By Fire & Sword - Glory

Review

BY FIRE & SWORD laden mit ihrem Debütalbum „Glory“ zur Messe und verbreiten die frohe Botschaft der First Holy Church of the Children of Light. Wer hinter den Epic Metallern aus Boise, Idaho allerdings irgendwelche evangelikalen Spinner vermutet, sollte vielleicht noch mal genauer hinhören und schauen.

BY FIRE & SWORD verbreiten die frohe Botschaft

Zugegeben, beim Genuss des ersten Single „Leave a Little Room“ wäre ich BY FIRE & SWORD auch fast aufgesessen, allerdings ist die hier in die Gemeinde gefeuerte Predigt bereits derart überzogen, dass man sich das verschmitzte Augenzwinkern der Musiker bildlich vorstellen kann. Sollte man danach noch immer unsicher hinsichtlich des religiösen Dogmatismus der Amis sein, so dürfte doch spätestens bei der Hymne an den Klingelbeutel „Tithe (The Money Song)“ der Groschen fallen. Offenkundig nehmen BY FIRE & SWORD, die übrigens unter den ehrfurchtgebietenden Synonymen The Reverend Tim Tom Jones und Brother Joffrey missionieren, weder sich selbst noch die Gepflogenheiten eingangs erwähnter christlicher Glaubensgemeinschaften allzu ernst.

Musikalisch bieten BY FIRE & SWORD bisweilen unverschämt eingängigen Epic Heavy Metal, der sich vor der Genrekonkurrenz nicht verstecken muss. Das eingangs erwähnte „Leave a Little Room“ nistet sich mit stampfenden Riffs und stilecht von Orgelklängen untermalt sofort im Gehör ein; besonders der Reverend trägt mit seiner Darbietung zwischen Tobias Forge (GHOST), Mark Shelton (MANILLA ROAD) und dem Pathos eines amerikanischen Fernsehpredigers maßgeblich zur Griffigkeit des Materials bei. Wer jetzt bei der Mischung aus Metal und poppigem Gesang an die kürzlich hier besprochenen MDXX denken muss, liegt gar nicht so falsch, auch wenn die schwedischen Kollegen etwas finsterer zu Werke gehen.

Der Musik von BY FIRE & SWORD wohnt dagegen stets eine gewisse Beschwingtheit und Euphorie inne, Stücke wie „Fear and Trembling“, „Glory, Love & Light“ und „Dear Reverend (Please Take My Hand)“ haben zudem eine deutliche Euro-Power-Metal Schlagseite, die diesen Effekt noch verstärkt. Doch auch in Richtung Doom („Tap the Conduit“) und Thrash („A Moment of Silent Reflection“) werden die Fühler ausgestreckt, ohne dass es dabei allzu miesepetrig zugeht, schließlich bringen BY FIRE & SWORD frohe Kunde. Dabei darf mit „The Flood“ auch eine theatralische Halbballade nicht fehlen, bei welcher der Reverend vor Ergriffenheit dahinschwelgt. Das omnipräsente aber nie aufdringliche Orgelspiel im Hintergrund rundet das Feeling einer ekstatischen Messe ab.

Musikalisch ist „Glory“ ernst zu nehmen

BY FIRE & SWORD liefern mit „Glory“ eine ziemlich eigenwillige Heavy-Metal-Scheibe ab, für die man schon einen gewissen Humor mitbringen muss. Zwischen gutmütiger Verballhornung und beißendem Sarkasmus ziehen die Amerikaner die merkwürdigeren Auswüchse des christlichen Glaubens ihrer Heimat durch den Kakao. Dies tun sie mit einer solchen Konsequenz, dass man den Unterschied zwischen humoristischem Seitenhieb und tatsächlichem religiösem Eifer bisweilen kurz vergisst und in der Konsequenz ist es nicht ganz unverständlich, wenn einem „Glory“ in voller Länge vielleicht etwas zu gesalbt rüberkommt.

Musikalisch sind BY FIRE & SWORD allerdings ernst zu nehmen, wobei man auch hier argumentieren könnte, dass sie mit dem Georgel und der durchweg erhabenen Grundatmosphäre bestimmte Epic-Metal-Konventionen aufs Korn nehmen. Nichtsdestotrotz ist „Glory“ hochkompetent umgesetzt, strotz vor eingängigen Melodien sowie tollen Riffs und kann zudem mit einer warmen, organischen Produktion punkten. Wer sich also am Humor der Amerikaner nicht stört und eh auf kauziges Zeug steht, wird mit diesem Album sicher viel Spaß haben.

15.09.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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