British Lion - The Burning

Review

Der BRITISH LION brüllt wieder. Aber gemessen am zahlreiche Äther des Musikjournalismus durchdringenden „Meh“, welches das Debüt ausgelöst hat, kann es von hier an qualitativ eigentlich nur bergauf gehen. Zumindest sollte man meinen, dass Steve Harris hier mehr als nur eine Resterampe für seine kommerzielleren, mainstreamigeren Ambitionen geschaffen hat, die es aus diversen Gründen nicht auf ein Release von IRON MAIDEN geschafft haben. Andererseits durfte man das ja auch schon beim selbstbetitelten Vorgänger erwarten. Wird dem britischen Löwen auf dem vorliegenden Nachfolger also wieder der gleiche Ausdruck an Gleichgültigkeit entgegen geheult, oder hat sich Harris gefangen und mit seiner Hard-Rock-Spielweise gesteigert?

Besser gebrüllt, BRITISH LION?

Tatsächlich ist letzteres der Fall. „The Burning“ brennt auf jeden Fall heller und leidenschaftlicher als sein Vorgänger. Hauptsächlicher Anteil hieran hat die etwas ausgeglichenere Produktion, die zwar immer noch ein bisschen hinter den Erwartungen eines derartigen Hochkaräters zurückbleibt, aber zumindest etwas mehr Kernigkeit und Klarheit aufweist als der Vorgänger. Das macht das Hörvergnügen von „The Burning“ gleich viel erträglicher und schmeckt in Kombination mit einem kühlen Feierabendbier sogar erstaunlich gut, besonders wenn die mit mehr Feinschliff daherkommenden Songs tatsächlich mal den emotionalen Sweetspot treffen, auf den sie abzielen.

Besser gebrüllt? (Credit: John McMurtie)

Dennoch sollte man seine Erwartungen nicht zu hoch schrauben. BRITISH LION gefallen sich nach wie vor als Kommerz-Rock-Vehikel des MAIDEN-Tieftöners, der ausgefeilte, mehrstimmig jubilierende Gitarrenleads links liegen lässt und mehr auf straighten Rock mit trockenen Breitband-Riffs abzielt. Man zielt hier definitiv mehr in Richtung emotionaler Wirksamkeit, zum Glück ohne den Hörer gleich mit AOR-Cheese zu attackieren. Sänger Richard Taylor hat immerhin an Volumen zugelegt und trägt die Hooks souverän auf seinen stimmlichen Schultern, könnte allerdings immer noch etwas mehr Charisma haben. Aber die grobe Richtung stimmt.

Zumindest ein wenn auch kleines Feuer lässt sich „The Burning“ zuschreiben

Auch die ikonisch galoppierenden – oder angesichts der vergleichsweise zurückgelehnten Rock-Vibes besser: trabenden – Bassläufe des Maestros kämpfen sich hier und da hindurch und sorgen für ein wohlig nostalgisches Kribbeln, wie in „Spitfire“. Doch ansonsten liefern BRITISH LION Hard Rock der melodischen Sorte, der durch seine Hooks und – nun ja – einfachen Melodien lebt, darüber hinaus recht wenig Substanz aufweist. Das merkt man recht deutlich, besonders wenn man die durchschnittliche Songlänge von knapp fünf Minuten bedenkt.

Vereinzelte Spitzen verankern den ein oder anderen Track im Kopf, so gefallen die etwas nervöseren Gitarrenleads im Titeltrack einigermaßen. „Elysium“ stampft mit seinen breitbeinigen Riffs angenehm heavy dahin, während das schmachtende „Last Chance“ trotz seiner Klischeehaftigkeit ein paar nette Melodien aus den balladeskeren Kapiteln der Rock-Enzyklopädie geschmackvoll entstaubt. „The Burning“ geht also vollkommen in Ordnung für das, was es sein will, und kann als Steigerung des Debüts verstanden werden. Es bleibt jedoch immer noch ein bisschen hinter dem zurück, was man von Steve Harris erwarten könnte, aber als kleines Hard-Rock-Album für zwischendurch gefällt „The Burning“ schon mal besser als der Vorgänger.

18.01.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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