Burning Witches - The Witch Of The North

Review

Gut ein Jahr nach Veröffentlichung von „Dance With The Devil“ melden sich BURNING WITCHES mit dem neuen Album „The Witch Of The North“ zurück. Auf dem Konzept-Album zur nordischen Mythologie demonstrieren die Schweizerinnen, dass sie die erzwungenermaßen tourfreie Zeit der letzten Monate gut zu nutzen wussten.

Spielfreude statt Pflichterfüllung

So viel Zeit für neue Musik„, sagt Gitarristin Ramona Kalkuhl, „hatten wir noch nie. Dieses Album entstand völlig ohne Druck„. Tatsächlich lässt sich auf „The Witch Of The North“ mehr Spielfreude und Kreativität ausmachen, als auf dem Vorgängeralbum, das trotz aller Qualitäten mehr nach routinierter Pflichterfüllung klang.

Dafür sorgen nicht nur die variablen Riffs und Soli, sondern eine insgesamt abwechslungsreiche Gestaltung der Songs. Den Pfad des traditionellen Heavy Metal verlässt die Band zu keiner Sekunde, aber innerhalb der Genregrenzen werden, wie zuletzt auf dem selbstbetitelten Debüt, alle Ebenen des Weges ausgelotet.

Balladeske Songs wie „Lady Of The Woods“ sind auf dem Album zu finden, ebenso harte Nackenbrecher wie „Nine Worlds“. Was zu Beginn der Karriere jedoch noch der Orientierung diente, zeigt sich nun als Ausschöpfen aller Möglichkeiten.

BURNING WITCHES sind der Tradition verbunden

Denn ihren eigenen Sound haben BURNING WITCHES längst gefunden, auch wenn dieser nicht sonderlich originell ist. Die Verpflichtung gegenüber dem traditionellen Schwermetall ist aber ebenso gewollt wie auch hörbar. „Wir wollen die Herkunft dieser Musik und unserer Band am Leben erhalten„, erklärt Romana und trifft damit vermutlich den Nerv vieler Fans. „Wir machen die Musik, die wir lieben„, ergänzt Bassistin Jay in unserem Interview.

Eingängige Stampfer wie „We Stand As One“ regen zum mitsingen an, mit Tempowechseln gespickte Nummern wie „Thrall“ zum Headbangen und Fäuste-in-die-Luft-recken. Ein Cover des SAVATAGE-Klassikers „Hall Of The Mountain King“ fügt sich ebenso stimmig in das Album ein. Totalausfälle sind nicht zu verzeichnen, ebenso keine uninspirierten Filler.

Dass die Band trotzdem nicht überholt klingt, ist der Energie zu verdanken, die vor allem Sängerin Laura Guldemond versprüht, aber auch die anderen Musikerinnen an den Instrumenten, die immer wieder eine nette Hook parat haben. Die tadellose Produktion von DESTRUCTIONs Schmier und das klare, volle Mastering von V.O. Pulver geben einen zusätzlichen Kick.

„The Witch Of The North“ klingt kraftvoll und frisch

Die Schweizerinnen schaffen zwar den Spagat zwischen Tradition und jugendlicher Frische, bleiben mit einem Fuß aber eben doch in der Vergangenheit verhaftet. „The Witch Of The North“ ist ein gutes Album geworden, hat aber nur eine spezielle Zielgruppe im Visier: Wer auf GRAVE DIGGER und RUNNING WILD steht, bei den letzten Outputs der verdienten Metal-Recken aber das alte Feuer vermisste, wird bei BURNING WITCHES fündig werden. Da diese Nische zugegebenermaßen nicht gerade klein ist, dürfte das Album viele Metalheads zufriedenstellen.

„The Witch Of The North“ ist das bislang reifste Werk der Band, die allerdings nicht die Strahlkraft der Vorbilder erreicht. Mit ihrem vierten Album unternehmen BURNING WITCHES aber einen großen Schritt in die richtige Richtung. Luft nach oben, um die bisherigen Reviews zur Band auf dieser Seite aufzugreifen, ist also immer noch.

26.05.2021
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