Bonfire - MMXXIII

Review

Bereits seit 1972, zunächst unter dem Namen CACUMEN, existieren BONFIRE. 1986 wurde aus CACUMEN BONFIRE, und zwischen 1986 und 1989 veröffentlichte die Band drei wegweisende Alben. „Don’t Touch The Light“, „Fire Works“ und „Point Blank“ verschafften BONFIRE den Ruf, die deutsche Antwort auf BON JOVI zu sein. 2023 veröffentlichen BONFIRE diese drei Werke als MMXXIII-Version neu.

Was beinhaltet die MMXXIII-Versionen der drei Klassiker?

In den mehr als 50 Jahre Bandgeschichte gibt es bei BONFIRE beziehungsweise CACUMEN eine konstante Größe: Hans Ziller als Komponist und Gitarrist. Selbst zwischen den drei Veröffentlichungen in den 80er Jahren gab es Bewegung im Line-up der Band. Auf allen drei Scheiben ist der langjährige Sänger Claus Lessmann zu hören, den Bass zupft Jörg Deisinger, die zweite Gitarre und die Drums wechselten bereits in der frühen Phase von BONFIRE.

Die Klassiker-Alben sind mehr als 30 Jahre alt, das aktuelle Studio-Album ist von 2020 („Fistful Of Fire“). Nachdem sich Ziller und Co. an einigen Songs der Klassiker-Alben während der Pandemie akustisch versucht haben („Roots“), folgt jetzt mit der aktuellen Besetzung die Neueinspielung der drei 80er-Jahre-Longplayer. Das bedeutet, dass am Gesang Dyan Mair zu hören ist, dazu Frank Pané (Gitarre), Ronnie Parkes (Bass) und Fabio Alessandrini (Drums). Im Vergleich zum 2020er Studioalbum gibt es einen neuen Drummer und einen neuen Sänger.

Soweit zu den Rahmenbedingungen für die MMXXIII-Versionen von „Don’t Touch The Light“, „Fire Works“ und „Point Blank“. Bei derartigen Neueinspielungen stellt sich bereits vor dem ersten Ton die Frage, ob so ein Ansatz benötigt wird. Laut Ziller sollen die Neuinterpretationen metallischer rüberkommen, aber die wesentlichen Elemente der Originalversionen wurden nicht verändert.

„Don’t Touch The Light“ in der MMXXIII-Version

Bonfire – Don’t Touch The Light MMXXIII-Version – Cover Artwork

Das Original liefert die BONFIRE-Ballade überhaupt: „You Make Me Feel“ ist ein Teil der Gründe für den Erfolg von „Don’t Touch The Light“. „Longing For You“, „SDI“ oder der Titeltrack gehören ebenfalls zum Klassiker-Repertoire der Band.

„Starin’ Eyes“ ist mit Mair ein anderer Track als mit Lessmann. Der Song ist erkennbar, aber ob diese Version sofort mit BONFIRE in Verbindung gebracht wird, ohne dass es auf der Scheibe steht, ist zu bezweifeln. Dazu ist das Organ von Lessmann beim Original zu dominant. Genauso geht es weiter: „Hot To Rock“ als Melodic-Metal-Version mit den ins Kreischen übergehenden Vocals ist weit entfernt vom Charme des Originals, gleiches gilt für „Longing For You“. Der Refrain kommt etwas besser rüber, durch die veränderten Vocals klingt der Track wie eine Cover-Version. Durchaus gelungen ist die bereits angesprochene Ballade „You Make Me Feel“, „SDI“ und der Titeltrack „Don’t Touch The Light“. Insgesamt ist die neue Version eher ein Melodic-Metal-Album mit einem Metal-Sänger.

„Fire Works“ in der MMXXIII-Version

Bonfire – Fire Works MMXXIII-Version – Cover Artwork

Das zweite Album unter der Fahne BONFIRE liefert Ohrwürmer wie „Ready 4 Reaction“, „Never Mind“ oder „American Nights“. Der BON-JOVI-Effekt ist reduziert, dafür schimmern an jeder Ecke Einflüsse von Bands wie die SCORPIONS, PRETTY MAIDS, POSION, DEF LEPPARD oder DOKKEN durch. Es geht mehr zum Glam Rock oder Hair Metal, welcher vor allem in den USA boomt.

Die neue Version von „Ready 4 Reaction“ kann sich mit dem Original durchaus messen, gefühlt ist die MMXXIII-Version einen Tick schneller. Ob „Never Mind“, „Sleeping All Alone“ oder “Sweet Obsession”: die etwas härtere Ausrichtung von „Fire Works“ gegenüber „Don’t Touch The Light“ im Original kommt Sänger Mair entgegen. Nicht alle Nummern können überzeugen („Rock Me Now“, „Cold Days“) trotzdem kann die MMXXIII-Version von „Fire Works“ den Vergleich zum Original antreten. Der Sprung vom Glam Rock / Hair Metal zum Melodic Metal / Melodic Rock ist durchaus gelungen.

„Point Blank“ in der MMXXIII-Version

Bonfire – Point Blank MMXXIII-Version – Cover Artwork

Das dritte Album von BONFIRE kam am 3. Oktober 1989 auf den Markt und wie bei den beiden Vorgängern gibt es gleich einen Hit an der Startposition: „Bang Down The Door“ geht ins Ohr und gehört auch heute noch zum Set der Band bei Live-Konzerten. „Hard On Me“, „Tony’s Roulette“ oder „Who’s Foolin‘ Who“ sind weitere bekannte Nummern auf der „Point Blank“. Je nach Version befinden sich bis zu 17 Songs auf dem Album. Eine weitere Besonderheit: Ziller wurde während der Aufnahmen von der Band entlassen, obwohl er zehn Tracks auf „Point Blank“ geschrieben hat. Keine zwei Jahre später war Ziller wieder bei BONFIRE aktiv.

Wie der Vorgänger ist auch „Point Blank“ zwischen Hard Rock und Hair Metal beheimatet. Folglich gelingt der Übergang zum melodischen Metal und Rock ähnlich wie bei „Fire Works“. Songs wie „Gimme Some“, „Say Goodby” oder auch die Hits „Hard On Me“ und „Tony’s Roulette“ interpretiert Mair anders als Lessmann. Nichts desto trotz gibt es melodischen Hard Rock, welcher die BONFIRE-DNA liefert. Die MMXXIII-Version des Longplayers von 1989 muss sich nicht hinter dem Original verstecken und passt in die melodische Hard-Rock-Welt des Jahres 2023.

Wer benötigt die MMXXIII-Version?

Diese Frage steht bereits im Raum, bevor der erste Ton aus den Boxen dröhnt. Wer BONFIRE in der aktuellen Besetzung bereits live gesehen und für gut befunden hat, kann bei den drei Scheiben bedenkenlos zugreifen. Wer die Klassiker, allen voran die Vocals von Claus Lessmann, mit dem Charme der späten 80er Jahre bevorzugt, wird mit den neuen Aufnahmen nur bedingt glücklich werden. Überspitzt ausgedrückt sind die MMXXIII-Versionen das Covern von drei BONFIRE-Klassikern. Die Die-Hard-Fans der drei 80er Jahre Scheiben sollten die Neueinspielungen im 2023er Jahre Gewand antesten, genauso wie die Anhängerschaft von Melodic Rock und Melodic Metal.

26.09.2023

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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