Dass die ein oder andere Band sich in Richtung Weihnachtszeit an Weihnachtsliedgut probiert ist nicht neu. Der Rubel soll bekanntlich rollen und die gebeutelte Musikindustrie sucht nach möglichen Verkaufsschlagern. Der bekannteste Weihnachtssong dürfte „Last Christmas“ von WHAM! sein. Aber auch die ein oder andere Punkband versuchte sich an Weihnachtsliedern. Die TOTEN HOSEN veröffentlichten 1998 als DIE ROTEN ROSEN „Wir Warten Auf’s Christkind“. Nun versucht eine weitere Band aus Düsseldorf, einen Verkaufserfolg mit einem Weihnachtsalbum zu erzielen. Die BROILERS nennen ihr Werk „Santa Claus“.
Folgt „Santa Claus“ den Spuren der TOTEN HOSEN?
Vielleicht hätten Sammy Amara und seine Mitstreiter etwas genauer in den Output der TOTEN HOSEN beziehungsweise DIE ROTEN ROSEN aus dem Jahr 1998 reinhören sollen. Im Gegensatz zu den BROILERS schaffen es Campino und Co. den Weihnachtsliedern ihre eigene DNA zu verleihen. Das gelingt den BROILERS auf „Santa Claus“ leider nicht. Nach dem Intro gibt es ein halbgares Oi! zum Ende von „Feliz Navidad“. Die Steigerung bezüglich Weihnachtssingsang liefert „Christmas Time (Again)“. Spätestens mit „Grauer Schnee“ wird es langweilig, auch wenn die Lyrics einen gewissen Charme versprühen. Coverversionen von „Driving Home For Christmas“ oder „Fairytale Of New York” haben eine derart dicke Staubschicht, dass die BROILERS darunter gar nicht mehr erkennbar sind.
Das Downlight ist die Klaviernummer “Merry Christmas (I Don’t Want To Fight Tonight)” und es stellt sich die Frage, wo Amara mit dem Track hin will. Menschen, die es schaffen, die Scheibe bis in Richtung Ende zu hören, erhalten eine kleine Belohnung in Form von „Oi! To The World“ und dem punkig angehauchten „Father Christmas“. Der Refrain bei „Vor Mitternacht (Auld Lang Syne)“ zum guten Schluss ist absolut passend: fünf Minuten noch.
Die BROILERS zwischen eigenwillig und belanglos
Eine Band, welche Werke wie „Puro Amor“, „Noir“ oder „Santa Muerte“ produzieren kann, liefert eine Weihnachtsscheibe, welche so gut wie nichts von der Attitüde transportiert, welche die BROILERS dahin gebracht hat, wo sie jetzt sind. Wurde „Puro Amor“ oder auch „(Sic!)“ bezüglich der massenkompatiblen Ausrichtung kritisiert, gehen die BROILERS nun einen Schritt weiter und produzieren Weihnachtsingsang, welcher in Konkurrenz zu HELENE FISCHER steht. Da retten auch zwei halbwegs passable Songs nichts mehr. Für „Santa Claus“ bleibt nur das Prädikat völlig belanglos und überflüssig.
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