Vorfreude auf den Hörgenuss wecken BRAINSHEEP nicht gerade: das Wasserfarbencover besitzt schon einen gewissen abschreckenden Charme, und die Aufteilung der einzelnen Tracks in die Themenbereiche Erwartung, Angst, Traurigkeit und Zorn deutet im ersten Moment auf emotional instabile Studenten im Deutschrockfieber hin. Umso erstaunlicher, was dann durch die Boxen bläst, nämlich durchaus kompetent gezockter Alternative Rock mit Prog-Anteilen, der, um es mal milde auszudrücken, extremst an TOOL erinnert (und im Gegensatz zur durchgehend deutschsprachig aufgemachten CD mit englischen Texten aufwartet). Aber auch OPETH (minus Grunzgesang), PORCUPINE TREE und ANATHEMA taugen als Anhaltspunkte.
Größtes Problem dabei: die Klasse von TOOL und Konsorten erreichen BRAINSHEEP zu keiner Sekunde, weil die sehr wiederholungsanfälligen Songstrukturen nur in den seltensten Fällen auf ein echtes Ziel hinarbeiten. Die Band verliert sich zu oft in endlos ausgespielten Teilen, die anders als bei den großen Vorbildern nie wirklich in nennenswerte Höhepunkte münden. Überhaupt gibt es keine tatsächlich erkennbaren Songs auf dem Debüt-Longplayer, die ganze Platte ist ein ewiges Auf und Ab zwischen verhaltenen, ruhigen (und manchmal recht langweiligen) Akustikparts und darauf aufbauenden Abgehteilen. Leider wirkt die Chose oft zerfahrener und verkopfter als nötig, man wartet ewig auf den Moment, wo es BRAINSHEEP einfach mal ohne Rücksicht auf Verluste krachen lassen.
Die Pflicht haben BRAINSHEEP derweil mehr als erfüllt: als Hintergrunduntermalung taugt die Mucke ohne jeden Zweifel, wozu die halbwegs gelungene, vielleicht etwas distanzierte und kalte Produktion ihren Teil beiträgt. Auch die Leistung an den Instrumenten ist vollkommen in Ordnung; der Gesang präsentiert sich als zweischneidiges Schwert, Sänger Markus hat zwar eine angenehme und recht sichere Stimme, geht dafür nie so richtig aus sich raus. An der Kür scheitern die Jungs weitgehend; zwingende, magische Momente, wie solche Musik sie eigentlich verlangt, machen sich hier extrem rar. Zuletzt bleibt die Hoffnung, dass BRAINSHEEP beim nächsten Album mehr Zeit ins Songwriting investieren und sich stilistisch freischwimmen, denn die musikalische Basis ist definitiv vorhanden, um etwas wesentlich besseres abzuliefern.
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