Borknagar - The Olden Domain

Review

Galerie mit 13 Bildern: Borknagar - Party.San Metal Open Air 2023

Oysten G. Brun, der kreative Kopf hinter Norwegens neuestem Black Metal-Stern Borknagar, sieht aus wie die Heroengestalten, die zwergwüchsige, angemalte und kreischende Gnome in hoffnungslosen Nachwuchs-Nordmann-Kapellen immer besingen. Und was wäre ein starker Mann ohne Träume? Bei denen nämlich scheiden sich die Wege Borknagars und die der greulich und derb metzelnder Brüder; nicht der eise Winterwind und das häßliche Geräusch berstender Knochen bestimmt die Landschaften hinter Oysteins Stirn, sondern das sanfte Gleißen der Mitternachtssonne über den stillen Wassern der Fjorde. Die Magie von Black Metal beruht immer auf einer Ästhetisierung der Macht; bei Borknagar aber ist das die Macht, die aus dem Einklang des Menschen mit der Natur wächst – das hat nicht so viel mit Muskelschmalz oder arkanen Ritualen zu tun. Die Musik, die aus diesen Traumbildern entsteht, stellt einen entscheidenden Schritt für den Black Metal als Genre dar und reiht sich hinter Alben wie Dimmu Borgirs Stormblast, Bathorys Hammerheart oder denen von Enslaved ein. Schon Borknagars selbstbetiteltes Debutalbum verband folkloristische Einflüsse, archaische Melodieführung und ambitionierte Songstrukturen, wenn auch im Gegensatz zu The Olden Domain in einem personifizierten Chaos, einer Wut und Kraft, wie sie für den Black Metal typisch war und was nicht zuletzt an der harschen Produktion lag. The Olden Domain geht in eine andere Richtung; Oystein legt hierbei viel Wert auf Atmosphäre, dezente Melodieführung und auf die Möglichkeit, seine eigenen musikalischen Ideen angemessen wiedergeben zu können. So kennzeichnet sich das Album durch den ständigen Wechsel zwischen Folk und Metal, richtigem Gesang und derben Black Metal Vocals, wobei sich hierbei die eine oder andere Schwäche offenbart. Klingt der cleane Gesang auf den ersten und letzten Stücken noch recht annehmbar bis gut, drehen sich einem bei Stücken wie „A Tale of Pagan Tongue“, „To Mount and Rove“ oder „Grimland Domain“ eher sämtliche Fußnaegel um.

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20.10.1997

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6 Kommentare zu Borknagar - The Olden Domain

  1. Anonymous sagt:

    Der cleane Gesang ist ja wohl durchweg äußerst genial. Vielleicht ist der Rezensent ja generell kein Freund von heroischem, psathetischem Viking-Gesang, aber sei’s drumm… IMO die beste Borknagar Veröffentlichung. Die Erste war für mich nur Lärm mit einigen merkwürdigen Interludien, die Folgenden für die Athmosphäre, die Borknagar IMO ausmacht, etwas zu modern geraten und sogar mir zu melodisch, auch wenn sie nicht wirklich schlecht sind, so wie die erste… 😉 Die "The Olden Domain" klingt für mich wie ein Wintermärchen, z.B. "Die Schneekönigin", regelrecht verträumt, aber auch so kann und darf Black Metal für mich klingen, der keineswegs so eindimensional ist, wie viele es gern‘ hätten. Genug der Predigt… starke Schebe…! 😉

    9/10
  2. horowitz sagt:

    7 Punkte für DAS Borknagar Meisterwerk?? Das war ja wohl ein Schuss in den Ofen Akron!!

    10/10
  3. Watutinki sagt:

    TRUE NORTH!

    10/10
  4. lagad sagt:

    Also ich entdecke die erst jetzt, erst richtig. Die Erste ist ein Muß in meinen Augen. Und ja, auch diese hier gehört in den Black Metal/ Viking Metal Kanon. Bedenke ’97. Da gabs die ersten 2 Helheim, Satyricon mit Meisterwerk, Einhejer in Gut, Windir (kotz, würg), n bisschen Gorgoroth, Dimmu, schon in schlecht, Storm, Isengard, Darkthrone in Trotzhaltung, Twin Obscenity, Kampfar (Anfänge), Trelldom (stellenweise), die diese Richtung mal mehr, mal weniger gut, mal mehr, mal weniger ernsthaft, mal mehr, mal weniger beständig und reifend, bedienten… . Für mich die Grenze bei Borknagar. Alles danach geht für mich nicht mehr. So wie bei Dimmu (nur Erste, original, Demo auch noch), und gaaaanz evtl. auch noch die erste Cradle (Schauder). Dann lieber Enslaved ab 1999, 2000. Bei denen die Ersten sowieso;) Der Sound an sich ist natürlich obergeil und unterscheidet sich zum Debut erheblich. Fett, rockig, aber noch ziemlich schwarz, drückt er aus den Boxen. Der Gesang, ja wirklich, ist vorwiegend klar, heroisch, bestimmend mit harschen Vocals garniert. Wahrlich ein Klassiker dieses Nischengenres, auf den sich fast alle, denke ich, einigen können.

    10/10
  5. Watutinki sagt:

    „so wie bei Dimmu (nur Erste, original, Demo auch noch)“

    Was spricht gegen die Stormblast? For all Tid ist natürlich deutlich archaischer ausgeprägt.

  6. lagad sagt:

    @Watutinki: Eh nix. Ab der Enthrone, die ich dazumal eh auch noch gehörig gefeiert habe, gaben die mir nichts mehr. That’s life.