Bring Me The Horizon - That's The Spirit

Review

Galerie mit 21 Bildern: Bring Me The Horizon - Rock am Ring 2023

Was werden sie wieder zetern und jammern. Gift und Galle spucken. Was für ein Dreck das sei, werden sie rufen. Was das noch mit Metal zu tun habe, werden sie entsetzt fragen. Dann werden sie nach rechts und links schauen und hoffen, dass ihnen die Typen mit den coolsten Kutten in der Clique recht geben. Und natürlich werden sie das.

Die meisten Diskussionen um BRING ME THE HORIZON haben schon lange nichts mehr mit Qualität und persönlichem Geschmack zu tun. Vielmehr sind die Briten mittlerweile zum Feindbild einer Szene geworden, die wie eine betagte Henne auf ihren Eiern hockt und jeden, der sich ihrer runzligen Brut nähert, hysterisch vollgackert. Warum? Neid, Angst und Ignoranz. Neid, weil Oli Sykes und Kollegen heute in den größeren Hallen spielen, mehr Platten verkaufen und schlichtweg erfolgreicher sind als viele vermeintliche Bewahrer des Heavy Metal. Angst, weil viele Metalheads fürchten, BRING ME THE HORIZON könnten bald relevanter als ihre alten Helden werden. Wobei sie natürlich ausblenden, dass eben das bereits geschehen ist und sich die Jugend von heute schlichtweg nicht mehr für IRON MAIDEN interessiert. Ignoranz, weil die meisten Kritiker der Band in jungen Jahren selbst dem Zeitgeist erlagen. Weil sie von Ozzy, Bruce und den anderen damals genauso um den Finger gewickelt wurden, wie die Heerscharen von Teenagern, die heute Sykes verfallen. Und weil sich ein ehemaliger Junkie und volltätowierter Jungspund bestens als Zielscheibe eignet, um beispielsweise von zweifelhaften Protagonisten der Black-Metal-Szene und vom Suff zerfressen Ikonen der Thrash-Bewegung abzulenken. Selbstverständlich kaufen die „echten“ Metaller obendrein weiter fleißig die neuen Platten von METALLICA, SLAYER und MOTÖRHEAD und reden sich ein, es wären die nächsten Meisterwerke. Dabei sind die meisten „legendären“ Formationen heute nur noch ein Schatten ihrer selbst – oder veröffentlichen seit 20 Jahren immer wieder dieselben Alben. Weiterentwicklung? Hilfe! Bitte nicht!

Natürlich gibt es sie. Die Leute, die mit BRING ME THE HORIZON von Beginn an oder aber seit „Sempiternal“ einfach nichts anfangen können. Aber ganz ehrlich: Wann habt Ihr zuletzt jemanden getroffen, der gesagt hat: „Ach, ich habe mal reingehört, aber das ist irgendwie nichts für mich.“ Nein, da heißt es in der Regel: „Die sind voll schwul.“ Oder: „Lass mich in Frieden mit diesen Core-Spacken.“ Nun ja, that’s the spirit…

Natürlich sind einige (musikalisch objektive) Kritikpunkte berechtigt: So hat das fünfte Studioalbum der Briten durchaus seine lauen, belanglosen Momente. Beispielsweise im unspektakulären Stampfer „Blasphemy“, der mit einer Allerwelts-Akkordfolge daherkommt und gegen Ende lediglich mit einem prägnanten Gitarrensolo überrascht. Oder im Lückenfüller „What You Need“, welcher nicht nur etwas zu sehr mit plattem Radio-Rock kokettiert, sondern sich im Refrain auch exakt derselben Tonfolge bedient, wie sie im „Sempiternal“-Hit „Go To Hell, For Heaven’s Sake“ bereits verwendet wurde. Und zugegeben, eine gesichtslose Discobeat-Nummer wie „Oh No“ hätte sich auch wunderbar auf einem Album der dankenswerterweise nicht mehr aktiven POLARKREIS 18 gemacht. Fakt ist: Wären diese Songs allein der Maßstab für „That’s The Spirit“ – BRING ME THE HORIZON würden zweifelsfrei mit vier Punkten nach Hause spazieren.

Das ist letzten Endes allerdings nicht der Fall. Denn nahezu alle übrigen Tracks der Scheibe sind ausgewiesene Granaten. Von der – im Vorfeld von vielen kolportierten – „endgültigen Verweichlichung“ ist dabei übrigens nichts zu spüren. Denn „That’s The Spirit“ kommt in puncto Sound wieder wesentlich ruppiger daher als das doch recht glatt produzierte „Sempiternal“. Erwartungsgemäß sind die Strophen überwiegend atmosphärisch gehalten und von Samples durchtränkt, ein roter Teppich gewissermaßen, welchen Mr. Sykes mit schmachtender Anmut und viel Pathos beschreitet. Wenn dann jedoch wie im wuchtigen „Happy Song“ oder der neuen Band-Hymne „True Friends“ die Keule herausgeholt wird, dröhnt „That’s The Spirit“ amtlich und massig.

Weitere Highlights sind zweifelsohne das bereits vor einem Jahr veröffentlichte „Drown“, welches ursprünglich nicht in der Tracklist landen sollte, dann aber doch unter Beimengung einiger zusätzlicher Gitarrenspuren neu eingespielt wurde. Auch das atmosphärische „Avalanche“ überzeugt mit großartigem Refrain, während „Throne“ und das nachdenkliche „Run“ vielleicht keine überragenden Songs sind, aber mindestens obere Güteklasse besitzen.

Trotz diverser Minuten Leerlauf ist „That’s The Spirit“ somit nicht der ausgiebig beschriene „Schrott“ oder „Müll“, sondern in Gänze betrachtet eine gute, atmosphärische Rockplatte. Das sollten auch die zahlreichen Kritiker anerkennen. Mögen müssen sie BRING ME THE HORIZON deswegen freilich nicht. Sie sollten aber wenigstens über Musik sprechen – und nicht über Menschen.

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

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15 Kommentare zu Bring Me The Horizon - That's The Spirit

  1. hrhr sagt:

    wenn du schon über metal bands herziehst, mußt du diesen kommentar jetzt auch ertragen. nur weil eine band massen bewegt, heißt es noch lange nicht, das sie gute musik abliefern. oder waren/sind modern talking, baby metal, tokio hotel, linkin park und co jemals gut ? NEIN. die szene regt sich deshalb über diese core & nu metal bands auf, weil sie nichts mit dem geist einer szene zu tun haben … es gibt bands wie enforcer, ram oder bullet, die den metalleben & die flamme weitertragen, die priest, maiden & co einmal entzündet haben … dieser core kram, hat nicht ansatzweise etwas damit zu tun, nur weil da ein paar e gitarren erklingen. es ist schade, das dieser kram hier überhaupt besprochen wird. wer es modernen haben will, kann sein ohren mit mastodon oder cult of luna verwöhnen … man kann auch einfach alte death scheiben auflegen oder opeth hören … diese BMTH kram ist höchstens trash metal … also ab in die tonne damit. am besten in den sondermüll.

  2. Rüpel sagt:

    Ist ja nicht das erste Mal, dass Anton oder jemand anders hier meinen zu wissen, wie der Hase läuft und darüber hinaus sich noch erdreisten bestimmen zu wollen, wie es um die Szene tatsächlich steht und wer wo etwas zu sagen hat. Ganz großer Journalismus den ihr hier abliefert…. Willkommen bei der Bildzeitung. Mal wieder.

  3. Samsara sagt:

    @hrhr: Brauchst du ein Taschentuch? Mimimi?
    Ich finde Kostudis hat in ein paar Punkten zwar Recht, aber es ist auch ermüdend, immer wieder die gleichen Aufhänger für Reviews von BMTH zu benutzen, da stehen der Hammer und Konsorten metal.de aber in nichts nach. Nach 10 Reviews weiß ich zwar wie die Unterhose von Oli Sykes aussieht, aber wenig über die Details der Musik. Ich finde „Spirit“ ist ein gutes Rockalbum von einer guten Rockband, aber der Vorgänger konnte hier und da mehr Akzente setzen. Darum sind 7/10 genau richtig.

  4. The Bleak sagt:

    Ich bin eigentlich ziemlich froh darüber, dass Anton der Journalist ist und ihr nur die Laiendarsteller, die sich anonym aufspielen und für die Größten halten. BILD-Zeitungsniveau haben auf metal.de vornehmlich die Kommentatoren.

  5. Rüpel sagt:

    Na Bleak, wer bist du denn aus der Redaktion?

  6. The Bleak sagt:

    Tatsächlich niemand. Ihr macht es einem aber auch nicht sonderlich schwer, euch als Kasper zu empfinden. Dadurch ist es gar nicht zwingend nötig, Redakteur bei metal.de zu sein.

  7. Rüpel sagt:

    Wieso Kasper? Weil ich die Art der Bevormundung im Review kritisiert habe? Beleidigt habe ich niemanden… im Gegensatz zu dir.

  8. Doktor von Pain sagt:

    Der Herr Hrhr ist auch so einer, der alles doof findet, was es nicht schion genau so oder so ähnlich in den 80ern gegeben hat. Immer diese Ewiggestrigen… Ich mag ja auch vieles aus dem Old-School-Metal-Bereich (Iron Maiden werden auf ewig eine meiner Lieblingsbands bleiben, die habe ich schon in der Grundschule in den späten 80ern gehört), aber auch Zeug wie Parkway Drive, While She Sleeps, August Burns Red oder eben Bring Me The Horizon finde ich klasse. Viele Metaller sind aber so engstirnig und glauben, sie dürften auf keinen Fall irgendwas mögen, in dem die Silbe „Core“ vorkommt. Da muss ich immer lachen, wenn es heißt, Metaller wären tolerant. Ha! So viel musikalische Intoleranz wie in der Metalszene findet man kaum anderswo.

  9. The Bleak sagt:

    Kasper ist doch keine Beleidigung. Zumindest Menschen deiner Art sollten sich dadurch geehrt fühlen, weil sie damit zumindest etwas im Leben erreicht haben. Das ist an die gerichtet, die grundsätzlich alles besser wissen als alle anderen.

  10. Rüpel sagt:

    Na Mensch, dann verdienst du diesen Titel doch als allererster oder? 😉

  11. The Bleak sagt:

    Netter Versuch, aber nö.

  12. SlavedLabor sagt:

    Meiner Meinung nach ist das Album ziemlich klasse (auch wenn es nicht ganz an den Vorgänger „Sempiternal“ rankommt). Zwar habe ich für diese Erkentniss ein paar Durchläufe gebraucht, aber das macht das Album vielleicht auch so reizvoll… wer weiß. Ein so genannter „Grower“.
    Klar, einige Songelemente könnten so auch auf einem Justin Bieber Album super passen, aber das ändert nichts daran dass die Songs als Gesamtes gesehen einfach klasse geschrieben Lieder sind.
    So mag die Härte zwar nun vollends der Vergangenheit angehören, aber bei weitem nicht das Songwritingtalent dieser Band (ich bin auch erst zum Fan geworden als sie das obergeniale „Sempiternal“ veröffentlicht haben – so habe ich auch nicht so den Trennungsschmerz der Härte, da ich zu ihren Deathcore/Metalcore Zeiten nicht wirklich viel mit dieser Band anfangen konnte).
    Und zu dem Thema Szene: mir egal aus welcher Szene eine Band kommt, so lange ich die Musik richtig geil finde.

  13. Sylverblack sagt:

    Ich lese das Review, ich lese die Kommentare und ich lese nur überbordernde Beweise fehlender Reflexionsfähigkeit. Wie lange muss ein Mensch nachdenken, um zu merken, dass es beim subjektiven Empfinden von Kunst keine Objektivität geben kann? Wie lange muss diese unendliche Diskussion über Geschmack noch stattfinden, bevor mal jemand ein Buch aufschlägt (oder in der Wikipedia nachliest) und erkennt, dass schon die Philosophen des Mittelalters wussten: Über Geschmack streitet man nicht. Hier bitte, etwas für die allgemeine Bildung: https://de.wikipedia.org/wiki/De_gustibus_non_est_disputandum
    Fazit: Egal, ob einem BmtH, Metallica etc. gefallen oder nicht, Musik selbst KANN NICHT gut oder schlecht sein. Sie kann einem nur mehr oder weniger gut gefallen.

  14. Impaled sagt:

    You sir, just won the internet. Nicht.

  15. nili68 sagt:

    Ich höre BMTH UND echten Black Metal… und sogar Babymetal. So what?

    Szenedenken brauchen nur Leute, die mit sich selbst nicht im Reinen sind und keinen familiären Halt haben… oder so. lol

    8/10