Bonded - Rest In Violence

Review

Es ist schon ein bisschen verwunderlich, dass der Begriff der All-Star-Group sich bei BONDED gar nicht so stark aufdrängt. Die beiden ehemaligen SODOM-Mitglieder Bernemann und Makka, der ehemalige SUICIDAL-ANGELS-Gitarrist Chris Tsitsis und der ASSASSIN-Sänger Ingo Bajonczak stehen für eine nicht gerade geringe Thrash-Metal-Prominenz. Das liegt wahrscheinlich am Narrativ: SODOM um Tom Angelripper orientieren sich an der Glanzphase aus den Achtzigern. Im Gegensatz dazu wollen BONDED mit Bernemann und Makka den Weg von „Decision Day“ weiter gehen. Man verfällt allzu leicht der Versuchung, „Rest In Violence“ einer kontrafaktischen Kontinuität zuzuordnen, in der die beiden immer noch bei SODOM wären.

Kann Spuren von SODOM enthalten

„Rest In Violence“ widerspricht dieser auch nicht. Viele Trademarks sind ähnlich. Es fehlt natürlich Angelrippers ikonischer Gesang, Bajonczak kann mit seinem eigenen Stil diese Lücke allerdings befriedigend ausfüllen. Die BONDED-Songs fallen allerdings nicht so zackig aus. Wobei die Herkunft von Bernemann und Makka in ‚Suit Murderer‘ etwa unüberhörbar ist. Das Gekloppe, die rauschenden Gitarren und der geschriene Gesang vereint in eingängigen Songs. Das ist praktisch die SODOM-Essenz. Allerdings sind BONDED nicht so stark der SODOM-Attitüde verhaftet, daher fehlt einerseits die Schwärze, lässt aber auch den Raum für neues offen. Der Titeltrack demonstriert vor allem durch den Gastauftritt von Bobby Blitz Ellsworth die Nähe zum amerikanischen Thrash Metal, wie auch ‚The Rattle & The Snake‘ mit seiner SLAYEResken Einstiegsmelodie.

Auf dem Album bricht das Quintett erfrischenderweise mit einigen Thrash-Konventionen: Mit ‚Godgiven‘ erfolgt ein relativ langsamer Einstieg. ‚The Rattle & The Snake‘ trumpft durch eine Mundharmonika. ‚No Cure For Life‘ weckt Assoziationen an Grunge und die 90er-Jahre. Und trotz der vielen melodischen Gitarren-Läufe klingt es jederzeit schön dreckig. Zum Ende geht dem Album die Luft aus, was das Finale ‚The Outer Rim‘ aber effektvoll kaschieren kann. Es geht mit einem balladesken Teil los, in dem Bajonczak sogar clean singt. Erst nach der Hälfte des Songs wird es etwas thrashiger, ehe im Schluss die Grenzen zwischen beidem verfließen. Äußerst interessant.

„Rest In Violence“ trumpft durch eine offenere Machart

„Rest In Violence“ ist das erste Thrash-Ausrufezeichen des neuen Jahres. Denn BONDED können durch die Kombination des typischen SODOM-Sounds und neuer Elemente tatsächlich ein hörenswertes und interessantes Album kreieren und zeigen damit, dass ein Schritt „Back to the roots“ nicht immer die beste Option ist.

10.01.2020
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