Booze Control - Don't Touch While Running

Review

Zwei Jahre sind wahrlich keine lange Zeit, um eine eigenständige Band zu formen. Den Braunschweigern BOOZE CONTROL hat diese kurze Zeit jedoch genügt, um ein Demo und eine EP auf den Markt zu werfen, sowie Gigs mit Bands wie DESTRUCTION oder ENSIFERUM zu spielen. So ganz nebenbei haben die vier Jungs dann auch noch Zeit gefunden, um mit “Don’t Touch While Running“ ihr erstes komplettes Album einzuspielen.

Dieses entführt den Hörer ab der ersten Sekunde zurück in die guten alten 80er. In eine Zeit als Heavy Metal noch gute handgemachte Musik war, als Einflüsse aus Blues und Rock sich zu der ultimativen Härte zusammenfanden, als die NWoBHM die Welt eroberte und Bands wie JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und SAMSON allen anderen zeigten, wo der Frosch die Locken hat. Und auch das noch junge Quartett aus Deutschland frönt mit Wonne dieser Musik. Vor allem Sänger David Kuri ist es, der mit seiner arg an ROB HALFORD erinnernden Stimme immer wieder die guten alten Zeiten beschwört. Dazu kommen dann noch zweistimmige Gitarrenläufe im MAIDEN-Stil, die er zusammen mit Jendrik Seiler zelebriert. Noch einige deutsche Soli aus der Hamburger Ecke und einen kleinen Schuss frühen Punk eingestreut und fertig ist die Suppe, die einen so herrlich nostalgischen Touch hat und – zumindest zu Beginn des Silberlings – wirklich stark wirkt. Und was kann man schon verkehrt machen, wenn man immer wieder die größten Combos des Genres zitiert? Nichts!
Dennoch ist auch auf dieser Scheibe natürlich nicht alles Gold, was glänzt. Mit fortschreitender Spieldauer wird dann doch deutlich, dass das Konzept von BOOZE CONTROL die ein oder andere Lücke aufweist. Die Stärke der 80er-Bands war es, etwas Neues und Unerhörtes zu schaffen und die Jugend damit aufzuschrecken. Dreißig Jahre später gehört diese Art von Musik allerdings längst zum Establishment und wurde von anderen, extremeren Stilen abgelöst. Wohl deshalb fällt die Spannungskurve des Albums sehr schnell sehr stark nach unten ab. Alles ist schon einmal da gewesen, alles hat man schon einmal gehört. Mitunter fühlt man sich an eine Cover-Band erinnert, die unveröffentlichte Perlen der guten alten Zeit zum Besten gibt. Leider unterstützt auch die Produktion diesen Eindruck. Zwar klingt auch sie ordentlich nach 80ern, aber wie schon beim musikalischen Material liegt auch beim Sound genau hier das Problem: Das ist alles einfach nicht mehr zeitgemäß und wirkt irgendwie angestaubt. Ein wenig mehr Eigenständigkeit stünde dem Quartett gut zu Gesicht.

Da sich auf “Don’t Touch While Running“ zudem noch lediglich sechs neue Tracks befinden – die anderen fünf stammen von der 2009er EP “Wanted“ – bleibt unterm Strich leider nur ein leicht unterdurchschnittliches Album. Dennoch sollte der geneigte Metal-Fan BOOZE CONTROL nicht aus den Augen verlieren. Denn wer nach zwei Jahren Bandgeschichte schon auf einem Niveau agiert, das JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN berühmt gemacht hat, von dem könnte auch künftig noch einiges kommen.

28.08.2011

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