BROKEN TEETH starten ihr erstes Album „At Peace Amongst Chaos“ mit einem Hauch Orient, das atmosphärische Intro lässt sogar eher auf eine neue Platte von Labelkumpel Ashmedi schließen. Spätestens wenn die Manchester mit „Take Me Away“ richtig los stürmen und die bellende Stimme des Sängers einsetzt, ist aber klar, das ist Hardcore. Hardcore, der auf Brachialgewalt setzt und viel mit zweckdienlichen Beatdowns arbeitet. Live als Support von SICK OF IT ALL konnten BROKEN TEETH unterhalten, und zwar nicht mit einer überragenden Präsenz oder einem vorbildlichen Zusammenspiel – Nein, mit Musik, die live und direkt richtig Ärsche tritt. Auf Platte gepresst, verhält sich das mit „At Peace Amongst Chaos“ leider etwas anders.
Das Eröffnungsriff gibt sich, in abgewandelter Form, noch mindestens dreimal die Ehre und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass BROKEN TEETH sich an einer Masche festgebissen haben, denn jeder Song auf „At Peace Amongst Chaos“ schlägt früher oder später den gleichen Weg ein. Die junge Band traut sich leider nicht wirklich auszubrechen oder zu experimentieren, zitiert und interpretiert das angestrebte Genre aber durchaus passabel. Die anklagenden und für Testosteron förderlichen Texte, drehen sich um die üblichen ermutigenden Phrasen. Kopf hoch! Hau‘ doch einfach alle kaputt! Lass‘ dich nicht unterkriegen – alles was eben so grob auf das Standard-Hardcore-Kissen gestickt wird, daran gibt es nichts zu meckern und die Zahl der Themen ist in diesem Genre nun mal begrenzt. Metallische Riffs stehen bei BROKEN TEETH im Vordergrund, Soli gibt es nur selten und wenn, dann sorgen sie nicht gerade für Begeisterungsstürme und entpuppen sich eher als notwendiges Übel. Auch klanglich wurden die Bretter in den Vordergrund gestellt, der Gesang ist deutlich untergeordnet, genau andersrum wäre sicher besser gewesen. Noch dazu wurde dem Sänger – man muss fast schon sagen, dem armen Sänger – ab und zu ein unangenehm alberner Effekt auf die Stimme gelegt, der stark an Boxauto-Moderation auf der Kirmes in Hintertupfingen erinnert. BROKEN TEETH haben live bewiesen, dass ihr Sänger der Antrieb der Band ist und stimmlich sehr wohl stabil genug. Blendet man all das aus, dreht die Anlage auf und erwartet nicht zu viel von BROKEN TEETH, dann rast „At Peace Amongst Chaos“ ganz ordentlich durch die Anlage und kann eine knappe halbe Stunde Lebenszeit füllen. „Nothing Like You“, „Show No Mercy“ und „Leach Regress To Snake“ machen kompositorisch wenig falsch und motivieren zu rhythmischem Kopfnicken oder Beinzucken. Da es kaum Widerhaken, keine Hits und so gut wie keine Abwechslung gibt, wird der Besuch in der Anlage aber eher selten stattfinden.
Tritt man einen Schritt zurück und betrachtet das Debüt von BROKEN TEETH mit etwas Abstand, dann bleibt letztendlich kaum Substanz übrig. Stumpf ist Trumpf, stimmt schon. Aber auch der bäuerliche RTL II -Stammkucker stumpft ab einem gewissen Punkt ab und wird von den stetig gleich gebrüllten Texten und dem ewig gleich drückenden Vorgehen auf Dauer gelangweilt. Ist ja auch nicht so, dass es nicht schon genug packende Hardcore-Platten geben würde. Wäre BROKEN TEETH 15 Jahre früher gekommen, hätten sie mit „At Peace Amongst Chaos“ sicher einen ersten Stich machen können. 2016 wertet man sowas aber lediglich als ganz nett, wenn sie live spielen stehe ich aber wieder ganz vorne.
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