Breed77 - Insects

Review

So sehr der von den Spaniern nie als unabhängig anerkannte britisch regierte Südostzipfel der iberischen Halbinsel, von dem BREED 77 stammen, zwischen den Stühlen steht, so verhält es sich auch mit der Musik der Band. „Insects“ ist das vierte Album des Quintetts aus Gibraltar und zumindest in Deutschland ein kleiner Nachzügler, da es in diversen anderen Ländern bereits veröffentlicht wurde.

Die grundsätzliche Formel, Verbindung moderner Metal-Sounds mit spanischer und orientalischer Folklore und diversen Flamenco-Zutaten haben BREED 77 beibehalten, im Vergleich zu den Vorgängern wurden die Einflüsse aber besser miteinander vermengt und die Übergänge sind nicht nur fließend, sondern kaum noch vorhanden. Das ist positiv zu werten, da der Stil der Band dadurch noch spezieller und unverwechselbarer tönt. Die Songs sind recht komplex, allerdings trotz der zahlreichen Spielereien nicht verworren. Der Opener „Wake Up“ ist ein überaus knackiger Einstieg, dessen zeitgemäßer Rockeinfluss sich noch am ehesten am amerkanischen Markt orientiert. „The Battle Of Hatin“ ist eines der Highlights, bei dem die akustische Gitarre zum ersten Mal dem heftigen Groove gegenübersteht. Die Provinz trifft die große weite Welt, BREED 77 fühlen sich scheinbar an beiden Extremen irgendwie zu Hause. Die Melodien sind zwar verhältnismäßig eingängig, zwei oder drei Durchläufe empfehlen sich jedoch, um die Kompositionen im Gänze nachzuvollziehen können.

Im weiteren Verlauf gibt es immer wieder ein paar höchst ansprechende Highlights, die spannend arrangiert sind und dank vieler überraschender Wendungen gegen den Einheitsbrei rebellieren. Besonders gut funktioniert das meines Erachtens nach bei „Forever“ und „Guerra del Sol“. Leichte Progressivität, die vermischt mit dem Fernweh weckenden iberischen Sonnenscheinzauber und dem aggressiven, bisweilen an die mit ähnlichen Einflüssen kokettierenden ILL NINO erinnernden Metal die Welt plötzlich ganz klein erscheinen lässt.

„In The Temple OF Ram: Rise Of The Bugs“ ist ein ansprechendes Instrumental, bei dem man sich stellenweise jedoch mit einem Problem konfrontiert sieht, das leider auch noch einige andere Nummern nicht ganz von sich weisen können: Der lobenswerte Wille der Band, anders zu klingen, als jede andere Band führt hin und wieder zu ein paar Unzulänglichkeiten im Songwriting, und so bleiben Songs wie „Revolution On My Mind“ und „New Disease“ zu unspektakulär.

Den Abschluss des Albums bildet die Coverversion des CRANBERRIES-Klassikers „Zombie“. Gut umgesetzt, dank des Gesangs von Paul Isola mit der unverwechselbaren BREED 77-Krone ausgestattet, und trotzdem zu jedem Zeitpunkt zu identifizieren. Nette Idee und endlich mal eine Coverversion, die nicht wie ein überflüssiger Kropf erscheint.

Zur bedingungslosen Kaufempfehlung reicht es nicht, weil „Insects“ letztlich doch der ein oder andere herausragende Hit fehlt, der die Scheibe zu einem echten Vorzeigewerk gemacht hätte. Reinhören ist aber in jedem Falle lohnenswert und die Mühe der Band um eine eigene Identität und darum, ein paar Akzente durch neue Ideen und Ansätze zu setzen, ist auf jeden Fall anzuerkennen.

16.05.2010
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