Bosparans Fall - Götterspiel: Dunkle Zeiten

Review

Auf der Suche nach einem passenden Konzept für Texte und Präsentation ihrer Band, sind BOSPARANS FALL einen gleichermaßen naheliegenden wie unverbrauchten Weg gegangen. Die Zielgruppe erkennt freilich schon am Bandnamen, dass sich das Quintett von „Das Schwarze Auge“ (gerne auch abgekürzt als DSA) hat inspirieren lassen, dem größten deutschsprachigen Pen&Paper-Rollenspiel. Dessen Spielwelt Aventurien – mithin eine der detailliertest ausgearbeiteten fiktiven Welten überhaupt – bietet eine praktisch endlose Fülle an Textmaterial für die ohnehin Fantasy-affine Metal-Szene. Wo BOSPARANS FALL also auf ihrem Debütalbum, welches auch die drei Stücke der 2022 erschienenen „Pantheon“-EP enthält, noch eher an der Oberfläche kratzen, ist das Feld für eine zukünftige Vertiefung der Thematik üppiglichst bestellt.

BOSPARANS FALL entführen in die DSA-Vergangenheit

„Götterspiel: Dunkle Zeiten“ soll den Auftakt zu einer Alben-Trilogie bilden, die vom ewigen Recken Alrik Immerda und dessen Kampf gegen den finsteren Schwarzmagier Xardas erzählt. Und wenngleich – Nicht-DSA-Spieler mögen mir den kurzen Exkurs verzeihen und/oder den Rest dieses Absatzes einfach überspringen – BOSPARANS FALL mit ihrem Bandnamen und dem Albumtitel eine zeitliche Verortung innerhalb der aventurischen Geschichte zwischen der Regierungszeit Fran-Horas‘ und dem Fall der Kaiserstadt Bosparan nahelegen, setzt die in den Texten beschriebene Handlung erst gute Tausend Jahre später (und immernoch ein Vierteljahrhundert vor der aventurischen Gegenwart) ein. Da die Enträtselung uralter Geheimnisse aber zu den zentralen Plotbausteinen vieler Rollenspiel-Abenteuer zählt, bleiben BOSPARANS FALL ihrem Genre durchgehend treu. Innerhalb dieses textlichen Rahmens widmen sich die Stücke großen Schlachten der inneraventurischen Vergangenheit („Bosparans Zinnen“, „Kampf um Norbeneck“, „Goldene Blüten auf blauem Grund“), wichtigen Vertretern des zentralen Götter-Pantheons („Rondra“, „Firun“, „Praios“) und natürlich auch den zentralen Pro- und Antagonisten („Alrik Immderda“, „Schwarzmagier Xardas“).

Gute Ansätze und großes Entwicklungspotential

Musikalisch sind BOSPARANS FALL im melodischen Death-Metal verwurzelt, öffnen sich aber auch für Einflüsse aus traditionellem Heavy- und Thrash-Metal, sowie dezente Anleihen aus der Folk- und Mittelalter-Szene. Das wird von den ohrenscheinlich erfahrenen Musikern kompetent umgesetzt, wirkt aber über die volle Albumdistanz etwas zu eintönig. Man wünscht der Band mehr Mut zu leiseren Zwischentönen und einer größeren dynamischen Spannweite, gute Ansätze dafür sind nämlich durchaus erkennbar. Sowohl der Opener „Dunkle Zeiten“ als auch das starke Abschlussstück „Goldene Blüten auf blauem Grund“ wecken die Neugier auf das zukünftige musikalische Schaffen von BOSPARANS FALL.

Auf den Spuren der APOKALYPTISCHEN REITER?

Als größter Schwachpunkt erweist sich indes der allzu monotone Growl-Gesang von Frontmann Jonas, der stark von AMON AMARTH-Frontwikinger Johan Hegg geprägt scheint, ohne freilich dessen Ausdrucksstärke zu erreichen. Und obwohl BOSPARANS FALL aus Wangen im Allgäu stammen, lassen Aussprache und Intonation eher sächsische oder thüringische Wurzeln des Sängers vermuten – die Frühwerke von DIE APOKALYPTISCHEN REITER sind diesbezüglich zwar nicht die schlechteste Referenz, auch bei deren Frontmann Fuchs war jedoch eine gesangstechnische Weiterentwicklung der vielleicht wichtigste Baustein für den wachsenden Erfolg der Band. Vielleicht trauen sich BOSPARANS FALL ihren Liedern ja zukünftig sogar gezielte Cleangesang-Passagen hinzuzufügen und das lyrische Niveau ihrer derzeit noch arg prosaischen Texte zu steigern. Großes Potential ist jedenfalls heute schon erkennbar und wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung einer vielversprechenden Band für DSA-Fans und alle, die es noch werden wollen.

Übrigens könnt ihr das komplette Album auch bei uns im Stream hören – wir wünschen viel Spaß!

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28.05.2023

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