Brainbogs - Marvin

Das Cover sieht zwar aus wie bei einem typischen Frühneunziger-Grunge-Album, aber „Marvin“ von den BRAINBOGS bietet eher dreckigen Abgehrock, was die CD-Rückseite besser darstellt: Dort posiert das Trio aus dem „Rhein-Main-Delta“ (wie es auf der Facebookseite der Band so schön heißt) in bester Rock’n’Denim-Manier – zerrissene Jeans, Sonnenbrillen, Schiebermütze, Zigarre zwischen den Zähnen, Les Paul am Schritt.

Die Eckdaten von „Marvin“ wären damit größtenteils genannt – was fehlt, ist noch der Hinweis, dass Gitarrist und Sänger Chris eine schön ferkelige Stimme hat, die in Richtung AC/DC weist. Trotzdem lässt sich die Musik der BRAINBOGS nicht an einer Band festmachen, und sie rocken sich vergleichsweise vielseitig durch die elf Stücke: Vom stampfenden Midtemporocker („Bulletproof“, „Independent Soul“) bis hin zu ruhigeren Klängen („Erase And Redefine“, „Strange Feeling“) ist vieles dabei, und vor allem die gediegene Gitarrenarbeit sorgt für die nötige Finesse.

Allerdings fehlt „Marvin“ über die gesamte Distanz gesehen das gewisse Etwas: Das ist alles ganz nett, und einige der Stücke sind auch wirklich gut gemacht („Driftin'“, „Bulletproof“, „Stones And Fire II – 1984“), aber der letzte Funke springt einfach nicht über, um die Scheibe zu einem Burner zu machen. Sei es die zu geringe Konzentration an wirklichen Höhepunkten, sei es mangelnde Abwechslung im oberen Geschwindigkeitsbereich, sei es fehlende Zügellosigkeit… „Marvin“ klingt auf Strecke einfach zu handzahm, zu wenig nach Schweiß, Abgasen und verbranntem Gummi auf dem Asphalt. Live mag das schon wieder anders aussehen, wenn sich die Band wirklich verausgabt, aber auf Platte ist für die BRAINBOGS derzeit nicht mehr als ein Platz im oberen Mittelfeld drin.