Das norwegische Powertrio BOKASSA legt mit „All Out Of Dreams“ den Nachfolger zu seinem gelobten 2021er-Werk „Molotov Rocktail“ vor und geht offensiv ein paar Änderungen an. Immerhin drücke der Albumtitel vielleicht auch die Hoffnungslosigkeit hinsichtlich der eigenen Karriere aus, wie die Band augenzwinkernd zu Protokoll gibt, schließlich habe sie ja den Traum einer eigenen Insel im Pazifik noch nicht verwirklichen können.
BOKASSA haben nicht gekleckert, sondern geklotzt
Also haben die Jungs im Vorfeld nicht gekleckert, sondern geklotzt. Beispielsweise wurde das Tue-Madsen-Rundumsorglospaket gebucht, um „All Out Of Dreams“ einen möglichen fetten Sound zu verpassen. Dabei wurden die auf dem letzten Album noch präsenten Stoner-Elemente zurückgedrängt oder gleich plattgewalzt. Das Ganze klingt noch direkter, zielgerichteter, mehr geradeaus. So, als wenn man eine Dampfwalze innerhalb kürzester Zeit auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt. Wobei, falsches Gerät … ein Song wie „No More Good Days“ kommt halt ziemlich flott vom Fleck und bewegt sich auch eher behende als mit überdimensioniertem Ballast.
Was sofort auffällt: BOKASSA legen mit dem Opener „This Ending Starts Today“ nicht nur ohne unnötige Umwege los, sondern auch sehr viel Wert auf Mitsing-Appeal. Da ist ein „Wohoho“ nur einen Refrain entfernt, und die Faust ist ebenso schnell gereckt, wie im Takt mitgeklatscht werden kann. Wobei die Songs keine süße Klebrigkeit verbreiten: Bei allem Augenzwinkern klingt bei vielen Songs ein eher negativer Touch mit (wie beispielsweise beim Titeltrack).
Da ist aber ein aus vielen Kehlen gegrölter Refrain wie ein verbindendes Element, um bei den Songs doch noch so etwas wie Befriedigung zu spüren. Und das dreiviertelminütige Metallic Hardcore-Stück „Everyone Fails In The End“ hat nicht nur wegen des Titels etwas Tröstliches. Außerdem konnte die Band beim Uptempo-Heavy-Rocker „Garden Of Heathen“ Lou Koller von der NYHC-Legende SICK OF IT ALL für eine Gastperformance gewinnen – was hat denn bitte schön Power, wenn nicht das?!
„All Out Of Dreams“ ist zupackend (fehlt aber der ganz große Hit)
„All Out Of Dreams“ ist also schon zupackend, wenngleich weniger über Lieblichkeit, sondern über die schiere Power. Was dem Album allerdings bei aller Direktheit abgeht, ist das ganz große Hitpotential. „Storm The Capitol“ geht schon in die richtige Richtung, aber was so ein wenig fehlt, ist ein Refrain, den man morgens unter der Dusche oder abends beim Zähneputzen mitsummt, wenn die Platte längst verstummt ist. Trotzdem liefern BOKASSA mehr als ordentlich ab – und sie haben mit „All Out Of Dreams“ ein vielseitiges Album am Start, das bei jedem neuen Durchlauf dann doch die Gewissheit verbreitet, dass es keine Option ist, einfach still zu sitzen.
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