Callisto - True Nature Unfolds

Review

Angeblich soll Balisto leicht schmecken und voller gesunder Vollkornzutaten sein. Diese Band hier heißt jedoch CALLISTO und ihre musikalischen Zutaten liegen schwerer im Magen als eine ganze Wagenladung des altgedienten Schokoriegels.
Art Rock meets Noisecore – so könnte man ihr bereits vor einem Jahr in ihrem Heimatland Finnland erstmals veröffentlichtes Debüt „True Nature Unfolds“ beschreiben. Fans von CULT OF LUNA, NEUROSIS und ISIS werden sich jetzt wahrscheinlich schon die Finger lecken. Trotzdem sei auch ihnen ein wenig Vorsicht nahe gelegt. Alle anderen, die bei dümpeligen Soundcollagen, verkopftem Pseudointellekt und zumeist weinerlichem Deprigehabe (bestes Beispiel sind die ab und an aufjaulenden, weiblichen Vocals) sowieso schon eitrigen Ausschlag bekommen, brauchen erst gar nicht weiterlesen. Sie müssen sich so oder so wieder die üblichen Vorwürfe gefallen lassen: „Pah, Du hast doch eh keinen Sinn für Kunst!“ oder „Bist halt ein asseliger Metaller!“ oder „Na, zu dumm für diese auch den Geist fordernde Musik?“ oder… Ein herzliches Fuck You! an alle solche Äußerungen reihenweise tätigenden Besserwisser! Denn was bitte ist an träge vor sich hin plätschernden Songfragmenten ohne wirklichen Fluß oder die oftmals beschworenen, ach so immanenten Spannungsbögen samt fehlender Steigerung der intensität bitte verehrungswürdig?! Das einzige, was bei den Finnen wirklich unter die Haut geht, sind die traurig-verzweifelten Vocals von Sänger Markus Myllykangas. Aber auch auf diesem Gebiet kann z.B. ein Jagger von DISBELIEF wesentlich mehr Gefühle transportieren und noch dazu packende Songs mitliefern. Wenn ich minimalistische bis höchst emotionale Geräuschkulissen hören will, lege ich GODSPEED YOU BLACK EMPEROR! ein, denn jene beherrschen die Kunst, die Leere in einem selbst durch Beklemmung noch zu verstärken, in Perfektion. CALLISTO hingegen langweilen einfach nur. Das darf bei einer Platte, von der behauptet wird, ein „emotionaler Tiefflug durch die Niederungen einer Welt am Abgrund“ (Promoflyer) zu sein, einfach nicht passieren.
Das einzige, was auf „True Nature Unfolds“ nämlich wirklich mitnimmt, ist die Tatsache, dass für die Produktion ein gewisser Mieszko Tallarczyk (Sänger/Gitarrist von NASUM), der Ende letzten Jahres dem Tsunami in Asien zum Opfer gefallen ist, für die Produktion zuständig war. R.I.P.! So bekommt diese Scheibe durch ihren Plattentitel einen noch schaleren Beigeschmack.

26.04.2005
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