Broughton's Rules - Bounty Hunter 1853

Review

Offensichtlich standen Vorläufer eines Boxregelwerks Pate für den Namen der Pittsburgher, jedenfalls liefen mir diese Hinweise beim ersten Googeln im Netz über den Weg. Als Metapher für das musikalische Schaffen des Quartetts dient das nur bedingt, denn auch wenn sie keine unzivilisierten Aggrorocker sind, scheinen sie an Regeln und vorgefertigten Schemen wenig Interesse zu zeigen. Wenn man dann noch weiß, dass hier Ex-Mitglieder von DON CABALLERO werkeln, weiß man wie der Hase läuft.

BROUGHTON’S RULES bewegen sich wie ihre großen Brüder im Bereich des Post-Rock, allerdings weniger verkopft, weniger komplex, ohne Mathematik, doch nicht minder ausschweifend. Gemäß den losen Konventionen des Genres schwelgt man in größtenteils instrumentalen Stücken von der Leichtigkeit des Seins zu verträumten Klanggemälden bis hin zu schweißtreibenden Passagen, die bis tief in die Magengrube reichen. Sie mögen den Kontrast zwischen der Intimität von Kammermusik und Breitwandsound: Die dynamische Produktion liebäugelt vor allem mit dem Bass und dem Schlagzeug. Wie bei den meisten Post-Rock Bands wird auf Gesang bis auf ein paar ausgewählte Momente verzichtet, nicht, weil sie nichts zu sagen hätten, aber weil die Instrumente keine Fragen offen lassen. Die Arrangements, die Melodien und die kleinen Geschichten, die jeder einzelne Song erzählt bedürfen keiner zusätzlichen Worte.

Auch hier nicht. Einfach mal den „Night Smoker“ anwerfen, mit diesem atmosphärischen Intro wie aus einem Western, diesem eingängigen Motiv welches sich immer weiter steigert, ohne dass in 10 Minuten Gesamtlänge irgendwann Langeweile aufkommt. Während andere Bands sich auf ihren Alben auf eine ganz bestimmte, instrumentale Ausrichtung festlegen, sind die Karten bei den Pittsburghern relativ bunt gemischt. Da schleichen sich dann auch mal elektronische Beats ein („Childhood Sun“) oder gibt sich die Band ganz zurückhaltend mit introvertierten Akustiknummern („Wheatfield With Crows“). Feine Platte.

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29.11.2010

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