Body Count - Manslaughter

Review

Während der Arbeiten am Review zur neuen BODY COUNT-Platte „Bloodlust„, musste ich mit Schrecken feststellen, dass es auf metal.de noch kein Review zum Vorgänger „Manslaughter“ gibt. Also ran an die Tasten und diesen Fehler bereinigen.

Als „Manslaughter“ 2014 erschien, hat wohl niemand mehr ernsthaft mit ’nem neuen BODY COUNT-Album gerechnet. Der letzte Silberling lag acht Jahre zurück. Bis auf den Titelsong zum X-Box-360-Spiel „Gears Of War 3“, in dem Frontmann ICE-T als Synchronsprecher in Erscheinung trat, gab die Band kaum ein Lebenszeichen von sich. Doch schon die erste Single-Auskopplung „Talk Shit, Get Shot“ ist ein Statement, das sich gewaschen hat. Den Refrain vergisst keiner so schnell und die Strophen legen einen Groove vor, der kaum einer anderen Band so gelingt. Dazu rappt ICE-T mit einem amtlichen Flow über den Track. Die Gesangsversuche früherer BODY COUNT-Alben hat er endgültig ad acta gelegt. Dadurch rückt die Band mehr in die Nu-Metal-Ecke als je zuvor. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Bands dieser Richtung, lassen BODY COUNT nie die Aggression vermissen, die Metal und Hardcore ausmacht.

BODY COUNT zeigen sich sozialkritisch

Der Hardcore-Einfluss spiegelt sich auch in den Texten wider. Songs wie „Back To Rehab“, „Get A Job“ oder das SUICIDAL TENDENCIES-Cover „Institutionalized 2014“ sind nicht bloß pure Aggro-Bolzen, sondern vermitteln auch sozialkritische Inhalte. Dabei wird aber nie der moralische Zeigefinger erhoben. Auf der anderen Seite steht mit „Black Voodoo Sex“, „Manslaughter“ und „Pop Bubble“ (mit Gast-Vocals von HATEBREEDs Jamey Jasta!) eine Reihe von Tracks, die BODY COUNT von ihrer humorvollen Seite zeigen. Dieser Mix aus spaßigen und ernsten Texten sorgt dafür, dass die Platte trotz Gesellschaftskritik nie das Gefühl vermittelt, dass sich ICE-T und seine Jungs zu wichtig nehmen.

Doch auch abseits der Texte, macht das Songmaterial auf „Manslaughter“ durch die Bank weg Laune. Einzig die Ballade (ja, kaum zu glauben, ich weiß) „I Will Always Love You“ wirkt unausgegoren und zündet nicht. Ansonsten gibt es keine Ausfälle. Natürlich sind BODY COUNT keine sonderlich virtuosen Musiker. Aber auf „Manslaughter“ holen sie das Maximum aus ihren begrenzten technischen Fähigkeiten raus. Griffige Refrains, einprägsame Riffs, ein durchweg amtlicher Groove – BODY COUNT haben ihre ganz eigenen Stärken. Da ist es dann auch egal, dass die meisten Songs gefühlt auf den selben drei Akkorden basieren. Noch dazu ist die Produktion von „Manslaughter“ extrem fett geraten, ohne zu glatt gebügelt zu sein. Auch an der Soundfront ist also alles bestens.

Jeder, an dem diese Crossover-Perle bislang vorbei gegangen ist, sollte schleunigst den Plattenladen seines Vertrauens aufsuchen. BODY COUNT lösen sicherlich keine Revolution mehr aus. Eine der spaßigsten Platten aus dem Jahr 2014 ist „Manslaughter“ aber zweifellos.

29.03.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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