Cancer - To The Gory End

Review

Sie waren gut, aber nicht gut genug. Wahrscheinlich ist das die einfache Erklärung dafür, dass die englischen Death-Thrasher CANCER, die mit ihrer Gründung im Jahre 1987 noch der Generation der Death-Metal-Pioniere zuzurechnen sind, nie zu großer Popularität gelangten. Mittlerweile ist das Trio aus der Planstadt Telford wieder einmal aktiv – bereits 2003 hatte man sich nach längerer Auszeit zusammengetan, nur um dann 2006 nach dem schwachen Rückkehr-Werk „Spirit In Flames“ wieder die Segel zu streichen – und schwupps machen sich Cyclone Empire daran, die ersten drei CANCER-Alben wiederzuveröffentlichen. Da spekuliert man wohl auf eine fruchtbare Wechselwirkung.

Das im Frühjahr 1990 erschienene Debüt „To The Gory End“ ist stilistisch ein für die Abenddämmerung der 1980er-Jahre typischer Hybrid aus Death und Thrash Metal sowie klanglich ein eineiiger Zwilling von SEPULTURAs im Jahr zuvor erschienenem „Beneath The Remains“-Album – die Erklärung für Letzteres ist einfach: Scott Burns produzierte beide Alben in seinen Morrisound Studios in Florida. Immerhin: Durch den kratzig-bösen Gesang John Walkers wirkt „To The Gory End“ merklich aggressiver als SEPULTURAs dritte Platte. Und den Originalklang gibt es hier sowieso nicht zu beurteilen, denn für die Wiederveröffentlichung musste natürlich einmal wieder remastert werden. Als ob dieser nicht auszurottende Frevel ein Verkaufsargument wäre.

Obwohl magische Momente durch Abwesenheit glänzen, ist es keinesfalls so, dass das Erstwerk CANCERs nichts zu bieten hätte – die Quasi-Bandhymne „C.F.C.“ mit dem sich einbrennenden „Cancer, Fucking Cancer“-Chorus, die satt böllernden „Witch Hunt“ und „Into The Acid“, „Imminent Catastrophy“ mit seinen zahlreichen Tempowechseln und das Titellied mit seinem für die damalige Zieit ungewöhnlichen Keyboard-Einsatz sollten Beweis genug sein. Doch bereits bei Erscheinen musste sich „To The Gory End“ in Sachen Qualität und Brutalität geschlagen zeigen und seinen Platz in der zweiten Reihe suchen. Reizvollere beziehungsweise blutigere Scheiben wie beispielsweise „Leprosy“, „Spiritual Healing“, „Consuming Impulse“ oder „Severed Survival“ waren da bereits zu Sehnsuchtsobjekten in der jungen Todesblei-Szene geworden.

Die Cyclone-Empire-Wiederveröffentlichung bietet über die regulären neun „To The Gory End“-Kompositionen hinaus noch zwei 1989er-Demo-Dreingaben, die mit deutlich räudigerem Klang aufwarten und ziemlich eindimensional daherscheppern – man erkennt schnell, warum es die beiden Liedchen nicht auf das achtbare, ja durchaus charmante Debüt geschafft haben.

04.08.2014
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