Cancer Bats - Psychic Jailbreak

Review

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Tour abgesagt, Gitarrist weg – die zurückliegenden zwei Jahre waren auch für die kanadischen Sludge-Punker von den CANCER BATS kein Ahornsirupschlecken. Von Gründungsmitglied Scott Middleton trennte man sich zwar in ungebrochener Freundschaft, doch die Angst vor der Lücke war sicherlich begründet. Nun waren die BATS auch immer eine Band, die trotz verschiedenster musikalischer Einflüsse die positive Empowering-Attitüde des Hardcore ganz besonders verinnerlicht hatte. Nicht umsonst kanalisierte „Searching For Zero“ sogar eine Häufung von tragischen persönlichen Schicksalsschlägen in ein nachdenkliches und düsteres, aber auch wütend-kraftvolles Album. Diesmal hat es noch ein bisschen länger gedauert, aber nun, vier Jahre nach „The Spark That Moves“ präsentieren die CANCER BATS mit „Psychic Jailbreak“ ein neues Album.

Kantiger und verschrobener

Und der Name ist Programm. Studio-Album Nummer sieben gibt sich deutlich kantiger und verschrobener als man die Kanadier in jüngerer Vergangenheit erlebt hat. Wo „The Spark That Moves“ viele leichte, fast punkrockige Momente aufwies, ist „Psychic Jailbreak“ kompromissloser, unberechenbarer, spontaner und auch etwas unausgereifter.

Es geht im Grunde ziemlich gut los. „Radiate“ ist genau der angepisste Hardcore-Opener, den es nach der langen Wartezeit brauchte. „The Hoof“ legt beim Tempo sogar noch einen drauf und schon jetzt ist klar, dass Bassmann Jaye R. Schwarzer die BATS-DNA so sehr verinnerlicht hat, dass er auch an der Gitarre eine mehr als passable Figur macht. „Lonely Bong“ lässt an dritter Stelle etwas mehr Luft (zum Ziehen vermutlich) und bringt den Groove. In „Friday Night“ reizt Fronter Liam Cormier seine räudigen Stimmbänder erstmals zu einem seiner charakteristischen, melodisch angehauchten Refrains. Hinter der nächsten Ecke wartet dann aber doch eine faustdicke Überraschung.

„Hammering On“ dürfte ein Novum in der Bandgeschichte sein. Der Song ist eine Art schleppendes Southern-Sludge-Cowboy-Duett. Cormier bekommt weibliche Gesangsunterstützung – jede Zeile wird gedoppelt. Nicht uninteressant, aber an dieser Stelle auch etwas überfordernd.

Den CANCER BATS fehlen diesmal einige einprägsame Momente

Danach geht es weiter, als wäre nichts gewesen. Man merkt, dass die Band ihr Süppchen aus Doom, Sludge, Hardcore und Punk mittlerweile kaum noch zu verkochen in der Lage ist. Trotzdem oder gerade deshalb fehlen der zweiten Albumhälfte etwas die einprägsamen Momente. Klar, da ist „Keep On Breathin“ mit seinem ansteckenden Dreiviertel-Gezappel und dem jammigen Outro. Auch „Pressure Mind“ schlägt zur Mitte noch einen mitreißenden Haken. Ein paar mehr solcher Momente hätten die Wegstrecke bis zum über jeden Zweifel erhabenen Titeltrack und Rausschmeißer noch etwas unterhaltsamer gestaltet.

„Psychic Jailbreak“ ist weniger zugänglich als so mancher Vorgänger aus dem Hause CANCER BATS, erschöpft sich dadurch bedingt aber auch langsamer. Ein paar Längen lassen sich nicht wegdiskutieren, das Gesamtpaket dürfte Fans und Freunden von SABBATH, Nola-Sludge, RED FANG und Co. aber weiterhin munden.

Viel wichtiger ist sowieso, dass die Band trotz aller Umstände ganz deutlich hörbar weiterhin jede Menge Spaß und Energie hat und immer noch ihr Ding macht. Wenn sich jetzt noch jemand für die Gitarre findet, steht der nachzuholenden Tour nichts mehr im Wege.

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14.04.2022

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