Auch dreizehn Jahre nachdem BULLET FOR MY VALENTINE dafür sorgten, dass auch Wendy-Fangirl Caroline aus der 7b urplötzlich ihre Leidenschaft für „Schreimusik“ entdeckte, liefern die Waliser nach wie vor im üblichen Turnus von zwei bis drei Jahren eine neue Scheibe, die mal mehr, mal weniger dafür Sorge trägt, dass den Pionieren des „Bravo-Metalcore“ weiterhin Tribut gezollt wird. Auch dieses Jahr – kurz nach der Scheidung von Frontmann Matthew Tuck – lassen uns BULLET FOR MY VALENTINE wieder an ihrem musikalischen Output teilhaben. Das gute Stück nennt sich – genau wie die letzte Scheibe der Kollegen von CALIBAN – „Gravity“ und kommt mit elf Songs um die Ecke.
BULLET FOR MY VALENTINE verkommen im Mainstream
Mit „Leap Of Faith“ gibt es gleich zu Anfang Radio-Rock par excellence. Man ahnte es schon bei dem im Vorfeld veröffentlichten Track „Letting You Go“, BULLET FOR MY VALENTINE unterziehen sich der „BRING ME THE HORIZON–Kur“ und schlagen eine – für die Band – gänzlich neue Richtung ein. Übersimplifizierte Riffs paaren sich mit allerhand elektronischer Effekthascherei, um trotz fehlender Kreativität im Gitarrenspiel eine gewisse Atmosphäre erzeugen zu können. Wäre „Leap Of Faith“ drei bis vier Jahre früher erschienen, hätte man diesen Umstand noch als spannend bezeichnen können. Nachdem aber bereits unzählige Bands im Genre dieser Marschroute folgen, wirkt „Leap Of Faith“ respektive „Gravity“ wie ein vergeblicher Versuch, den längst vergangenen Trends nachzueifern. Das folgende „Over It“ und der bereits angesprochene Track „Letting You Go“ folgen derselben uninspirierten Linie, wobei letzterer dank recht ansprechender Nu-Metal-Vibes noch zu den stärkeren Songs des Albums gehört. Wem jetzt schon langsam die Lust vergeht, dem dürfte mit der ersten von zwei Balladen auch das letzte bisschen Appetit abhandenkommen. „The Very Last Time“ besteht nahezu gänzlich aus überzogenen elektronischen Klängen und wird nur noch aufgrund von einigen wenigen orchestralen Elementen als „handgemachte“ Musik wahrgenommen.
„Gravity“ dümpelt vor sich hin
Bis auf die Rausschmeißer-Ballade „Breath Underwarter“ und die neue Version des bereits 2016 veröffentlichten Songs „Don’t Need You“ dümpelt auch die zweite Albumhälfte ziemlich seicht vor sich hin. „Breath Underwarter“ überzeugt hauptsächlich durch die Absenz von übermäßigen Effekten und die Tatsache, dass man Matt in seinem zweiten Versuch, eine Ballade zu fabrizieren, die Emotion tatsächlich abkauft, wenngleich auch der Songtext aus diversen Teenager-Tagebüchern zusammengeklaut zu sein scheint. Lyrisch waren BULLET FOR MY VALENTINE noch nie auf einem überdurchschnittlich hohen Level, was bis dato auch nichts war, was man der Band ankreiden wollte. Wer allerdings ganz offensichtlich den Gesang von Matthew Tucker so sehr in den Vordergrund rückt, wie es BULLET FOR MY VALENTINE auf „Gravity“ tun, der darf auch mit Kritik an den Songtexten der Marke „Highschool-Poesie“ rechnen.
Besser als „Venom“, mehr aber auch nicht
Bei allem Gemeckere muss man „Gravity“ zugutehalten, dass es zumindest besser als „Venom“ ist und vor drei oder vier Jahren wahrscheinlich gar nicht so schlecht angekommen wäre. Nach heutigem Standard kann sich die Platte allerdings nicht mehr mit anderen Vertretern des Mainstream-Metalcore messen, vor allem weil man auch sämtliche Alleinstellungsmerkmale der Band zugunsten eines übermäßig glattgebügelten Klangbildes aufgegeben hat. Matt Tucker klang – dank hervorragender Produktion – nie besser, dennoch ist es wahrscheinlicher, dass Caroline bei ihrem nächsten Ausflug Richtung walisischen Metalcores wieder zu „Scream Aim Fire“ oder „The Poison“ greifen wird.
Masterpiece of Heavy Metal, gar keine Frage!!
Klingt so, wie das Cover aussieht, kitschig, langweilig, poppig, belanglos, angepasst und äh so weiter…
Versucht lieber Mal Hopesfall, da bekommt man deutlich mehr geboten.
Als Fan der ersten Stunde, hatte ich großes Interesse einmal wieder bei der Band reinzuhören. Auch gerade weil ich die Erstlingswerke „The Poisen“ und „Screaming Aim Fire“ immer wieder gerne anhöre. Auch nach über 10 Jahren. Und weil das Album „Gravity“ zu polarisieren scheint.
Was hat sich verändert auf Gravity seit 2007? Sämtliche charakteristischen Elemente wie geile Gitarrenriffs, melodische Gitarrenläufe und ein spannendes Wechselspiel zwischen Melodie und Härte, gingen leider komplett verloren. Keine Growls mehr, die sich mit klarem Gesang die Klinke in die Hand geben. Im Prinzip ist nichts mehr vorhanden, was die Band einmal einzigartig gemacht hat. Was bleibt ist vielmehr eine Pop-Album, dass hier und da ein bisschen mit unspektakulären Gitarrenriffs und Standard-Groovemetal Beats angereichert wurde.
Dies allein würde aber noch keine schlechte Bewertung rechtfertigen. Pop-CDs oder Platte im allgemeinen, die sich mit einer stimm- und refrainlastigen Musik begnügen, können auch gut sein. Mit drei Akkorden wurden viele Hits geschrieben. Aber genau das passiert hier nicht. Alles ist professionell gemacht, der Sound gut. Aber irgendwie zünden die Refrains nicht, es überrascht nichts, keine interessanten Effekte werden eingestreut. Und vor allem wird das Ganze nicht durch eine authentische oder glaubwürdige Stimme getragen. Alles Gesungene klingt wie abgelesen. Ohne echte Emotionen. Die Platte eckt nicht an und rutsch daher fast so durchs Gehört wie Fahrstuhlmusik.