Bullet For My Valentine - Venom

Review

Galerie mit 18 Bildern: Bullet For My Valentine - Rock am Ring 2023

Sie sind zurück, jene walisischen Metalcore-Ikonen, die Mitte der 2000er zahlreichen LINKIN PARK-verwöhnten Teenagern den Weg zur wahren Schreimusik ebneten. Und genau an diese seligen Zeiten versuchen BULLET FOR MY VALENTINE auf „Venom“ anzuknüpfen. Doch hierfür rollten zunächst Köpfe: Die Zusammenarbeit mit Don Gilmore (LACUNA COIL, LINKIN PARK) wurde beendet, stattdessen hat die Band erneut Debüt-Produzent Colin Richardson (SLIPKNOT, MACHINE HEAD) ans Mischpult gebeten. Und dann geht auch noch Bassist und Gelegenheits-Shouter Jason James von Bord. Ob es Matt Tuck & Co. unter diesen Voraussetzungen gelingt, ein zweites „The Poison“ abzuliefern? Achtung, Spoiler: Nein.

Zunächst einmal darf bei aller Objektivität bejubelt werden, dass den mittlerweile durchaus auch erwachsenen Hörern tanzbare High-School-Refrains im Stile von „Fever“, „Temper Temper“ oder „Dirty Little Secret“ erspart bleiben. Tuck findet offensichtlich Gefallen daran, sich erstmals als alleiniger Shouter auszuleben. Ehrensache, dass er sich im Studio auch noch des Viersaiters angenommen hat. Allerdings leidet der kaum hörbare Basssound zumeist unter dem grausamen „And Justice For All“-Syndrom. Und tatsächlich: Bereits im Opener „No Way Out“ hämmert Michael Thomas mit punchigem Doublebass-Geknüppel genau jene Frequenzbereiche zu, in denen eigentlich die von Jason James hinterlassene Wunde klaffen sollte. Aber darüber lassen einen BULLET FOR MY VALENTINE gar nicht allzu lange grübeln, schließlich feuert Tuck bereits den ersten Ready-for-Radio-Airplay-Chorus hinterher, zu dem für sich genommen wohl manche NICKELBACK-Hausfrau einige Wunderkerzen beim Stadion-Schunkelkonzert abfackeln würde. Das krampfhafte Inferno der austauschbaren Melodien ist nun nicht mehr aufzuhalten.

So darf ein Titel wie „Worthless“ gerne einmal wörtlich genommen werden: Die Halbballade vermag emotional rein gar nichts zu reißen – selbst semi-charmante Kitsch-Eklats wie „Forever And Always“ („Scream Aim Fire“, 2008) konnten da mehr. So zerstören auch im Mid-Tempo-lastigen Titelsong „Venom“ unersättliche, über GREEN DAY-würdige Akkordfolgen geträllerte „Here We Go Again“-Psalmen schon die geringsten Ansätze etwaiger effektbeflügelter Experimentierfreudigkeit. Dabei schimmert das eine oder andere gewohnte BULLET FOR MY VALENTINE-Trademark dann doch immer mal wieder unter der Oberfläche durch: So etwa in „Hell Or High Water“, das dank eines bittersüßen „Hand Of Blood“-Moments (EP, 2005) zum zugegebenermaßen eher schwachen Lichtblick der Platte avanciert. Leider gedenkt das eigentlich doch recht versierte Gitarrenduo anno 2015, immer häufiger ganze Passagen mit leblosem Rumgedjente zu füllen. Schade, dass man sich hiermit auch des letzten bisschen Abgrenzungspotentials gegenüber einer überlaufenen, Breakdown-gesättigten Post-Hardcore-Landschaft abspenstig macht. Das merzt dann auch kein Michael Paget mit seinen gewohnt pfeilschnellen Tapping-Soli („Broken“) mehr aus.

In „Army Of Noise“ sollen die Strophen dann offensichtlich sogar mit punkigem Gekloppe kontrastieren, was die bissig-thrashige Schlagseite eines „Suffocating Under The Words Of Sorrow“ vom Debüt Lichtjahre entfernt erscheinen lässt. Dass es dann bis auf ein kurzes Intermezzo im Gangshout-Gassenhauer „You Want A Battle? (Here’s A War)“ und im recht verhaltenen „Skin“ nicht einmal für die einst markanten Twin-Guitar-Doppelleads reicht, ist einfach beschämend. Back to the Roots hin oder her.

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07.08.2015

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