Brothers Of Metal - Fimbulvinter

Review

Hilfe, die Nordmänner (und Frauen) sind wieder los! Mehr als vier Jahre haben sich die BROTHERS OF METAL mit dem Nachfolger zu „Emblas Saga“ Zeit gelassen, nun melden sich die schwedischen Klamauk-Wikinger mit ihrem neuen Langspieler „Fimbulvinter“ zurück. An der bisherigen Erfolgsformel hat sich dabei auch auf dem verflixten dritten Album wenig geändert.

Nordische Mythologie und Wikinger-Klamauk

Will heißen, die BROTHERS OF METAL zelebrieren wieder Power Metal europäischer Bauart mit Fokus auf klebrigen Melodien, hochgradig eingängigen Refrains und großflächig angelegter Keyboard-Symphonik im Dunstkreis von Truppen wie GLORYHAMMER, WIND ROSE oder TWILIGHT FORCE. In den Texten werden weiterhin Mythen aus der nordischen Sagenwelt aufgearbeitet; meist mit einem dicken Augenzwinkern und einem leicht albernen Sinn für Humor, der allerdings auch nicht omnipräsent ist.

Was die BROTHERS OF METAL neben der inhaltlichen Ausrichtung besonders von ihren Kollegen abhebt, sind die bemerkenswerten Gesangsarrangements, bei denen Metal-Schwester Ylva Eriksson diesmal noch mehr im Vordergrund steht als bisher, was den Songs definitiv zu Gute kommt. Im Gesangstrio der BROTHERS OF METAL liefert sie mit ihrer klaren und gleichsam kräftigen wie gefühlvollen Stimme nämlich eindeutig die stärkste Performance ab.

Die BROTHERS OF METAL punkten mit fabelhaften Gesangsarrangements

Das raue Organ von Joakim Lindbäck Eriksson bildet dazu einen gelungenen Kontrast, dominiert aber nicht mehr wie noch auf dem Debüt, weshalb die Songs heuer auch weniger grölig klingen. Dazwischen unterstützt Mats Nilsson die beiden immer wieder mit Backing Vocals oder als Erzähler. Das volle Potential dieser Dreierfront entfaltet sich allerdings in den tollen mehrstimmigen Passagen. So tönt der Refrain des Openers „Sowilo“ gleich extra heroisch aus den Boxen und die flotte Power-Metal-Hymne „Flight Of The Ravens“ wird sogar fast durchgängig im Chor geschmettert, wodurch ein schönes Breitwandfeeling entsteht.

Im weiteren Verlauf der Scheibe bieten die BROTHERS OF METAL weitestgehend genau das, was man von ihnen erwartet. Da gibt es mit „Heart Of Stone“ den an HAMMERFALL erinnernden Mitgröl-Stampfer, schöne folkige Nummern wie „Rivers Of Gold“ und „Blood Red Sky“, die ungünstiger Weise direkt hintereinander platziert wurden und so zur Mitte des Albums ein wenig den Schwung rausnehmen, oder Disney-Metal à la „Ratatosk“. Und mit „Nanna’s Fate“ darf natürlich auch eine reichlich theatralische Ballade nicht fehlen.

Wenige Überraschungen und ein paar späte Highlights

Ein paar besondere Highlights finden sich im letzten Drittel der Platte. „Heavy Metal Viking“ überrascht als lässiger 80s-Arena-Headbanger mit Glam-Schlagseite und einem herrlich protzigen Text, der vor absurden Superlativen nur so strotzt. Die Rolle des von Testosteron getriebenen Überwikingers spielt dabei freilich Fronterin Ylva Eriksson. Das beschwingte „The Other Son Of Odin“ wiederum setzt auf gute Laune und einen poppigen Refrain, der ebenfalls jede Menge 80er-Feeling verströmt und ähnlich wie beim Vorgänger beendet der bombastische Titeltrack das Album schließlich auf einer cineastischen Note.

Der größte Kritikpunkt an „Fimbulvinter“ ist die Spielzeit, die mit knapp einer Stunde für diese Art von Musik etwas ausufernd geraten ist und problemlos um ein bis zwei Songs hätte gekürzt werden können. Ansonsten gilt: Die Zielgruppe der BROTHERS OF METAL hat sich nicht geändert. Wer bisher schreiend Reißaus genommen hat, darf gleich weiterrennen. Wer mit dem bisherigen Oeuvre der Schweden etwas anfangen konnte oder einfach ein Herz für eingängige Melodien, mitreißenden Gesang und alberne Wortspiele hat, wird hier wieder bestens unterhalten.

24.10.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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