Wie bei einem guten Cliffhanger knüpfen wir mit „F.O.H.A.T.“ direkt beim abschließenden Satz der letzten CAÏNAN-DAWN-Review an: „Geht es qualitativ so weiter, folgt mit dem dritten Album ein Meisterwerk.“ Das hat zwar nicht funktioniert, die hohe Qualität wurde aber nahezu gehalten.
„F.O.H.A.T.“ – der finale Beginn eines Drei-Alben-Zyklus
Schon im Opener von „F.O.H.A.T.“ werden wir von Klargesang überrascht, von gutem Klargesang wohlgemerkt. Ansonsten wird „Kaos Theos Kosmos“, der einzige Song, dessen Titel aus mehr als einem Wort besteht, von einem Wechsel aus ruhigen Passagen und schnellen Angriffen geprägt. Anfänglich ist die Gitarrenarbeit monoton, dazu gesellt sich eine präsente Ride. Das Monotone entfaltet sich zunehmend, der schon auf „Thavmial“ konstatierte Bienenschwarm schwirrt ebenfalls und in der Folge sind es eher plötzliche Ausbrüche statt Breaks, die die Geschwindigkeit verändern. Starker und tief im CAÏNAN-DAWN-Kosmos verwurzelter Beginn.
CAÏNAN DAWN geben sich mystisch, atmosphärisch, angriffslustig …
Bei „Ylem“ denken einige erst mal an DARK FORTRESS, und so weit entfernt voneinander liegen beide Nummern auch nicht. Ein direkter Quervergleich macht wenig Sinn, doch die immens veränderte Stimmung passt schon ins experimentelle Bild der Deutschen. Die Franzosen von CAÏNAN DAWN ziehen ihr „Ylem“ aber sowohl düsterer als auch mystischer auf, agieren dabei konsequent im Midtempo, während die Gitarren bedrohlich und die Vocals weitestgehend aggressiv klingen. „Mara“ ändert die musikalische Richtung erneut: es stampft deutlich mehr, der Sound ist allgemein brachialer. Filigranes tönt unterschwellig, erreicht aber immer mal die Oberfläche, bevor es von hämmernden Drums wieder nach hinten verfrachtet wird. Der Titeltrack von „F.O.H.A.T.“ ist ein reines Interludium – viel zu ereignisarm, um die Dauer von kapp vier Minuten zu rechtfertigen.
Richtig groß, aber nicht groß genug
Ein fließender Übergang führt uns zu „Thule“. Das Lied geht direkt nach vorne und es kristallisieren sich gefährliche Melodien heraus. Dann wird das Tempo erst mal gedrosselt, die Gitarren rücken weiter in den Hintergrund und tönen eher dumpf. CAÏNAN DAWN spielen erneut eifrig mit der Ride und ab und an schlängeln sich die Melodien angriffslustig aus dem Gitarrennebel. „Fathomless“ beschert uns wieder Klargesang – danke. Die im positiven Sinne extrem auffällige Gitarrenarbeit verleiht der ganzen Nummer einen schwarz-orthodoxen Charakter. „Om“ beendet „F.O.H.A.T.“ (weniger meditativ, als es der Titel vorgaukelt) nach nur sieben Songs, aber immerhin fast 50 Minuten. Der Song bietet keine neuen Erkenntnis, manifestiert aber die Meinung, dass CAÏNAN DAWN zum zweiten Mal unter Osmose Productions ein richtig großes, atmosphärisch dichtes Album abgeliefert haben. „F.O.H.A.T.“ stellt dabei zugleich Finale und Beginn eines umgekehrten musikalischen Weges dar, der mit dem Debüt „Nibiru“ inhaltlich endet. Kaos, Theos, Kosmos. Was kommt danach?
Ich muss mich immer wieder wundern, dass diese Band nicht schon längst ein breiteres Publikum hat. Sicher erfinden sie den athmosphärischen Black Metal nicht neu, aber die Songs sind (nicht nur handwerklich) Weltklasse! Allein die letzten drei Stücke von F.O.H.A.T. sind derart packend, dass ich sie nur mit ner glatten 10 bewerten kann. Parallelen sehe ich zu Funeral Mist zur Maranatha- Zeit. Soundmäßig ist die Scheibe eher tiefenbetont, vielleicht etwas zu sehr, aber sonst fett produziert. Sollten wirklich mal einige antesten!
P.S.: Nein, ich habe nichts mit der Band zu tun, ich finde sie wrklich einfach nur richtig gut! 😉