Buioingola - Dopo L'apnea

Review

Ich behaupte von mir immer ganz gern, dass ich mir im Rahmen meiner Sozialisation weitgehend abgewöhnen konnte, nahe liegenden Vorurteilen zu erliegen oder Pauschal-Urteilen irgendwelchen Wert beizumessen. Trotzdem muss ich sagen, dass mich „Dopo l’apnea“ (zu deutsch in etwa „Nach der Apnoe“), das Debut der Italiener von BUIOINGOLA („dunkle Schlucht“), echt überrascht hat – so schwermütige Musik, eine so dunkle Atmosphäre hätte ich Italienern gar nicht zugetraut. Genauer sind BUIOINGOLA zumindest in meinem persönlichen musikalischen Kosmos die „dunkelste“ Band italienischer Herkunft.

„Dopo l’apnea“ ist – ersten Vermutungen widersprechend – nicht die logische Folge des TODTGELICHTER-Albums „Apnoe“, sondern ist musikalisch ganz anders gelagert. Gut, das Präfix „Post“ sollte auch für die Musik BUIOINGOLAs verwendet werden, doch haben die Songs nichts mit der Leichtigkeit des Post-Rocks zu tun, sondern transportieren die Schwere von Post-Metal, der ganz massiv von Sludge-, Post-Hardcore- und Black-Metal-Elementen durchzogen ist. Unwillkürlich muss ich immer wieder an die großartigen Briten von LIGHT BEARER oder die Dortmunder RED APOLLO denken – die gut 36 Minuten „Dopo l’apnea“s sind jedoch in ihrer Gesamtheit sehr viel langsamer („ausladender“ wäre angesichts der durchschnittlichen Länge eines LIGHT BEARER-Songs wohl fehl am Platz), doomiger gar, diffuser, schwerer greifbar. Das liegt – neben der sehr niedrigen Geschwindigkeit – wohl vor allem am sehr verhallten und daher fast „matschigen“ Gitarren-Sound, der die tiefen und mächtigen Riffs dem Hörer weniger als monolithische Werke, sondern vielmehr als schwarzen Nebel vor die Nase setzt. BUIOINGOLA machen ihrem Band-Namen auf diese Weise jedenfalls alle Ehre.

Dazu kommen vereinzelte elektronische Elemente, Rückkopplungen und der für alle Sludge- und Post-Hardcore-Variationen charakteristische Gesang – und macht „Dopo l’apnea“ zu einem atmosphärisch äußerst gelungenen Album, das diesem erst 2011 gegründeten Dreier sehr sehr gut zu Gesicht steht. Dabei gelingt es der Band – trotz der oben genannten Vergleiche – ihren eigenen Stil zu entwickeln; und der klingt – um nochmal auf meine scheinbar doch vorhandenen Vorurteile zurückzukommen – alles andere als süd-, sondern verdammt nordeuropäisch. Das ist ein Kompliment, das ich bisher wenigen gar keiner italienischen Band aussprechen konnte. Chapeau!

09.11.2013

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