BRÜNNDL, aus Bassano del Grappa und dem Hochland von Asiago stammend, spielen Folk Black Metal der ganz alten Schule. Die drei Italiener beherrschen die Kunst den Zusatz Folk nicht mit nervtötenden Flöten, schmachtendem Weibergesang oder wildgewordenen Humppa-Keyboards zu interpretieren. Erfreulich, denn gerade Italienern unterstellt man gerne mal einen Hang zum Pathos. Fans von FALKENBACH oder BATHORY dürfen sich genauso angesprochen fühlen, wie Fans der ersten Alben von DIMMU BORGIR oder EINHERJER. Black Metal ist das Genre, bei den ein Plattenvertrag sicherlich keinen Einfluss auf die Qualität der Platten hat Auch „Brünndl“ kann locker mit manch hochgelobter Veröffentlichung aus dem Genre mithalten und einen Großteil davon sogar überbieten. Benannt wurde die Band nach der alten germanischen Definition des Flusses Brenta, der sich im Hochland brach und durch Bassano verläuft. Die dort ansässigen Menschen sprachen einen sehr alten deutschen Dialekt namens Tzimbar, eine Kommunikationsmöglichkeit die sich starker Worten mit mehrfacher Bedeutung bedient. Inspiriert von der Urkraft des Wassers und den dort isolierten Menschen, entsteht die Musik von BRÜNNDL.
„La Via Della Valsugana“ starten ohne viel Geplänkel mit geshredderten Power-Chords und Blastbeats, liebäugelt etwas mehr mit Pagan und setzt den markantesten Punkt durch schweren melancholischen Männergesang, der einen interessanten Gegenpol zum äußerst fiesen gutturalen Gesang darstellt. Auch die Produktion ist stimmig, angenehm dicht und roh belassen tönt das Trio. Nach einem ordentlichen Einstieg, setzt das folgende „Marckwisenkhalt“ die Messlatte gleich höher. BRÜNNDL lassen sich Zeit und zelebrieren über 12 Minuten ein äußerst ausgereiftes und stetig anschwellendes Stück. Mahnende Trommelschläge leiten in die moshbare Entladung aus Midtempo-Riffing ein, welches gekonnt die Brücke zwischen Punk, Dark Wave und Black Metal schlägt.
Richtig gehetzt wirkt auf „Brünndl“ nichts – alles klingt überlegt und nichts überstürzt. Es vermittelt den Eindruck, dass Stefano und Markus sehr gründlich an den Stücken gearbeitet haben und uns nun das optimierte Ergebnis vorliegt. Jeder Übergang sitzt, jedes Riff hat Hand und Fuß, nicht eine Note klingt minderwertig. „Magaan“ hat die heftigsten Drums, hier wird ordentlich geprügelt und das Lied holt sich seine Portion Folk über einen abrupten Bruch im Song, den dann überraschend ein warmes Akkordeon ausfüllt, welches wieder an melodischen aber trotzdem barbarischen Gesang weitergibt. Atmosphäre ist das Wort, das ganz groß über BRÜNNDL schwebt. Alleine durch die Instrumentierung und einige gesprochene Parts, erscheinen die passenden Bilder vorm inneren Auge von ganz alleine und füllen die Texte über Alchemie und Folklore mit Leben. Gesungen wird übrigens nicht nur italienisch, sondern auch in eingangs erwähntem Tzimbar.
Das Songwriting auf „Brünndl“ ist überdurchschnittlich hoch und jeder Song hat mindestens einen bemerkenswerten Part, bei dem man gedankenverloren mitsummt, während der Autofahrt den Takt auf das Lenkrad trommelt oder einfach nur bei einem Waldspaziergang die Weite und Kraft der Natur in sich nachspürt. Auch wenn es eklatante Unterschiede zwischen den Künstlern gibt, seit FALKENBACHs „Asa“ ist mir in diesem Genre nichts Besseres untergekommen. Substanzieller Folk Black Metal, dass man das noch erleben darf, beide Daumen hoch!
Holt euch BRÜNNDL hier bei Bandcamp!
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