Rap Metal. Lassen wir das einfach mal so stehen und warten, bis die Trve-/Kvlt-Fraktion das Feld geräumt hat. Fertig? Okay! Aus Griechenland kommen BOOM DOX und liefern Rap Metal nach relativ traditioneller Machart, entgegen dem Versprechen auf der Homepage der Band, dass man Horizonte erweitern wolle. Während in Berlin mit Sample-Techniken experimentiert wird, die sich im Hip Hop der Neuzeit durchaus in interessante Sphären entwickelt haben, bleibt man hier also bei Schusters Leisten. Prominenter Namedrop ist hier natürlich BODY COUNT, aber die sind hier sogar mehr als nur das: Vincent Price höchstselbst gibt sich auf den beiden Tracks „Guns Blazing“ und „Leave No Man Behind“ die Ehre.
BOOM DOX auf den Spuren von BODY COUNT?
Allerdings flowt Front-MC Mr. Sharp etwas zu maschinell und repetitiv, um dem Vergleich mit Ice-T wirklich stand zu halten. Das kann sicher ein Stück weit damit zusammenhängen, dass das natürlich nicht die Muttersprache des Herren sein dürfte. Seine Stimmfarbe transportiert die Flows andererseits ausreichend gut und klingt gar nicht mal so weiß, wie man das auf den ersten Blick aufs Bandfoto (2. v. r.) befürchten würde. Aber es fehlt dennoch die glaubhafte Straßenästhetik, bei der frei nach K.I.Z. auf die Aufforderung zum Bordsteinfressen hin nach Pfeffer und Salz verlangt wird. Die ärmlichen Sirenensamples in „Hit N‘ Run“ täuschen da nicht so wirklich drüber hinweg. Etwas peinlich wird seine Intonation zu Beginn von „Black Light“ mit stark aufgesetztem Britenakzent.
Was die musikalische Untermalung angeht, so bewegt man sich in dem, was im Bereich Crossover/Alternative Metal halt so üblich ist. Es gibt die gewohnte Melange aus groovebetontem Midtempo garniert mit Stakkato-Chugs der Gitarre, die regelmäßig durch lose im Hard Rock verwurzelte Licks aufgelockert werden. Nach dem guten alten Handwerkermotto „Sitzt, passt, wackelt, hat Luft“ ist das alles recht straff, aber nicht zu fest zusammengeschnürt worden. Dadurch entwickeln sich natürlich wirkende Grooves, an denen man sich aufgrund mangelnder Abwechslung allerdings auch schnell satt hört. Aus der Menge sticht mal ein „My Enemy“ aufgrund der etwas schwereren Grooves hervor, mal ein Titeltrack aufgrund der klar gesungenen Hook, das war’s dann aber auch.
„Undead Nation“ mangelt es noch an Abwechslung und Attitüde
Aufgrund dessen kommt „Undead Nation“ im Gesamten leider etwas fad herüber. Auch das Vince-Feature hinterlässt leider nicht den gewünschten, bleibenden Eindruck, wobei es ihm verziehen sei, wenn der jeweilige Song drum herum wie das uninspiriertere Material aus dem STUCK MOJO-Lager klingt. Die Agenda hinter „Undead Nation“ ist wie so oft bei politisch motiviertem Rap gut gemeint, geht es schließlich um Rassismus, Polizeigewalt, soziale Ungerechtigkeit, Korruption und Machtmissbrauch. Die Umsetzung lässt aber ganz klar zu wünschen übrig. Man sollte ja meinen, das ein Album mit einer Länge unter 30 Minuten vor Kreativität birst, aber das ist hier nicht der Fall. Das haben MARSHALL AR.TS im Vorfeld deutlich kreativer hinbekommen.
Fragwürdig ist im Hinblick auf die Agenda des Albums im Übrigen, warum ein eindeutig weißer Mr. Sharp in „My Enemy“ um die 1:49-Marke das N-Wort fallen lässt …
Kommentare
Sag Deine Meinung!