Cadaver - The Age Of The Offended

Review

Soundcheck Juli 2023# 2

Das Duo aus dem Norweger Anders Odden und Vollblutschlagwerker Dirk Verbeuren (u.a. MEGADETH) war stets für Musik bekannt, die ihren ganz ureigenen Death-Metal-Geruch aufwies. So auch das letzte Werk „Edder & Bile“, das innerhalb der Szene durchaus gut angekommen war. Mit ihrem neusten Output „The Age Of The Offended“ wird schon am Titel klar, dass CADAVER lyrisch nicht mehr nur mit Leichenteilen spielen, sondern sich inzwischen offenbar auch politisch bzw. gesellschaftskritisch äußern. Dazu soll das inzwischen sechste Album der Band vielschichtiger sein und ein noch größeres Fuck Off in Richtung Genregrenzen aufzeigen.

Nachdem das Intro „Sycophants Swing“ die Einmarschmusik eines Horrorzirkus sein könnte und „The Age Of The Offended“ letztendlich das erste Mal vollständig durch den Plattenspieler rotiert ist, kann die Aussage von Odden & Verbeuren prinzipiell bestätigt werden. Von der Grundausrichtung bewegen sich CADAVER erneut irgendwo in der Knochenschwämme zwischen Death Metal, Thrash Metal, Crust- und Punk-Elemente sowie einigen Riffanschlägen, die durchaus schwarzmetallische Kühle ausstrahlen, hier aber mehr für ein obskures Gesamtbild sorgen. Die Produktion hat dazu die richtige Farbe: Druckvoll und differenziert, aber, trotz Nuclear Blast im Rücken, ausreichend Schmutz, um auf den Seziertisch zu dürfen.

Tatsächlich liefern die beiden Musiker, die sich mit Ronni Le Tekrø (TNT) und dem bereits früheren Bassisten Eilert Solstad noch etwas Unterstützung besorgt haben, einen reichlich bunten Sicko-Cocktail, bei dem es Einiges zu entdecken gibt. „Death Revealed“ ist zum Beispiel ein chaotisches Stück, das manchmal ein wenig an IMPALED erinnert, gefolgt von einer langsamen Walze in Form von „The Shrink“. „Deadly Metal“ präsentiert dann die hässliche Thrash-/Punkfratze von CADAVER, während das umliegende Beiwerk durchaus druckvollen Death Metal, ohne die ganz großen Höhepunkte bietet.

Wie schon auf dem Vorgänger haben CADAVER weiterhin die Qualität, mehr als soliden Todesstahl aus den verschiedensten Einflusssphären zu bieten und diesen mit „The Age Of The Offended“ auch qualitativ hochwertig auf Platte zu bannen. Die kurzweiligen Stücke eignen sich hervorragend für Bier und Garten, rauschen allerdings für den ganz großen Wurf größtenteils etwas zu unkantig vorbei. Dass die Truppe aber mehr in der Trommel für Abwechslungsreichtum gerührt hat, tut dem Album unheimlich gut und darf für zukünftige Vorhaben gerne wieder passieren.

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09.07.2023

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