Bornholm - On The Way Of The Hunting Moon

Review

BORNHOLM geben sich wie Skandinavier, klingen auch durchaus ein bisschen skandinavisch, kommen aber aus Ungarn. Und sie singen, wie es derzeit Mode zu sein scheint, von Schlachten, Schlachtenklang, Schlachtenblut, Schlachtfesten und Schlachtschwertern etc. Ihr zweites Album „On the way of the hunting moon“ ist dann auch ein zweigleisiges welches, wie ich nach langem und intensivem Hören attestieren muss.
Sehr zugute halten muss man den Jungs, dass sie nicht nur wissen, wie man treibende, packende Stücke schreibt und spielt, sondern auch, wie man sie ansprechend produziert (nett röhrende Gitarren und relativ natürliche Drums) und schick verpackt. Das ist bei näherer Betrachtung seltener als man annehmen möchte. Krönung ihres künstlerischen Anspruchs ist ein schmucker Multimediateil auf der CD, mit einem soliden, stimmungsvollen Black-Metal-Video zu dem auch auf dem Album enthaltenen Stück „Acheron.“ Solche Zugaben sind allerdings auch notwendig, um ein wenig mehr Kaufanreiz zu geben – „On the way of the hunting moon“ ist nur gut eine halbe Stunde lang, wovon das sechste und letzte Stück ein zwar nettes, aber relativ unnötig dahingeklimpertes Akustikgitarrenstück ist. Fünf Lieder also, die aber immerhin von fast durchgehend überzeugender Qualität sind.
Es passiert viel in BORNHOLMS Musik. Ihre Gitarren sind ständig in Bewegung, pendeln zwischen klassischer Heavy-Metal-Anschlagtechnik, groovenden Zwischenstücken und fixer Black-Metal-Raserei. Der Drummer spielt gut akzentuierte, saubere Beats, während der Keyboarder sich angenehm zurückhält, um im richtigen Moment einige Parts mit sorgfältig ausgewählten Synthesizern zu unterstreichen. Gefühlvolle Akustikgitarren sorgen für Abwechslung und fungieren als Bindeglieder oder Einleitungen. Soweit ist das alles sehr hübsch und vielfältig. Einziges großes Manko: der Sänger passt mir mit seiner knurrigen, allzu zahmen und schüchternen Stimme nicht ins sonst so kriegerisch-heidnische Konzept. Neben der Spielzeit und ein paar Standardriffs und Längen in den Stücken ist das aber auch das Einzige, das man wirklich kritisieren kann.
Zwar sind BORNHOLM noch ein gutes Stück von ihren Vorbildern IMMORTAL, BORKNAGAR oder gar BATHORY entfernt, machen aber einen sehr ambitionierten und professionellen Eindruck. Immerhin ist dieses Album auch schon ein paar Jahre alt, und ich bin mir sehr sicher, dass die Truppe mit dem gerade fertiggestellten dritten Werk nochmal zünftig einen drauflegen wird. Das Zeug dazu haben sie auf jeden Fall. Neben SEAR BLISS haben wir’s immerhin mit der besten ungarischen Black-Metal-Band zu tun, soviel steht fest.
PS: Mir ist übrigens schleierhaft, wie das Label Melancholia Records gleichzeitig eine so vielversprechende Band wie BORNHOLM und andererseits Kapitalverbrechen vom Schlage MALEFICENTIA veröffentlichen kann…

11.04.2006

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