Bullet - Dust To Gold

Review

Folgendes Bulletin ist amtlich zu verbreiten:
BULLET sind NICHT einfallslos, „Dust To Gold“ ist NICHT ignorierbar. Wer genannte Platte nicht a) auswendig lernt, b) ihre Stücke notorisch wie enthusiastisch in rabiaten Ausdruckstanz übersetzt und also c) Rock und Metal als solchen die angemessene Ehre erweist, erweist sich selbst als unwürdig. Keinerlei relevanter Wortbeitrag zu jedwedem Aspekt innerhalb des Gesamtkontexts „Kultur“ ist einer solchen Person folgend zuzutrauen.
Denn der Mensch hat sich vom Tier zu unterscheiden, und das zuvorderst über seine Kultiviertheit. „Dust To Gold“ stellt hierfür ein glanzvolles Paradebeispiel dar. BULLET nämlich greifen einmal mehr ausschließlich auf erlesene Zutaten zurück und kombinieren diese auf ihrem neuesten Werk eventuell gar eine Nuance faszinierender als zuletzt.

BULLET? Kultur!

Bei den Schweden sind keinerlei qualitative Abstriche zu machen und das liegt eben nicht zuletzt daran, dass sie sich keine stilistischen Ausfälle leisten: Kaspermucke ist nicht im Hause BULLET.
Organisch entstandene Jam-Sessions als Ausdruck tiefer, fast spiritueller Musikalität und einer Kommunikation auf einer höheren als der verbalen Ebene, ausladende, die Grenze zum Prog nicht nur streifende Keyboard-Passagen inklusive dezent intervenierender Film-Noir-Samples, eine ambitionierte Konzept-Story über den Kampf zwischen Gut und Böse in einer irritierend real erscheinenden Zwischenwelt, organisch wirkende, mutige Ausflüge in okkulten Gothic-Pop, neue Frisuren oder eine überraschend schlüssige moderne Produktion gibt es nicht.
Auf „Dust To Gold“ gibt es ACCEPT mit australischer Lässigkeit statt teutonischer Verbissenheit. Zwei Sixpacks musikalisches Dosenbier, der edelsten, der Quintessenz aller Tonkunst, gebraut mit heißem Herzen und glühendem Verstärker und eiskalt serviert. Man kennt den Geschmack, erahnt das Rezept und ist doch jedes Mal wieder erstaunt und selig, wie rechtschaffen euphorisierend das Zeug wirkt. Und zwar von der ersten rasant runtergestürzten Hülse „Speed And Attack“ bis zum abschließend lässig und Arm in Arm im Sonnenuntergang genossenen Titelsong.

„Dust To Gold“? Cheers!

Aber Hopfen und Malz sind eben das eine und die Braumeister das andere. Denn wenn Hell Hofer, stimmlich die Flex zwischen Udo Dirkschneider und Brian Johnson ansetzend, von der „Highway Love“ erzählt, dann braucht man den Guten nicht auf der Bühne oder überhaupt schon mal gesehen haben, um ihm zu verfallen. Instinktiv wird erfasst: Das ist es, genau das! Und wird dann auch klar, dass der Mann optisch eine Mischung aus Messiah Marcolin und dem etwas jüngeren Götz Kühnemund ist und insgesamt anzusiedeln zwischen geiler Typ und Supertyp, dann gibt es endgültig kein Halten mehr. Von Hampus Klang und dem Rest der wilden Meute mal ganz zu schweigen. Das Cover von „Dust To Gold“, es lügt nicht und gaukelt auch nichts vor.
Anspieltipps? Ja. Ohne Einschränkungen.
Cheers! Metal!

P.S.: Wirklich besser als „Storm Of Blades“? Nicht ganz so brillant wie „Highway Pirates“? Lieber Heavy oder Metal?

19.04.2018
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