BREATHE ATLANTIS bedienen sich auf „Shorelines“ verschiedener Möglichkeiten, um sicher über das überfüllte Metalcore-Meer von Küste zu Küste zu schippern. Die fünf Musiker aus dem Ruhrgebiet gehen erfrischend ungezwungen vor und liefern alles was man sich im Metalcore-Bereich nur vorstellen kann. Lust auf Deathcore-Prügel, abtanzen zu poppigem Klargesang, roboterhafte Verrenkungen zu elektronischen Einschüben, auf die Mütze mit Pogo-Riffs, feine Untermalung für den Karatetanz? BREATHE ATLANTIS ziehen, wie ein gut ausgerüsteter Straßenmusiker mit allem Pipapo, alles problemlos aus ihrem Hut und packen noch jazzige Elemente und unvorhersehbare Verzweigungen obendrauf.
Manches auf „Shorelines“ klingt wie ein schlimmer Anfall, unkontrolliert und zügellos, wie ein Sendersuchlauf im Radio. Um etwas derartiges heraushauen zu können, muss man auch den Großteil gut bis sehr gut beherrschen, das ist bei BREATHE ATLANTIS der Fall und deshalb kann man sich als Hörer auch auf den scheinbar planlosen Wahnsinn meistens einlassen. Dass „Shorelines“ nicht so ungeplant sein kann, wie es klingt, zeigt der Übergang von „Per Aspera Ad Astra“ (Durch das Rauhe zu den Sternen) zum folgenden „Lovable“ oder auch der konsequente Aufbau von „Destructured „. Was zufällig aneinandergereiht wirkt, gehört zweifelsohne zusammen und folgt einem roten Faden. Spätestens an diesem Punkt der Platte sollte man sich auch noch für BREATHE ATLANTIS interessieren und Lust haben, auf die Details zu achten. Die groovigen Tanzrhythmen werden sicherlich viele harte Metalheads an die Grenzen bringen. Aber auch für Fans der härteren Gangart gibt es nix wirklich zu meckern, denn BREATHE ATLANTIS stampfen immer wieder erbost auf, mengen Dreck bei und speien ordentlich Wut in die eben noch fröhlich hüpfende Menge. “ On The Acanthaceous Way“ treibt es auf die Spitze und typische Core-Attacken werden urplötzlich abgelöst von fluffigen Funk-Grooves und münden in Klavierklänge, eingetaucht in Bar-Jazz-Atmo. Extraordinär, aber gut!
Bei all der gelobten Vielfalt ist es aber leider (noch) so, dass die einzelnen Stücke sich schwer auseinanderhalten lassen und Songs, die man schon als abgeschlossen betrachtete („Feathers On The Battleground“), eigentlich dann doch noch was zu sagen haben bzw. den nachvollziehbaren Weg zu oft verlassen. In solchen Momenten strecken BREATHE ATLANTIS die Fühler in alle Richtungen gleichzeitig aus und verlieren schlicht und ergreifen den eigentlichen Song aus den Augen.
Auf „Shorelines“ gibt es ordentlich auf die Glocke und im Vordergrund steht der unheimliche Spaß, den die Band zu haben scheint. BREATHE ATLANTIS lassen sich nicht eindeutig zuordnen, nicht einschränken und die Kreativität einfach ungehemmt laufen. Für manchen mag das Ergebnis etwas verquer klingen, andere werden sich an dem ein oder anderen Segment stören. Anders und mutig (!) ist „Shorelines“ auf jeden Fall und falls BREATHE ATLANTIS dranbleiben und ihren wilden Haufen in halbwegs zugängliche Bahnen lenken können und die Zügel ihrer Fähigkeiten dann fest in den Händen halten, dann werden die echt gefährlich!
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