Byzantine - The Fundamental Component

Review

In der Spätantike erhob sich das byzantinische/oströmische Reich und erlebte bis zu seinem Niedergang durch Kreuzzüge und osmanische Aggressoren eine recht wechselhafte Geschichte… fein, aber das ist an DIESER Stelle auch völlig egal. Anno 2004 erhebt sich dann das Debüt der US-Amerikaner Byzantine… das ist hier schon wesentlich interessanter!

Über’n Großen Teich schwappen ja die ulkigsten Klangexperimente, die uns als „Moderner“ Metal serviert werden (wenn nicht schon der böse, schwarze Mann mit dem Nu Metal oder New Wave Of American Metal Stempel daherkommt). Allerdings bewegt sich das Debüt der vier Amis aus West Virginia nicht im Fahrwasser solcher Acts wie Killswitch Engage oder gar System Of A Down. Nee, hier wird zur Abwechslung nämlich mal wirklich durchdachter (Thrash) Metal äußerst versiert gezockt. Sicherlich wird die Laut-Leise-Dynamik, die die Band an einigen Stellen gekonnt einsetzt, so manchen Old Schooler zunächst abschrecken, aber spätestens, wenn die Jungs neben den Pantera-gefärbten, HC-durchtränkten Stakkatoriffs auch die Bay Area von Testament bis Exodus besuchen und ein wenig Exhorder drauflegen, sollten die Songs auch bei betonköpfigen Anhängern der alten Schule durchzünden und für erhebliche Nackenschmerzen sorgen. Byzantine bewegen sich dazu stets auf einem sehr angenehmen (also hohen) Härtegrad, wissen aber immer, ihre Tracks mit hartnäckigen Hooklines und hochmelodiösen Soli zu verfeinern.

Während der Aufbau der Rhythmusstrukturen oft auch in Richtung Meshuggah schielt (aber stets absolut eingängig bleibt) und uns die Songs in einer Gewichtsklasse von Crowbar ans Trommelfell ballern, keift uns Brüllvieh/Klampfer OJ zunächst in bester Anselmo/Cavalier Sicko-Manier an, um dann diese geilen melodischen Chöre (an einigen Stellen von Gastsängern unterstützt) abzufeuern, die einigen der Stücke einen hymnenhaften Charakter beschert („Stoning Judas“,“Sin Remover“,“Kill Chain“). Technisch ist der Vierer den meisten „Mitbewerbern“ zudem überlegen … vor allem das hervorragende „My New Casket“, in dem das abgehackt-vertrackte Riffing perfekt von den Kicks gestützt wird, zeugt von einem absolut arschtigthen Zusammenspiel, an der sich eben so manch andere Band ne Scheibe abschneiden kann. Um das ein oder andere Noise-Element ist man auch nicht verlegen, auch wenn Byzantine im Gegensatz zu Gesellen wie Mastodon oder Dillinger Escape Plan erheblich straighter vorgehen. Das Songwriting ist bei fast allen Songs überzeugend –und das, wo doch die 4 Minutenmarke nie unterschritten wird. Abwechslung und Ideenreichtum ist eben Trumpf. Zwar schleicht sich die ein oder andere Länge ein, aber wirklich langweilig wird’s nie.

Lediglich die Produktion im Schlachtzeuchbereich könnte ein wenig zwingender sein. Beeindruckend ist das songdienliche Drumming aber zu jeder Zeit. Und mit „Brundlefly“ zeigen sich Byzantine dann auch gleich selbst herrlich beeindruckt von Cronenbergs „Die Fliege“-Variation von 87 … ähnlich begeisternd/verstörend wie dieses Filmopus ist auch „The Fundamental Component“ geworden. Sicher noch weit weg vom wahren Meisterwerk, aber ein verdammt starker Einstand, der hungrig auf mehr macht.

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19.06.2004

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1 Kommentar zu Byzantine - The Fundamental Component

  1. crippled fluffy catcat sagt:

    manchmal beschleicht mich das gefühl, dass bei dem enormen potential durchaus noch mehr drin gewesen werde – mal schaun was die zukunft bringt… dennoch ein herausragendes debüt.

    8/10