Als BRUCE DICKINSON und seine Band sich 1994 nach Sarajevo begeben, ist allen klar, dass sie dort kein gewöhnliches Konzert geben würden. Immerhin ist die Stadt zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren im Belagerungszustand, denn in Bosnien Herzegowina herrscht Bürgerkrieg. Bereits in seiner Autobiografie hat DICKINSON das wahnsinnige Unterfangen eines Konzerts im Kriegsgebiet eindrucksvoll beschrieben. Jetzt liegt mit „Scream For Me Sarajevo“ eine rund 90-minütige Dokumentation des in Sarajevo geborenen Regisseurs Tarik Hodzic vor, die sich ausführlich mit der Geschichte hinter dem Konzert auseinandersetzt.
„Scream For Me Sarajevo“ ist eine ungewöhnliche Musikdoku
Dass der Macher dieses Films einen persönlichen Bezug zur erzählten Geschichte hat, der über musikalisches Interesse hinaus geht, wird direkt zu Beginn deutlich. „Scream For Me Sarajevo“ nimmt sich viel Zeit, um den Bosnienkrieg für den Zuschauer greifbar zu machen. Dazu kommt ein Mix aus Archivaufnahmen aus den Krieg und Interviews mit Augenzeugen zum Zuge. Insbesondere letztere sorgen für so manches Unwohlsein in der Magengegend, wenn grausame Gewalttaten detailliert beschrieben werden. Die ein oder andere Träne lässt sich dabei kaum verdrücken. Wer eine reine Musikdokumentation erwartet, den könnte „Scream For Me Sarajevo“ durchaus verschrecken. Doch so nahe einem die gezeigten Schicksale der Menschen auch gehen, dranbleiben lohnt sich.
BRUCE DICKINSON ist allzeit bereit
Tarik Hodzic nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die im Krieg vorherrschende Gewalt geht. Doch ohne diese genaue Darstellung des Kontexts, in dem das Konzert stattgefunden hat, würde der Rest des Films sicherlich seine Wirkung verfehlen. Im Verlauf der 90 Minuten keimt nach und nach ein wenig Hoffnung auf bessere Zeiten auf. Ein Major der UN entwickelt die wahnwitzige Idee, den Menschen in Sarajevo ein klein wenig Normalität in Form eines Rockkonzerts zu geben. Über einen persönlichen Kontakt erreicht er BRUCE DICKINSON, der sich ohne viel nachdenken für das wahnwitzige Unterfangen bereit erklärt. DICKINSON selbst trat für die Dokumentation ebenfalls vor die Kamera, um seine Sicht der Dinge genau zu schildern. Trotz seiner Star-Power, verliert Hodzic niemals den Fokus seines Films aus dem Blick, der eindeutig auf Sarajevo und den dort lebenden Menschen liegt. So mancher von ihnen erklärt sich bereit, sein Leben zu riskieren, nur um den Auftritt der britischen Metal-Legende zu erleben.
Ein höchst emotionales Erlebnis
Und der Zuschauer von „Scream For Me Sarajevo“ wird ebenfalls Zeuge dieses denkwürdigen Auftritts. Tatsächlich existieren Bild- und Tonaufnahmen, die natürlich Qualitativ nicht sonderlich gut sind, dafür aber die unfassbar positive Stimmung des Konzertabends perfekt einfangen. Hunderte Menschen, die tagtäglich von Tod und Leid umgeben waren, konnten für einige Stunden all das vergessen. Ebenso emotional wie das Konzert selbst, gestaltet sich auch DICKINSON Rückkehr nach Sarajevo, knapp 20 Jahre später. Sein Treffen mit einigen der damaligen Besucher und Organisatoren inszeniert Tarik Hodzic genauso eindringlich wie den Rest der Doku. Einen bessere Schlusspunkt hätte er für seinen Film kaum wählen können.
„Scream For Me Sarajevo“ ist ein Film, dem man mit Worten kaum gerecht werden kann. Tarik Hodzic ist eine einzigartige Dokumentation gelungen, die emotional mitreißender daherkommt, als so mancher Spielfilm. Fans von BRUCE DICKINSON und tollen (Musik-)Dokumentationen, die die Kinoaufführung im April verpasst haben, müssen hier gleichermaßen zugreifen.
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