Callisto - Providence

Review

CALLISTO – Promo rein, Play-Taste gedrückt und… erstmal eine lange Zeit gar nichts mehr gemacht. Nicht mal mehr den Kaugummi weitergekaut. Hellichter Tag, aber die Bilder, die sich abspielen, liegen irgendwo jenseits der Sonne. Irgendwann dann doch wieder Bewegung in meiner Wohnung. Ich schaue auf die Uhr. Tatsächlich ist die Zeit ohne mein Zutun um etwas über eine Stunde fortgeschritten. Ist das der Effekt, den die Zen-Mönche so unbedingt erreichen wollen? Sich ganz in eine Sache hineinfallen zu lassen, und dabei an gar nichts, wirklich nichts zu denken? Mein restlicher Tag verlief irgendwie im Trance. Ich konnte mich an kein Detail des Albums erinnern, aber dennoch würde ich es unter Zehntausenden wiedererkennen – allein an der Stimmung, die es erzeugte.

Als ich mir dann nochmal dieser Scheibe näherte, diesmal mit etwas mehr Vorsicht und analytischem Verstand, war ich wieder begeistert. Und wieder. Und wieder. Warum?
Weil CALLISTO es fertigbringen, melodisch und atmosphärisch gleichzeitig zu sein, ohne die Melodien in den Vordergrund zu stellen, weil sie alle Stimmungen erzeugen können, die man sich vorstellen kann, weil sie die Instrumentation so vielfältig und doch so homogen gestalten – weil sie mit „Providence“ einfach ein verdammt geiles Album abgeliefert haben!

Grob als Orientierung kann man wohl THE OCEAN nennen, namentlich das “Proterozoic“-Album. CALLISTO sind ruhiger, setzen aber ebenfalls Glockenspiele, Saxophone und Prog Metal ein, verwurzelt irgendwo im Hardcore, aber dennoch auf einer psychedelischeren Ebene. Keine explosiven Eruptionen von THE OCEAN, nicht die absolut hoffnungslose Düsternis von NEUROSIS, sondern eine Nische zwischen allen Stühlen. Überwiegend Klargesang, sanfte Töne, nur hin und wieder Gitarrenwände, die sich aber so logisch in die Songs einfügen, dass man sie nicht als „hart“ wahrnimmt.

Ein kleiner Wermuthstropfen bleibt aber, da das Album in der Mitte einen kleinen Durchhänger hat, in denen der Gesang ein wenig eintönig wirkt und man sich ein klein wenig mehr der – ich nenne es jetzt einfach profan “Härte“ wünscht. An die Glanztaten von Bands wie eben genannten THE OCEAN oder NEUROSIS kommt die Band auch noch nicht ganz heran, dennoch haben die Finnen hier ein grandioses Album vorgelegt, das gerade in der kälteren Jahreszeit Wärme spendet.

27.03.2009
Exit mobile version