CANCER veröffentlichen nach dreizehn Jahren (und fünf nach der Reunion) endlich mal wieder neues Material. Und wenn alte Helden nach so langer Abstinenz eine neue Scheibe ankündigen, dann ist man ja immer so ein bisschen im Zwiespalt. Einerseits hofft man natürlich, dass möglichst nahtlos an alte Heldentaten angeknüpft wird. Andererseits fürchtet man, dass genau dieses Vorhaben gründlich misslingt.
Die Briten sortieren sich mit ihrem Comeback-Album „Shadow Gripped“ irgendwo dazwischen ein. Man scheitert also keinesfalls krachend, erreicht aber dennoch leider nicht das frühere Niveau.
CANCER erfüllen die hohen Erwartungen leider nicht
Kennt ihr das, wenn ihr eine Scheibe nach den ersten ein bis zwei Durchläufen schon enttäuscht für immer ganz nach hinten im Plattenschrank verbannen möchtet, am besten für immer? Doch dann gebt ihr dem Silberling doch nochmal eine Chance, und plötzlich zündet das Ding, zumindest wesentlich besser als zuvor? Bei mir wurden hier anfangs sogar böse Erinnerungen an das unsägliche „Promise“ von MASSACRE wach. Aber keine Bange, so schlimm ist „Shadow Gripped“ dann doch nicht geworden.
CANCER sind ja nun wieder in der klassischen Besetzung unterwegs und stehen natürlich nach wie vor für klassischen Old School Death, für was bitteschön auch sonst? Die Herren fühlen sich also nach wie vor pudelwohl im Rumpelkeller, verlassen allerdings den Midtempo-Bereich öfters mal als früher. Das zeigt sich bei Tracks wie „Garotte“, „Organ Snatcher“ oder „The Infocidal“. Und eben bei diesen schnelleren Passagen weiß die Band durchaus das eine oder andere Todesblei-Gelüst zu befriedigen, wenn auch nicht vollends zu überzeugen. Das gelingt noch am ehesten mit „Ballcutter“, „Half Man Half Beast“ oder aber „Thou Shalt Kill“. Hier haben wir es zwar auch nicht mit Klassikern für die Ewigkeit zu tun, aber absolut ok sind diese Stücke allemal.
Ansonsten zieht sich „Shadow Gripped“ teilweise schon etwas in die Länge und ist für eine komplette Scheibe nach der langen Pause vielleicht schon etwas dünn. CANCER unterschreiten hier zwar nie ein gewisses Niveau, können aber leider auch nicht mit guten Ideen in ausreichend großer Anzahl glänzen. Und auch der etwas undifferenzierte und leicht matschige Sound fördert leider nicht unbedingt das Hörvergnügen. Es wirkt alles irgendwie halbgar.
Alles ganz ok, aber alles andere als ein richtiger Kracher
Bei einem Newcomer könnte man schon über manches wohlwollend hinweg sehen, aber bei einer Band diesen Kalibers darf und muss man die Messlatte einfach höher ansetzen. So werden CANCER live nach wie vor ziemlich sicher eher von ihren alten Klassikern zehren.
Aber, und auch das muss man ganz klar feststellen: Nachdem die erste durchaus verständliche Enttäuschung etwas verflogen ist, wächst „Shadow Gripped“ durchaus mit jedem Durchlauf. Die Scheibe wird auch dann nicht zum Mega-Kracher, ist aber dennoch recht ok. Somit enttäuschen CANCER ganz sicher nicht auf ganzer Linie. Aber von einer Band, die einen Klassiker wie „Death Shall Rise“ in der Vita stehen hat, kann und muss man ganz einfach mehr erwarten.
Liebe Cancer. Bitte beerdigt euch ganz schnell wieder und nehmt „Death shall rise“ bitte nie wieder wortwörtlich. Dieses uninspirierte Gerödel braucht echt mal keine Sau. Drei Punkte aus Gründen der Nostalgie und eine Memo an mich mal alle guten James Murphy Momente als einen Track zusammenzuschneiden, hat er doch das anfangs erwähnte Album damals auch erst erträglich gemacht. Einmal Mittelmaß, immer Mittelmaß.
Ich habe nur die „The Sins Of Mankind“ hier rumliegen, hörte hin und wieder mal in die restlichen Neunziger Alben rein. Hat schon seinen Grund weshalb ich nur das eine Album besitze. Ich finde, dass CANCER hier eigentlich genauso klingen wie vor knapp 25 Jahren. Daher finde ich 6 Punkte (ich beziehe mich auf den hier verlinkten Song) durchaus passabel. Mittelmaß eben.
Wer die Band damals mochte, wird hier sein Fresschen finden.
Aber gerade im starken DM Jahr 2018 tut diese VÖ doch doppelt weh… Also mir.