Ich muss ja zugeben, der zweite Eindruck täuschte mal wieder. Während ich mit dem mir zuerst modellierten Urteil wieder ziemlich über meine schlußendliche Ansicht über „Time Of Legends“ hinausgeschossen war (die Betrachtung des fantastischen Covers ließ meinen Unterkiefer ungehindert der Gravitation gehorchen), wirkte das darauf folgende Durchzappen durch die Titel eher rauschdämpfend. Enttäuschend weich schienen mir die Songs, nahezu poppig und blumig. Daran hat sich eigentlich auch nach eingehendem Studium der CD nichts geändert, nur meinen Erwartungen (die immer wieder „Wo ist der Metal?“ fragten) musste ich den Ausgang weisen – und siehe da: Schöne und interessante Musik offenbarte sich mir. Die Eigenproduktion fällt durch einen klaren, sanften Sound auf, nicht zuletzt durch großzügig implizierte Keyboard-Klänge. Diese lassen sich, wie auch die Gitarren, als ein eines der Hauptcharakteristiken immer wieder zu langen Soli hinreißen, was die einzelnen Titel oft in die Nähe der 10-min.-Marke streckt. Aber seien wir ehrlich: Der Sound mag schön sein, die Komposition mit dem adelnden Adjektiv „progressiv“ belegt werden: Cairo klingen nicht wirklich zeitgemäß, der seit der Genesis-Blütezeit aktive Dreier orientiert sich noch immer stark an alten Poprock-Größen seiner Gründerzeit. Dies aber so geschickt, dass mir einfach nicht einfallen mag, an wen jetzt insbesondere – das Gefühl, diesen oder jenen Track schon einmal im Radio flöten gehört zu haben, lässt einen während des Durchlaufs niemals ganz los. Sonach warne ich: Diese Platte ist wohl kaum geeignet für traditionelle Metalheads (selbst Dream Theater-Fans sollten nicht blind zulangen), da sie eigentlich allenfalls Rockmusik bietet, gänzlich aggressionslos und lieb, teilweise (vor allem auch stimmlich) recht poppig, oft unüberzeugend in der Wechselwirkung der vielen unterschiedlichen Stimmungen, was aber jegliche Schlaffheit von vorn herein ausschließt. Wen also vielseitige Kompositionen ohne Wucht und Wettern ansprechen, sollte dem mittlerweile dritten Album Cairos ein Ohr leihen.
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