Brutal Truth - Evolution In One Take: For Grindfreaks Only Vol. 2

Review

Eines direkt vorneweg: Nein, “Evolution In One Take: For Grindfreaks Only Vol. 2“ enthält kein neues Material aus dem Hause BRUTAL TRUTH, es handelt sich bei diesem Album lediglich um eine in den Mark It Zero-Studios an einem Stück eingeprügelte Live-Version ihrer 2009er “Evolution Through Revolution“. Besagte Scheibe markierte im vergangenen April – zwölf Jahre nach der letzten offiziellen Studioveröffentlichung “Sound Of The Animal Kingdom“ und zehn Jahre nach der zwischenzeitlichen Auflösung – die Rückkehr der schon seit 1990 lärmenden Grindcore-Institution.

Das Comeback-Album bekam zwar gute bis sehr gute Kritiken in einigen der einschlägigen Magazine, aber die schreibende Zunft tendiert ja gerne schon einmal zu einem recht unkritischen Hochstilisieren alter Helden. In den Augen vieler langjähriger Fans lag die neue Veröffentlichung dann auch nicht mit den früheren Großtaten der Band, die mit ihrem kompromisslosen, aber dennoch experimentierfreudigen Sound das Genre in den frühen Neunzigern prägten, auf Augenhöhe. Man vernahm sogar Stimmen, die von “im Grunde belanglos“ über “schwächstes BRUTAL TRUTH-Album bisher“ bis “der letzte Aufschrei einer Legende, die noch einmal vergeblich versucht, sich aufzubäumen“ reichten.
Wie so oft wird die brutale Wahrheit irgendwo zwischen den Extremen liegen. Natürlich ist ein Hammer wie etwa das 1994er “Need To Control“ 15 Jahre später schwerlich erneut aus dem Ärmel zu schütteln, aber auch “Evolution Through Revolution“ war kein faules Ei, sondern bot eine wilde Mischung aus BRUTAL TRUTH-typischem Chaos mit Noise-ähnlichen Riffs, experimentellen Elementen und unerwartet groovigen Passagen: Scheinbar unkontrollierten Eruptionen wie “Daydreamer“, “Powder Burn“, “Itch“ oder dem abschließenden “Grind Fidelity“ stehen etwas verhaltenere Attacken wie “Get A Therapist…Spare The World” oder “Detached“ gegenüber.

Auch wenn man zu denjenigen gehört, die von “Evolution Through Revolution“ begeistert waren und sind, sollte man sich eine Anschaffung der vorliegenden Live-Version gut überlegen und sich dabei vor Augen führen, was man denn hier an Neuerungen und Überraschungen geboten kommt – nämlich fast nichts. Den einzigen Unterschied zur regulären Ausgabe des Albums stellt – außer dem Umstand, dass das ausgefallene „Semi-Automatic Carnation“ auf der Strecke geblieben ist – der ursprünglichere, sehr basisnahe Sound dar. Ansonsten gibt es keinerlei Veränderungen, die Lieder wurden nicht modifiziert.

Bei abschließender Bewertung möchte man somit nur zu gerne die Vorgabe durch den Albumtitel verwerten, ja selbst das nur mit Einschränkung: Einzig für absolute BRUTAL TRUTH/Grindcore-Enthusiasten und -Komplettisten ist “Evolution In One Take: For Grindfreaks Only Vol. 2“ eine zumindest einigermaßen logische Anschaffung.
Diejenigen aus der Gruppe der Gelegenheitshörer, die das reguläre Album schon besitzen, sollten von einem Kauf dieser Live-Version aufgrund des nicht vorhandenen Mehrwerts – daran ändert auch die Limitierung auf 2000 Einheiten nichts – absehen. Und BRUTAL TRUTH-Neulinge, die noch keine Veröffentlichung der New Yorker ihr Eigen nennen, sind mit der regulären, mit zugänglicherem Sound versehenen Version des Albums oder gar gleich den wirklich intensiv-innovativen Frühwerken der Band besser bedient.

25.01.2010
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