Breakdown Of Sanity - Coexistence

Review

Galerie mit 9 Bildern: Breakdown Of Sanity - With Full Force 2016

BREAKDOWN OF SANITY starten ein wahres Gefecht, es knallt an allen Ecken und Enden, sodass sich die Boxen verschlafen die Augen reiben – endlich gibt es was zu tun! Das weiß gehaltene und nur dezent bedruckte Artwork weist die zukünftige Richtung, die Musiker erschließen neues musikalisches Land. Die Schweizer schaffen mit „Coexistence“ das Unmögliche, sie erfinden ein bereits existentes und stark eingerostetes Genre einfach nochmal neu. Jetzt sind die Herren fällig, denn unter Höchstwertung geht hier nichts mehr. Komposition, Innovation, handwerkliche Fähigkeiten, Sound, Homogenität? „Coexistence“ verdient in jeder Disziplin die volle Punktzahl.

Mindestens 3 Dinge, die BREAKDOWN OF SANITY deutlich besser machen, als alle anderen

Die Schweizer erzählen nicht nur eine Geschichte pro Song. Nein, sie halten gleich mehrere Eisen ins Feuer, lassen unterschiedliche Parts parallel laufen, diese dann kontrolliert kollidieren, nur um sie im nächsten Moment wieder ruckhaft auseinanderzuziehen. Damit ist die Band immer wieder überraschend und im selben Moment trotzdem nachvollziehbar. Der zweite große Hinweis auf die Einzigartigkeit dieser Band ist der, dass die Befürchtungen alle anderen würden nach „Perception“ jetzt auch einen ähnlichen Sound zocken komplett unbegründet waren.

Je mehr BREAKDOWN OF SANITY in aller Munde sind, desto öfter hört man hier und da mal ein klinisch abgehacktes Zukunftsriff. Aber unter uns, die Klasse von BREAKDOWN OF SANITY hat bis jetzt niemand auch nur annähernd erreicht und es handelt sich hier lediglich zum zaghafte Versuche. Stichwort Zukunft und somit Fakt Nummer Drei, BREAKDOWN OF SANITY klingen einfach nicht, wie 2016. Die Band scheint ihrer Zeit einige Schritte voraus zu sein, der Sound ist als kühl futuristisch zu beschreiben, dadurch enorm langlebig. Wie ein zum Töten beauftragter Roboter brettern die Riffs stoisch rhythmisch nach vorne, kurze Luftangriffe mithilfe perfekt abgewogener elektronischer Interludes bereichern die Szenerie und bevor es zu eisig und herzlos wirkt, kühlen BREAKDOWN OF SANITY die Maschine mit lockeren Melodien oder federn die Wucht mit neckischen Ideen ab.

Einen deutlichen Gegenpol setzen BREAKDOWN OF SANITY mit dem Titelsong „Coexistence“, hier mischen sich O-Töne von J. Robert Oppenheimer, Malala Yousafzai und John F. Kennedy unter beruhigend schwebende Synthiewolken, die von einem elegischen Gitarrensolo zerschnitten werden – ein Effekt, der auch nach zig-fachem Hören weiterhin für Gänsehaut sorgt. Der Song geht nahtlos über in das abschließende „New World“, hier legen BREAKDOWN OF SANITY ihr Meisterstück ab und übertrumpfen sich in knappen fünfeinhalb Minuten selbst. Alles, wirklich ausnahmslos alles, was die Band ausmacht, findet sich in diesem Song in Perfektion.

Gnadenlose Härte prallt ungebremst auf tiefe Emotionen, Text und Instrumentierung sind schon fast penibel aufeinander abgestimmt. Danach bleibt nur der erneute Druck auf die Play-Taste und die Möglichkeit auch nach mehreren Durchläufen immer wieder etwas Neues zu entdecken, immer erneut fasziniert zu sein und sich insgeheim immer wieder zu freuen, dass diese Band absolut autark und scheinbar unbeirrt ihren ganz eigenen Weg geht (Details dazu in unserem BREAKDOWN OF SANITY-Bandportrait). BREAKDOWN OF SANITY können sich sicher sein, dass ihre Fans jeden Tropfen Schweiß zu schätzen wissen und die Leidenschaft 1:1 daheim ankommt.

„Coexistence“ hängt alle mit Detailverliebtheit und Kreativität locker ab

Es wäre mühsam die Details und Highlight einzeln aufzuzählen. Der Ausklang von „Back To Zero feat. Ryo Kinoshita“ oder der unvergleichbar heftige Groove im selben Song? Der brutal antreibende Einstieg in „Crossed Fingers (feat. Björn Krebs)“ oder der große Refrain über Selbstbetrug? Die Tim-Burton-mäßige Spieluhrmusik in „From The Depths“ oder das epische Finale von „The Grand Delusion“? Die Liste wäre lange und würde euch viel vorwegnehmen. Als Veränderungen hervorzuheben sind die reiferen, deutlich präsenter platzierten Gitarrensoli und vereinzelt melodische Gesangsparts.

Selbst nach unzähligen Durchläufen steht meine Wertung fester als fest und die virtuelle Verbeugung ist so tief wie ernst gemeint – BREAKDOWN OF SANITY haben mit „Coexistence“ ein Album geschaffen, das seiner Zeit weit voraus ist. Musik, zu der eure Kindeskinder wahrscheinlich auf dem Hoverboard, wenn es dann mal endlich soweit ist, Backspins üben können. Dreht die Boxen auf und seid dabei, wenn BREAKDOWN OF SANITY den Metalcore revolutionieren. Absoluter Pflichtkauf (ja, Kauf!) und die beste Platte, die mir seit langem untergekommen ist.

20.09.2016

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37243 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

5 Kommentare zu Breakdown Of Sanity - Coexistence

  1. metal-maniac sagt:

    Die Schweizer schaffen mit “Coexistence” das Unmögliche, sie erfinden ein bereits existentes und stark eingerostetes Genre einfach nochmal neu.

    Aha, bei allen überzogenen Reviews, die diese Dame bisher so verfasst hat ist das hier echt die Krönung. Ich höre hier gut gemachten Metalcore, wohl besser als das Meiste was sonst so aus diesem Genre kommt, aber eine 10 bzw. gar eine Genre-Revolution? Also bitte…

    1. Sane sagt:

      An mir ist die Revolution da auch vorbei gegangen..
      Klingt solide bis sehr gut,aber der musikgewordene Heiland ist das ( zumindest für mich)nicht.

  2. sickestbreed sagt:

    ich verstehe einfach nicht wie viele immer darauf kommen das dass Genre eingerostet ist. Im Mainstream mag das wohl stimmen. Die ganzen Bands höre ich meist garnicht. Aber wer sich mehr mit dem Genre befasst, unbekanntere Bands sich anhört, bisschen in Facebook Gruppen und Seiten wühlt, wird feststellen das dieses Genre weitaus vielfältiger ist als manche denken. Im Deathcore Bereich ist es ähnlich.

    Das Album ist keineswegs schlecht, hat aber niemals 10/10 verdient. Es gibt wesentlich anspruchsvollere und bessere Metalcore Bands. Ich sehe hier aber auch keine Reviews zu diesen Bands, weil ihr wohl keine CDs von denen erhaltet. Ich hab echt keine Ahnung wie ihr auf 10/10 kommt. Ist meiner Meinung nach ein wenig übertrieben. 8/10 würde ich als -core/extreme Metal Fan geben.

    8/10
    1. Nadine Schmidt sagt:

      Ich beobachte, dass der Metalcore immer mehr Richtung Thrash Metal und Melodic Metal tendiert, wenig neue Impulse setzt und leider fast jede Band gleich klingt. Das werte ich als Stagnation oder sogar Rückschritt. Gerade im Metalcore-Bereich kriegen wir sehr viel Material zugeschickt und wirklich sehr wenig davon ragt heraus, vieles schafft es überhaupt noch nicht mal bis zur Review… BREAKDOWN OF SANITY spielen fernab von jedem vorhersehbaren Strophe-Refrain-Schema, haben einen überragenden Sound, sind kreativ und schaffen dadurch einen hohen Wiedererkennungswert (Rest siehe oben). Da war auch schon bei „Perception“ der Fall. Natürlich schließt die Wertung 10/10 nicht aus, dass es noch andere gute oder bessere Bands gibt – her damit!
      Nennt am besten die tollen und besseren Bands beim Namen, dann kann man sich austauschen und beide Seiten können sich bereichern. Wir hatten auch mal ein entsprechenden Special, eventuell findet ihr da auch was für euch: http://www.metal.de/specials/die-10-10-metalcore-alben-die-kaum-einer-kennt-55626/

      Und noch 3 Tipps von mir: I AM NOAH, POLAR und THE ROYAL!

      1. sickestbreed sagt:

        Danke für die Antwort, habe es erst jetzt gesehen :(.

        Ich habe mir das Album jetzt sehr oft angehört und muss dir im Endeffekt dann doch Recht geben. Es ist wohl eines der besten Metalcore Alben was dieses Jahr rausgekommen ist.

        Mir würden jetzt auch keine Alben mehr einfallen, die in diesem Jahr released worden sind, die daran kommen, zumindest nicht, wenn man es auseinanderfriemeln müsste um am Ende eine Bewertung zu geben. Vorm Hörspaß finde ich aber z.B das neue Album von Auras richtig gut. Das würde hier wohl durch den ambidjent Sound wohl nur 7/10 bekommen denke ich. https://www.youtube.com/watch?v=iBVCofSf5gk&index=1&list=PL79ZUqe2WN275Bvvqwv_xwU36-Kzdi-EU

        AFTER THE BURIAL – Dig Deep auch sehr zu empfehlen, abwechslungsreich und bietet einige brachiale überraschungen wo man denkt die Welt bricht gleich durch die Power zusammen 😉 Definitiv auch eins der besten Alben des Jahres für mich. https://www.youtube.com/playlist?list=PLH22-xSMERQoVsmSl8VPKdsRJG_5q70t9

        Make Them Suffer – Old Souls: Eigenständiger Sound, auch kreativ und vielfältig und teils trotz brutalität sehr traurig manchmal. https://www.youtube.com/playlist?list=PLtRecIJzfCvwoO6NY22L7m0jZMA2-FE8w

        Mechina – Progenitor geheimtipp, wurde hier noch nicht reviewed, ist aber mit Abstand deren bestes Werk. Diesmal mit viel clean Gesang der einfach genial ist. Lohnt sich richtig. https://www.youtube.com/watch?v=2qfteDJxdvE

        Periphery III: Select Difficulty: habt ihr ja reviewed mit 8/10, ist aber auch ein Meisterwerk mit vollkommen eigenen Sound, jeder Track ein Werk für sich. https://www.youtube.com/playlist?list=PL1JEdqMrokywmyfys-5pTTgdaaQY09IyY

        Renounced – Theories Of Despair: True old school metalcore, nicht jedermanns Sache, ich steh drauf und für mich eine fette Überraschung dieses Jahres. Sowas spielt halt keiner mehr und deswegen ist es einfach genial. https://www.youtube.com/watch?v=prtFGirFo2c

        Shokran – Exodus: Eigenständiger oriental angehauchter Sound. Neuer Sänger ist geschmackssache aber keineswegs schlecht. Instrumental einfach perfekt. https://www.youtube.com/watch?v=CrOqRs_Tx5o

        Silent Planet – Everything Was Sound: Geniales Album aber leider „christian“. Der Musik ist aber sau gut und auch kein Stück generisch mit ordentlich post rock geschrabbel 🙂 Der Cleangesang ist ein wenig geschmacks bzw Gewöhnungssache https://www.youtube.com/watch?v=1FvAKaId46s

        Twelve Foot Ninja – Outlier wurd hier ja schon reviewed 🙂

        So das waren die Metalcore Alben die mir einfiehlen die auf jeden Fall in der gleichen Liga spielen und keinen eingerosteten Sound haben. Im Deathcore Bereich hätte ich noch mehr, aber hier gehts ja um Metalcore 🙂 Hab aber noch 2 Spezielle Geheimtipps über die nicht unbedingt Metalcore sind, aber eigentlich reviewed werden MÜSSEN. 😉

        Wrvth – Wrvth https://www.youtube.com/watch?v=0ToSJgDPJaY
        Astronoid – „Air“ https://www.youtube.com/watch?v=_0css1kqM0Y

        So viel Spaß 🙂