Brother Love Kain - Bruder Liebe Kain

Werd‘ ich auf meine alten Tage etwa doch noch ein Freund von deutschsprachiger Rockmusik? Mal sehen, ein gewisser „Fortschritt“ ist jedenfalls nicht zu leugnen, konnten mich zuletzt doch BETONENGEL und ihr knüppelharter Thrash überzeugen.

Doch auch die aus Osnabrück stammenden BROTHER LOVE KAIN werde ich zukünftig wohl in meiner eigenen Kategorie „Na, wer sagt’s denn, geht doch“ einordnen, denn die mir bisher unbekannte Truppe liefert auf dieser EP zumindest einmal musikalisch absolut ansprechendes Material ab. Durch den handwerklich solide vorgetragenen, harschen und mitunter eher sperrig anmutenden Mix aus derbem Death, Sludge und Doom Metal ist durch die entstandene „Kälte“ die Gefahr von „Kitsch“ relativ gering, die dabei entstehende, phasenweise regelrecht beklemmende Atmosphäre spielt das Dreigestirn dann sogar endgültig davon frei, auch weil man zumindest gitarrentechnisch eher an alte CROWBAR und Konsorten erinnert als andere, ihre Lyrik ähnlich vortagende Formationen.

Zwar wird man über den Gesang, der zumeist aus den tiefsten Tiefen der Kehle von Gitarrist Sascha emporprudelt, durchaus geteilter Meinung sein, für mein Dafürhalten aber ist das Growlen essentieller Bestandteil des Ganzen und somit für die Gesamtwirkung von „Bruder Liebe Kain“ unabdingbar. Ein solches Flair und eine solches Gänsehaut-Feeling erzeugen – wenn auch in noch deutlich brachialer Ausführung – bei mir ansonsten nur TOTENMOND, was BROTHER LOVE KAIN durchaus als Lob verstehen dürfen.

Dennoch gibt es so einigen Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Scheibe, der mich im Verlauf der Spielzeit überkommt, und zwar auf Grund so mancher – das ist es also doch wieder mein Problemchen – Textzeile.

Und gleich vorweg: Nein, ich brauch‘ keine philosophische Erläuterung, was genau ich an Textzeilen wie „schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider“ missinterpretieren hätte können… Leute, ich hab‘ drei Kids und weiß daher über sämtliche „Berufsgruppen“ und deren Dienstkleidung in nahezu allen Farbschattierungen Bescheid…

Aber egal, die Musik an sich ist dennoch mehr als nur okay, und eventuell kommen die Texte beim nächsten Versuch doch auch etwas tiefsinniger rüber.