Cover-Alben sind in der Regel eine sichere Sache – das Label hat eine garantierte Einnahmequelle und die Band, die einen Song eines anderen Musikers entweder getreu dem Original nachspielt oder in einer veränderten Interpretation wiedergibt, darf an der Beliebtheit des Originals auch noch einmal teilhaben. Win-Win. Auf der anderen Seite muss man sich aber auch die Frage stellen warum Bands diesen Schritt wagen, denn viele Cover-Versionen sind einfach nur furchtbarer Dreck. Steckt wirklich nur Geld dahinter? Ein Kreativitätsloch oder einfach doch nur Spaß an der Sache? Vielleicht von allem ein bischen. Wer weiss das schon? Fakt ist jedenfalls, dass sich Cover-Alben durchaus großer Beliebtheit erfreuen und vor allem dann eine Daseinsberichtigung haben, wenn die Songs in einer bandeigenen Interpretation glänzen, ähnlich wie bei den NORTHERN KINGS zum Beispiel, ATROCITY oder auch bei CALIBAN mit ihrer „Coverfield“ EP.
CALLEJON – in diesem Fall eigentlich ihr Alter Ego KALLEJON – schaffen genau das, und haben für „Man Spricht Deutsch“ einige der bekanntesten Bravo-Hits der letzten dreißig Jahre durch den Fleischwolf gedreht, völlig egal ob aus der Pop- oder Rap-Niesche – hier bekommt wirklich jeder sein Fett weg! Und seien wir doch mal ehrlich, wirklich jeder, auch wenn man nichts mit TOKIO HOTEL („Durch den Monsun“), SIDO („Mein Block“) oder PETER SCHILLING („Major Tom“) am Hut hat, kennt diese Songs und singt sie auf dem nächsten Volksfest oder der Klassenparty trotzdem mit. Auf der Premium Edition gibt es sogar noch zwei weitere Tracks: „Chicago“ von CLUESO und „Boomerang“ von BLÜMCHEN.
„Man Spricht Deutsch“ ist eine Ansammlung von neu interpretierten Partykrachern, die ohne Ausnahme in typisch-abgedrehter-charakteristischer CALLEJON-Art und -Weise schweißtreibend und überzeugend vorgetragen werden. Wer hier nicht mit macht, weder Luftgitarre spielt, noch im Moshpit aufdreht oder die Matte kreisen lässt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. Auch wenn es sich hierbei nur um ein Cover-Album handelt, das man durchaus mit gemischten Gefühlen betrachten kann, so muss man CALLEJON trotzdem zugute halten, dass qualitativ nichts schief gelaufen ist, und wie immer auch eine fette Produktion für gute Stimmung sorgt. „Man Spricht Deutsch“ ist eine gelungene Abwechslung, die die Warteteit auf das nächste reguläre Album der jungen Herren etwas versüßt. Kaufen! Party! Punkt.
Was Heino mit seinem Coveralbum nicht geglückt ist, meistert Callejon umso besser. Die Songauswahl ist erfrischend abwechslungsreich und vereint diverse Musikrichtungen aus 3 Jahrzehnten. Songs wie „Schwule Mädchen“, „Mein Block“ und „Major Tom“ rocken einem glatt die Socken aus. Lediglich die beiden gecoverten Rocksongs „Schrei nach Liebe“ und „Hier kommt Alex“, welche schon im Original unverbesserlich sind, entfalten diesen „Aha-Effekt“ nicht so richtig und bleiben auf der Strecke. Ansonsten ein rundum gelungenes Coveralbum!