ungewöhliches Glanzlicht des Albums bildet ferner der gut 11-minütige Hidden Track, eine tempofreie Odysse durch sphärische Klangwelten – oder auch nur Beischlaf-Soundtrack vom Feinsten. Diese Scheibe ist schlussendlich den Freunden brachialer Geräusch-Eruptionen ebenso zu empfehlen wie der frickel-verliebten Musikergemeinde – allen jedoch sei ein wenig Toleranz zu durchgängig ausgefallener Rhythmik ans Herz gelegt.

27.04.2001
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