Der Durst nach abenteuerlichen Stilbezeichnungen treibt weiterhin neue Blüten: BORGNE, recht produktives Soloprojekt aus der Schweiz, betitelt sich mit „Mind Changing Raw Black Metal“. Um heutzutage mittels Musik Gedanken zu verändern, bedarf es allerdings, wage ich zu behaupten, etwas mehr als das, was BORGNE auf dem Debutalbum „II“ bietet.
Innerhalb von neun Stücken packt Bornyhake (seltsames Pseudonym…) ein Repertoire auf den Tisch, das zwischen Black Metal der alten Schule (MAYHEM zu „De Mysteriis…“-Zeiten und DARKTHRONES „A Blaze…“), der eher groovigen Ausrichtung (TULUS und vor allem KHOLD in den stampfendsten Parts nicht unähnlich) und sogar thrashigen Einwürfen pendelt. Auch die Geschwindigkeit variiert zwischen Hyperspeed, der DARK FUNERAL durchaus gerecht wird, bangkompatiblem Uptempo und schleppenden Passagen, so dass die Platte zunächst nicht langweilig wird.
Zunächst bedeutet: die Songs, oft über lange Strecken instrumental, können keinesfalls länger als zwei Hördurchgänge lang fesseln. Wenn Gesang dazukommt, wird der Langeweileeffekt noch gesteigert: so emotionslos herausgepresst habe ich selten jemanden keifen hören. Stilistisch möchte sich der Gesang vermutlich an Attila Csihar orientieren, oder vielleicht auch an Maniac, pendelt sich aber leider zwischen einer drittklassigen Kopie der letztgenannten und der ersten ANDRAS ein. Als anstrengend empfinde ich auch den sehr digitalen Gitarrensound, dem jeder Biss vollkommen abgeht.
Das ist übrigens nicht die einzige Parallele zu GERGOVIA, jenem französischen Soloprojekt – sowohl GERGOVIA als auch BORGNE klingen in ihren Ansätzen immer wirklich anständig, machen sich aber durch eine schwachbrüstige Produktion und zu viele durchschnittliche, teils unfertig wirkende Songs viel kaputt (apropos kaputt: das kranke Übersteuerungskratzen des nicht zu identifizierenden „versteckten Bonussongs“ tötet Lautsprecher, fürchte ich!). Und nicht nur mit solchen schlechten Überraschungen macht man sich viel zunichte: auch der vor allem im letzten Akt der Platte hörbar übertriebene Drumcomputer nimmt die Atmosphäre.
Ob man nun also mit einer Handvoll anständiger und zu vielen ausgeleierten Riffs, einer kränkelnden Heimproduktion und pseudomenschenfeindlicher MySpace-Attitüde die Gedanken seiner Hörer ändern kann? Mich bestärkt die Platte eher in der Ansicht, dass Black Metal in den meisten Fällen nichts weiter ist als eine hoffnungslos reaktionäre Musikform, die aber selbst innerhalb ihrer Tradition kaum noch etwas Beeindruckendes zustande bringt.
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