Brother Firetribe - Diamond In The Firepit

Review

Soso, Bruder Feuerstamm, wenn man einen Diamanten ins Feuer kloppt, dann wird er also noch härter… Ähm. Die Wahrheit ist: Die Finnen BROTHER FIRETRIBE um NIGHTWISH-Klampfer Emppu Vuorinen sind auf ihrem dritten Album „Diamond In The Firepit“ entgegen anders lautender Meldungen eher noch softer geworden.

Die Wahrheit ist aber auch: Das ist verdammt nochmal richtig so! Denn zu AOR will ich die Arme bewegen und nicht den Nacken. Die Melohohohohodien auf diesem in seiner Konsequenz sehr aufrechten Album sind noch süßeryeahyeahyeah geworden, das Keyboards ist hier das Alphatier und tut so, als wären Blousons zu blonden Strähnchen immer noch das Nonplusultra und „Jump“ der einzig wahre Katechismus, während die Gitarre… nun ja, während die Gitarre sich aufs Solo und ansonsten in die zweite Reihe zurückzieht.

Und ich gebe zu: Das hat was. Zwischen JOURNEY und HOUSTON passen noch prima solche hochglänzend lackierten akustischen Liebesäpfel wie das hypermelodische „Far Away From Love“, das hypermelodische „For Better Or For Worse“, das SAMY-HAGAR-Cover „Winner Takes It All“ mit Bass-Solo oder das hypermelodische und latent an MAGNUM erinnernde „Trail Of Tears“. A propos MAGNUM: Der Gesang von Pekka Ansio Heino pendelt sehr angenehm zwischen Jimi Jamison of SURVIVOR fame und eben MAGNUMS Bob Catley.

Der Grat allerdings ist zugegebenermaßen schmal, auf dem sich die Finnen bewegen, „Tired Of Dreaming“ klingt in der Gesangslinie im Refrain streckenweise verdächtig nach Gene Pitneys Schmachtfetzen „Somethings Got A Hold Of My Heart“ – und das geht dann doch zu weit.

Und insgesamt muss schon eine gewisse Offenheit gegenüber dem Airbrush-Delfin und Stonewashed-Jeans mit fertigen Löchern drin bestehen, um diesen Diamanten ins eigene Playlist-Collier einzupassen. Die Wertung ist daher mit Vorsicht zu genießen und bezieht sich auf ein fachkundiges Publikum Ü30. Denn ehrlicher Weise gehört zum Genuss von „Diamond In The Firepit“ ein größeres Maß an Todesverachtung als, sagen wir mal, dem von „Tol Cormpt Norz Norz Norz“ oder… öh… „Butchered At Birth“. Eine individuell leicht modifizierte Bepunktung in Richtung 2/10 könnte ich bei sensibleren Zeitgenossen also auch nachvollziehen.

Oder anders formuliert: Ich entschuldige mich aufgrund schlechten Geschmacks bei allen KollegInnen und der Leserschaft und beantrage für diesen „Tipp der Redaktion“ eine Wild Card.

Andererseits: Es ist ja nun mal, wie es ist…

30.05.2014
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