Bölzer - Lese Majesty

Review

BÖLZER haben auf „Hero“ beeindruckend bewiesen, dass sie auch Full-Length-Werke kreieren können. Dennoch ist ihre Beziehung zu EPs eine besondere. Schließlich waren ihre ersten Veröffentlichungen im kürzeren Format gehalten und haben sie aus dem Dunst aus okkulten Black/Death-Metal-Kapellen hervorgehoben. „Lese Majesty“ ist nun irgendwie ein Zwischending, das bei einer knappen halben Stunde für eine EP fast schon zu lang ist, aber unter diesem Format veröffentlicht wird.

Dies aber nur als Randbemerkung, denn das Format entscheidet schließlich nicht über die Qualität. Diese wiederum ist bei BÖLZER aber, man kann es nicht anders sagen, erneut überragend. Die vier Songs hätten auch „Hero“ gut zu Gesicht gestanden und hätten vermutlich nicht als B-Ware, sondern als kleine Highlights aus einem ohnehin starken Album hervorgestochen. Aber so legt das Duo nun ein kraftvolles, energetisches und gleichzeitig atmosphärisches Werk vor, das in seiner Wirkung zu den besseren Veröffentlichungen im Jahr 2019 gehören.

„Lese Majesty“ bietet ein komplexes Schauspiel

Auch weil BÖLZER eben gar nicht so viel an ihrem Stil verändert haben. Noch immer ist der Sound drückend, die Band voller Energie und der Anteil an Klargesang spannend hoch, ohne dass dabei der spannende Gesangsmix aus Krächzen und Growlen von KzR vernachlässigt wird. Obendrein gibt es wieder viel zu entdecken, in einem Klangbild, das gleichermaßen rituell wie warm wirkt, ohne dabei auf schnellere, angriffslustige Passagen zu verzichten. „Lese Majesty“ bietet ein ziemlich komplexes Schauspiel, das neben aller Leidenschaft auch vom Können der Musiker getragen wird, die anspruchsvolle Wechsel und spannungsgeladene Momente in ihren Songs vereinen. Im Gegensatz zu vielen ihrer oberflächlich stilistischen Artgenossen bleiben BÖLZER dabei nachvollziehbar, zugänglich, ohne dabei auch nur einen Hauch an Beliebigkeit auszustrahlen.

Bei BÖLZER liegt man nie falsch

Genau hier liegt die größte Stärke der zwei Musiker. BÖLZER sind eigenwillig ohne dabei gezwungen verschroben wirken zu wollen. Stattdessen sind die Schweizer in ihrer eigenen Welt irgendwie zugänglich, aber gleichzeitig außerweltlich unterwegs. Eine schwebende bis erhebende Atmosphäre verströmt auch „Lese Majesty“, die ebenso zum Nebenbeigenuss wie zu einer detaillierten Beschäftigung mit dem Werk verleitet – ein kleines Kunststück, das noch deutlicher untermauert warum jedem neuen BÖLZER-Werk entgegenfiebert werden sollte.

05.01.2020

Chefredakteur

Exit mobile version