Caledonian - Acolyte

Review

„Das Auge isst mit!“, wusste schon seinerzeit der werte Senior in unserm Haushalt rehabilitierend zu schwadronieren, wenn er die Familie seine wässerigen Spargel-Fasern, die noch kurz zuvor auf dem Teller zwischen Rösti und Kokostunke so delikat geglänzt hatten, verdrossen aus den Zähnen montieren sah – Es sollte sicher das anmutige Äußere über geringe qualitative Unerfreulichkeiten hinwegtrösten… Aber eine durch Äußerlichkeiten erweckte Erwartungshaltung kann andererseits ebenso einen erheblichen Einfluss auf das Urteil über den Inhalt haben, beim Essen wie beim Musikkonsum. Langen Prologes kurzer Sinn: Das Cover der mir hier vorliegenden Langrille gehört beileibe zu den schmackhafteren des Genres – allerdings hätte ich nun unter seinen Fittichen eher ein rasantes Death/Thrash-Gebräu vermutet. Stattdessen bietet sich mir ein nicht gerade unbekannter Potpourri aus Dark-, Death- und Gothic-Metal, der sich leider schon auf den ersten Blick nur als weitere Geschmacksrichtung neben ausgewiesenen Koryphäen wie Sins Of Thy Beloved, After Forever, Theatre Of Tragedy und all den Altbekannten legitimieren kann und auch nach dem fünften Durchlauf kein eigenes Charisma verströmen kann. Dabei gehen die sieben Finnen bei der Verrichtung ihres Auftrages leidlich professionell zu Werke, für Abwechslung sorgt nicht allein das inzwischen gattungsintern gängige Balzen von übermächtigem (und äußerst gelungenem) Gurgelgegrunze und attaktivem weiblichem Sopran; auch bei der Melodieführung gelingt der Band in Songs wie „Ragdoll“ der ein oder andere widerstandsfähige Ohrkriecher. Die Produktion zeugt zwar von Kompetenz, jedoch fehlt es vor allem der Saitenfamilie zu einem beträchtlichen Quantum an Gewaltsamkeit, was einen zwar differenzierten, aber allzu diplomatischen und freundlichen Klang zur Folge hat, der dem wunderschönen Organ von Sängerin Riina Rinkinen nichts entgegenzusetzen hat und ihm auch nicht wirklich Fundament ist. So wirken auch songwriterisch hitzigere Songs wie „Lust For Celtic Dark“ oder „Silk Rose“ eher unglaubwürdig, zumal zusätzlich auch die durchgängig stimmig eingesetzten Keyboardsphären den armen Growler mit seiner animosen Attitüde etwas im Regen stehen lassen. Im Endeffekt bietet diese Scheibe eine akzeptable Ergänzung zu oben aufgeführten Leitsternen, aber das Setzen von musikalischen Akzenten ist mit diesem Debüt weniger gelungen. Doch greife ich zu guter Letzt gerne noch einmal auf den opulenten Sentenzen-Fundus meines Altvorderen zurück, aus welchem bisweilen folgende Schlauheit purzelte: „Lieber gut kopiert als schlecht entwickelt“…

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03.07.2002

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