Brocken Moon - Das Märchen Vom Schnee

Review

Mit „Das Märchen vom Schnee“ liegt mir ein Album vor, das sicherlich nicht jedem gefallen wird, dem man aber gleichzeitig eine gewisse Klasse auch nicht absprechen kann. Es handelt sich hierbei um das eigentliche Debüt-Album der deutschen Formation BROCKEN MOON, da die Lieder ihres Erstlingswerk ‚“Mondfinsternis“, wenn ich richtig informiert bin, allesamt bereits auf ihren Demos zu finden waren. Diese CD wurde ursprünglich vom bandeigenen Label „Black Metal Mafia Records“ (diesen Namen muss man einfach gern haben) streng limitiert veröffentlicht und sogleich ausverkauft, woraufhin über Northern Silence Productions nun auch schon das Rerelease oder das eigentliche Release, wenn man so will, folgt. Northern Silence betont hierbei, dass BROCKEN MOON trotz ihrer Zusammenarbeit mit Christhunt Productions in der Vergangenheit keinerlei Bezugspunkte zum NSBM haben. Ich könnte mich jetzt darüber auslassen, dass die einzige Veröffentlichung aus dem Hause Black Metal Mafia Records, die mich bisher erreichte, textlich auch ein wenig fragwürdig anmutetet, aber im Grunde genommen ist solch eine Spitzfindigkeit auch völliger Humbug. An BROCKEN MOON ist jedenfalls nichts Politisches zu finden und nur ein Firmenname sollte auch wohl kein Grund für Paranoia sein. Aber der Worte hierzu sind bereits mehr als genug geschrieben worden.

Kommen wir lieber zu Musik. Für mich persönlich weist „Das Märchen Vom Schnee“ einige exzellente atmosphärische Momente auf, vor allen Dingen zu Beginn der Platte. In der Mitte finde ich sie etwas gewöhnungsbedürftig und der letzte Track geht mir richtig gegen den Strich. So und da setzte ich jetzt auch gleich mal mit dem größten Kritikpunkt an: Track VI beinhaltet genau eine einzige simple Gitarrenmelodie, die mit minimalen Variationen und zaghaftesten Keyboards über 20 Minuten gestreckt wird. Es ist nicht so, dass die Melodie schlecht ist, auch die Keyboards passen, aber es ist einfach zu doll. Man mag jetzt anführen, dass ich arroganter Möchtegernjournalist einfach nicht fähig bin, die hypnotische Größe solch eines Monotoniemonumentes zu erfassen, aber interessiert mich das? Oder besser gefragt, wird es der durchschnittliche Black-Metal-geneigte Metal.de-Leser verstehen können? Ich denke nicht. „Rundgang Um Die Tranzendentale Säule Der Singularität“ ist da definitiv noch spannender, auch wenn es mich nicht wundern würde, wenn eben jenes Lied hier eine gewisse Vorbildfunktion gehabt hätte. Nun ja, die Gesamtspielzeit beträgt rund 50 Minuten, von denen 20 am Stück ein Riff einnimmt – irgendwie wirkt das Ganze für mich eher wie eine überlange EP mit einem unhörbaren Bonustrack.

Ich würde mich sicherlich weniger über diesen Punkt auskotzen, wenn der Beginn der CD nicht so stark wäre. Die ersten Lieder sind unglaublich atmosphärischer (Pagan-)Black-Metal im Stile alter ULVER, BAK DE SYV FJELL, DRUDKH und sicherlich auch BURZUM. Die Gitarrenlinien im Stile letztgenannter Band, dazu und darüber Akustikgitarre, dezente und stilsichere Keyboards, Ambience-Samples und grimmiger Gesang, der sich mit Flüstern abwechselt – die Parts I bis III sind genau nach meinem Geschmack. Aber in der Mitte des dritten Liedes passiert etwas: der Gesang wechselt zu dem von AASKEREIA (wo sich die BROCKEN MOON-Member sonst verdingen) bekannten hohen Count-Grishnackh-Gedenk-Gekreische. Ein Lied später wird auch die Musik wesentlich roher und kippt von Verträumtheit in Aggro-Black-Metal. Beim ersten Hören riss mich das ziemlich raus, aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran. Es passt sicherlich ins Konzept des Album, das ein holdes Feenkind behandelt, das dem Bösen begegnet (Ich hoffe, das trifft es wenigsten ungefähr). Der fünfte Track reißt es dann wieder etwas raus und über das letzte Lied habe ich mich ja bereits genug ausgelassen.

Alles in allem hinterlässt die Scheibe bei mir ein etwas diffuses Bild. Auf der einen Seite gefallen mir Stellen auf diesem Album wirklich richtig gut – andere Stellen nerven mich. Letztendlich wäre es wohl ideal, das ganze Album vorher Probe zu hören, was aber sicherlich leider in den wenigsten Fällen (legal) möglich ist. Wer mit den als Vergleich genannten Bands etwas anfangen kann und meinen Kritikpunkten unerschrocken entgegenblickt, sollte den Kauf auf jeden Fall wagen. Auch dass doch jemand am 20-Minuten-Endgegner Gefallen findet, möchte ich an dieser Stelle keineswegs ausschließen.

23.06.2008

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37237 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu Brocken Moon - Das Märchen Vom Schnee

  1. Anonymous sagt:

    Dieses Album ist wahrlich märchenhaft. Gewiße Stellen erzeugen einfach eine unglaublich dichte Atmosphäre, vor allem Teil II und der Mittelteil in Teil III hebe ich mal hervor. Es stimmt, Teil VI ist ein harter Brocken (Achtung, Wortspiel) und es ist mir klar, daß dieses Stück sicher nicht jedem gefällt, aber auch diesem Lied gelingt es, mich in seinen Bann zu ziehen und wenn man erst einmal mit der Musik verschmolzen ist, vergehen die 20 Minuten wie im Flug. 🙂 Würde ich subjektiv berurteilen, würde ich 10 Punkte raushämmern, aber da sich einige Längen nicht leugnen lassen und die Objektivität nicht zu kurz kommen solle, gebe ich 9 Punkte. Wer etwas mit melanchonischem Black Metal anzufangen weiß oder "Aaskereia" mag, sollte unbedingt ein Ohr riskieren. 😀

    9/10