Die Modern-Metaller BULLET FOR MY VALENTINE gehören neben ihren Kollegen BRING ME THE HORIZON zweifellos zu den polarisierenden Bands, die in der 2000er Welle an populären Bands das Tageslicht erblickten. Auf der einen Seite haben sie mit ihrem Debüt „The Poison“ aus dem Jahr 2005 auf einen Schlag eine ganze Generation von jungblütigen Metal-Fans im Sturm erobert. Auf der anderen Seite viele eingefleischte Metaller gegenüber der Band pure Abneigung empfunden. Sei es der als „Screamo“ verschriene Sound der Band oder der entfernt an Emo-Kids erinnernde Look von Sänger Matt Tuck – alles stieß bei Veteranen auf Ablehnung.
Neustart mit 40
Das ganze liegt nun schon 16 Jahre zurück und BULLET FOR MY VALENTINE haben in der Zeit ganze fünf weitere Alben veröffentlicht. Mit jeder neuen Veröffentlichung haben sie versucht, ihr altes Image der Teenie-Metaller loszuwerden und als ausgereifte, erwachsene Metalband verstanden zu werden. Doch wie es nun mal mit Metal-Veteranen so ist: Bist du einmal unten durch, bleibt es meistens auch so. Da helfen selbst die besten Songs nicht wirklich. Mit Album Nummer Sieben wollen es BULLET FOR MY VALENTINE nun endgültig wissen und ihr Alter Ego vollständig ablegen. Schließlich sind die meisten Mitglieder schon im Club 40 angekommen und längst keine jungen, unerfahrenen Musiker.
BULLET FOR MY VALENTINE – Neuer Hass, altes Leid
Nach fast 20 Jahren Bandbestehen ändern sich natürlich die Blickwinkel, aus denen heraus Musiker ihre Texte verfassen. Themen, die noch als Teenager oder junger Erwachsener relevant gewesen sind, haben mit Mitte vierzig meistens keine Relevanz mehr. So auch bei den Jungs (oder Herren) von BULLET FOR MY VALENTINE.
Was jedoch vor allem Bandkopf Matt Tuck beibehalten hat und weiter musikalisch antreibt ist ein gewisses Maß an reflektierter Wut. Diese Wut richtet sich jedoch nicht mehr an Mobber aus der Schule oder verflossene Liebschaften, sondern vielmehr an die anfangs erwähnten Hater („Parasite“, „Bastards“) der Band. Sie richtet sich aber auch auf das eigene Selbst und die eigenen Schwächen im Leben („Can’t Escape The Waves“, „Death By A Thousand Cuts“, „Rainbow Veins“). Schwächen, die vermutlich auch durch die turbulente Musikerkarriere und dem großen Erfolgsdruck hervorgerufen worden sind.
Selbstbetitelter Album-Cocktail
Mit ihrem siebten versuchen sich BULLET FOR MY VALENTINE an einem Neuanfang. Aus diesem Grund haben sie das Album ganz platt nach sich selbst benannt. Musikalisch gehen sie vor allem gegenüber dem eher durchschnittlichen „Gravity“ einige Schritte vorwärts. Sie versuchen gar nicht erst, sich weiter mit dem Mainstream anzubiedern und glattgebügelten, modernen Metal zu präsentieren. Vielmehr gehen sie stilistisch zu ihren Wurzeln zurück, ohne dabei ihre letzten Alben aus den Augen zu verlieren.
Auf „Bullet For My Valentine“ stehen härtere Gitarrenriffs und vor allem Screaming im Fokus. Und hier können die Waliser mehr als überzeugen. Denn Tuck zeigt, wie viel Erfahrung er in den vergangenen Jahren gesammelt hat. Die Übergänge vom Screaming und Klargesang meistert er fließend und lässt dadurch Songs wie „Parasite“ oder „Knives“ zu wahren Headbangern werden. Das immer wieder prägnant-präsente Drumming von Jason Bowld setzt das Sahnehäubchen auf.
Die Vielseitigkeit von „Bullet For My Valentine“
Schnödes Runtergeballer von Metalcore-Eskapaden sucht man auf der Platte glücklicherweise vergebens. Vielmehr kombiniert die Band die Stärken all ihrer bisherigen Platten miteinander. Damit wird sie vor allem bei ihren Fans, die von der letzten Veröffentlichung enttäuscht gewesen sind, mehr als zufrieden stellen. Doch das Quartett lässt auch neue Elemente einfließen.
Man mag fast nicht glauben, dass man bei „No Happy Ever After“ tatsächlich BULLET FOR MY VALENTINE auf den Ohren hat. Auch an dieser Stelle sollte noch einmal Schlagzeuger Jason Bowld erwähnt sein, der sich als ein ähnlicher großer Glücksgriff wie Alex Bent für TRIVIUM herausstellt. Schließlich erlaubt er ihnen immer wieder, progressive Elemente unterzubringen („Can’t Escape The Waves“, „Rainbow Veins“). Doch natürlich dürfen Ohrwürmer nicht fehlen. „Rainbow Veins“ wird mit Sicherheit eine DER neuen Live-Hymnen der Band.
Reicht es für den Neuanfang?
Zugegeben, BULLET FOR MY VALENTINE haben mich mit ihrem neuen Album überrascht. Ich gehöre wohl zu denjenigen, die sie als Jugendlicher noch vergöttert, doch dann im musikalischen Reifeprozess nur noch peripher betrachtet haben. Dass sie es 16 Jahre nach „The Poison“ noch einmal schaffen würden, mir ein Lächeln über das Gesicht zu zaubern, kam unerwartet. Dennoch muss man vor ihnen den Hut ziehen. Nur wenige Bands schaffen es, sich nach sechs Alben noch einmal gekonnt neu zu definieren. Zugegeben, es reicht beileibe nicht für den Genrethron. Hier haben zeitgenössische Bands wie zum Beispiel TRIVIUM zu weit die Nase vorn. Dennoch ist „Bullet for My Valentine“ ein starkes Album, das immer wieder für Überraschungen sorgt. Es zeigt sie auch von einer neuen Härte, die ihnen sehr gut tut („Paralyzed“). Bleibt nur zu hoffen, dass sie diese Energie weiter nutzen.
Wenn man bedenkt, dass diese Band mit The Poison mein erster Kontakt mit Metal war und mir den Weg in der Richtung geebnet hat.
Das erste Album lief wochenlang hoch und runter, jedes Lied konnte ich auswendig mitsingen. Danach kam Manson, Iron Maiden, Black Sabbath, Judas Priest und letztendlich die komplette Thrash Metal Sparte. Von Sodom über Exodus, Death bis hin zu Testament und Megadeath (die ich immer schon geiler als Metallica fand).
Das zweite Album Scream, Aim, Fire war dann zwar auch nicht schlecht aber die Kraft, der Spirit des ersten Albums war für mich nicht mehr gegeben.
Es wurde härter und die ruhigen einfühlsammen Momente wiechen roher Gewalt und Hass.😄
Aber trotzdem, sie waren die ersten und haben mich geprägt, alles hab ich von Ihnen aufgesaugt damals, jeden Bericht etc. auch das 2. Album lief lange.
Jetzt dieses Album mal angehört, einfach um zu schauen wie sie sich entwickelt haben.
Ich finde es definitiv gelungen, einen Ohrwurm habe ich auch schon😂 also geil und dieses in Sparten denken, vergleichen in aber bitte ohne vorurteillige Schlüsse.
Man sollte sich eine Band aufgrund Ihrer Leistung anhören, nicht aufgrund der Fanszene.
Früher empfand ich das mal als einigermaßenn angenehme Radio Musik für’s Büro Heute sind die kaum wiederzuerkennen. Normalerweiise empfinde ich hinzugewonnene Härte ja als positiv, hier muss ich aber sagen, dass ich mir das doch weiterhin lieber als eingängigen Pop Rock gewünscht hätte, denn für härteren Stoff würde ich doch eher ein paar Härtestufen höher in’s Regal greifen. So ist das für mich persönlich weder Fisch noch Fleisch.