Booze Control - Heavy Metal

Review

BOOZE CONTROL aus Braunschweig veröffentlichen ihren LP-Einstand „Heavy Metal“ aus dem Jahr 2013 erneut, diesmal auf Kernkraftritter Records. Kernkraftritter? Sitzen die im Wendland? Ein vom schnellen (oder anderen) Brütern befeuerter Ritter ist auf jeden Fall mit herkömmlicher Lanzen-Choreo kaum zu besiegen. Warum ist auf DIESE Kombination erprobter Metal-Vokabeln eigentlich vorher noch keiner gekommen? Ziemlich cool. Und BOOZE CONTROL selbst stehen dahinter im Prinzip auch kaum zurück.

Ohne dass hier irgendwelche Wimpern zucken – und die Mundwinkel auch nur angedeutet mit Blick auf die Lyrics – verteidigen die Jungs nämlich die Ehre des heiligen, des (sehr) echten Metal. Man fühlt sich als Kuttenträger alten Schlags (vermute ich) vom ersten Ton an akustisch zuhause, während innerhalb der zehn Songs von „Heavy Metal“ im Minutenrhythmus ein anderer Patch zu leuchten beginnt.

Bedeutenden Anteil daran hat Gitarrist und Sänger David Kuri, dessen Satzstellung innerhalb des Einstiegs „Night Of The Drinking Dead“ an die typischen Formulierungen Rock’n’Rolfs erinnert. Dezent klingt er an anderer Stelle auch mal wie der junge Hansi Kürsch, ansonsten aber von der Intonation und Stimmlage ziemlich deutlich nach Kai Hansen. Und überhaupt: Es würde mich insgesamt nicht wundern, würde das Duell auf dem Cover von „Heavy Metal“ mittels Gammastrahlen ausgetragen. Denn neben passagenweise den frühen BLIND GUARDIAN bzw. in den Gitarren RUNNING WILD oder vom gesamten Habitus her MAJESTY (mit einer größeren Schippe Humor) hat die gesamte Musik vor allem eine starke GAMMA-RAY-Schlagseite. Besonders die epischen, vom Tempo etwas (!) gedrosselten Momente der mittleren Werke von Herrn Hansens Truppe haben hier Spuren hinterlassen.

„Heavy Metal“ wird somit seinem Titel zweifelsohne gerecht und kann als Hommage an das Kern-Genre durchaus durchgewunken werden. BOOZE CONTROL können sowohl getragen-hymnisch (und schön MAJESTY-MANOWAR-Helden-cheesy) wie in „Swim With The Shark“ als auch melodisch-flink wie in „Strike The Earth“ und garantieren so für eine eine knappe Dreiviertelstunde bewährten Kulturgenusses ohne Reue. Besonders cool ist der flotte Rocker „Powertrain“ in der Mitte des Albums geraten.

Trotz aller Sympathie, allen Talents konstatiere ich allerdings auch, dass eine stärkere Kelle eigener Akzente im Zitatenreigen nicht geschadet hätte. Und dass es den Songs von BOOZE CONTROL (jedenfalls partiell) im Vergleich zu denen von zuletzt STALLION oder ALPHA TIGER noch etwas an Geschmeidigkeit und Dynmamik mangelt. „Thunder Child“ säuft zum Beispiel instrumental zwischen den Strophen mehrmals fast ab und „Atlantis“ ist ein allzu schunkeliger Hymnenversuch geworden.

Andererseits mag es ja Leute geben, für die genau dieses Quentchen an fehlender Perfektion einerseits bzw. pathetischer Überzogenheit andererseits das entscheidende, das charmante Qualitätsmerkmal ist, um richtig steil zu gehen. Von daher: Selber hören!

Und: Da ich zuletzt der perfekt in Szene gesetzten, aber kaum brennenden Scheibe von SERIOUS BLACK sechs Punkte gegeben habe, gibt es hier knappe sieben. Prost.

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01.03.2015

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